Jünger und männlicher: Der neue Bundestag in Zahlen
Leicht verjüngt und weniger Frauen: So lassen sich die 630 Abgeordneten des neuen Bundestages im Vergleich zur letzten Wahlperiode beschreiben. Ganz anders ist es bei der SPD-Bundestagsfraktion. Was sich sonst noch im Parlament geändert hat, zeigt ein Blick auf die Zahlen.
Juliane Sonntag/photothek.de
Der neue Bundestag umfasst künftig 630 Abgeordnete aus fünf Fraktionen.
Deutschland hat gewählt und das Ergebnis stand diesmal schon vorher fest. Zumindest, was die künftige Anzahl der Bundestagsabgeordneten angeht. Denn durch das von der Ampel-Koalition geänderte Wahlrecht ist diese Zahl auf 630 Abgeordnete festgelegt.
Überhang- und Ausgleichsmandate gibt es seitdem nicht mehr. Das Grundgesetz regelt, dass der Bundestag spätestens 30 Tage nach der Wahl zu seiner konstituierenden Sitzung zusammentreten muss. Der letztmögliche Termin dafür wäre demnach der 25. März. Bis dahin muss im Plenarsaal viel geschraubt und umgebaut werden, 103 Stühle müssen raus. Sie werden künftig nicht mehr gebraucht, viele andere müssen neu angeordnet werden.
Die Fraktionen
Erst spät in der Nacht nach der Bundestagswahl stand das vorläufige Endergebnis fest und damit auch, wie viele Fraktionen es künftig im Parlament geben wird. Denn BSW (4,97 Prozent) und FDP (4,33) verpassten knapp den Einzug in den Bundestag. Dort wird in Zukunft wieder die CDU/CSU mit 208 Sitzen die stärkste Fraktion sein. Sie hat damit auch das Vorschlagsrecht für das Amt der Bundestagspräsidentin oder des Bundestagspräsidenten. Bislang hatte das Amt Bärbel Bas von der SPD inne.
Die rechtsextreme AfD wird erstmals zweitstärkste Fraktion mit 152 Sitzen, die SPD-Fraktion verkleinert sich um 87 Sitze von 207 auf 120 Abgeordnete. Die Grünen sind künftig mit 85 Abgeordneten im Parlament vertreten, die Linken mit 64. Eine Ausnahme bildet der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) als Minderheiten- und Regionalpartei in Schleswig-Holstein. Der SSW ist daher unabhängig von der Fünf-Prozent-Hürde weiter mit einem Abgeordneten im Parlament vertreten.
Alte und neue Abgeordnete
408 Abgeordnete wurden in den Bundestag wiedergewählt, 222 ziehen erstmals in das höchste deutsche Parlament ein. Innerhalb der SPD-Fraktion ist das Verhältnis zwischen alten und neuen Abgeordneten etwas anders. Nach dem Wahlerfolg 2021 zogen mehr als 100 SPD-Abgeordnete neu in den Bundestag ein, diesmal sind es gerade einmal elf.
Der dienstälteste Bundestagsabgeordnete ist Gregor Gysi von den Linken, der auch diesmal wieder das Direktmandat im Berliner Wahlkreis Treptow-Köpenick gewann. Gysi gehört dem Bundestag seit dem Inkrafttreten der Wiedervereinigung im Jahr 1990 an. Dadurch besitzt er als sogenannter Alterspräsident das Anrecht, die konstituierende Sitzung des neuen Bundestages zu eröffnen.
Direkt und über die Landeslisten gewählt
299 Bundestagswahlkreise gibt es. Im neuen Parlament sitzen jedoch nur noch 276 direkt gewählte Abgeordnete. Auch das hat mit der Wahlrechtsreform zu tun. Denn dadurch ziehen nur noch so viele Wahlkreisgewinner*innen direkt in den Bundestag wie ihrer Partei gemäß des Zweitstimmenergebnisses im jeweiligen Bundesland Sitze zustehen.
Für die SPD bedeutete das in Bremen beispielsweise, dass sie wie immer seit 1949 dort beide Wahlkreise gewann, jedoch mit Uwe Schmidt erstmals nur ein Wahlkreisgewinner in den Bundestag einziehen durfte.
Insgesamt haben 45 SPD-Kandidat*innen ihre Wahlkreise direkt gewonnen. Das beste Erststimmenergebnis erzielte der Parteivorsitzende Lars Klingbeil. Mit 42,1 Prozent gewann er seinen Wahlkreis Rotenburg I-Heidekreis in Niedersachsen. In der neuen SPD-Fraktion sind somit 44 direkt gewählte Abgeordnete vertreten und 96, die über die jeweiligen Landeslisten ins Parlament eingezogen sind.
Die regionale Verteilung
Nordrhein-Westfalen ist das bevölkerungsreichste Bundesland. Entsprechend kommen mit 136 Abgeordneten anteilig auch die meisten aus NRW, in der SPD-Fraktion bleibt die NRW-Landesgruppe mit 31 Abgeordneten die größte. Dagegen gehören künftig nur noch 13 Abgeordnete aus den fünf ostdeutschen Flächenländern der Fraktion an.
Die Altersstruktur
Das Durchschnittsalter im Bundestag sinkt geringfügig: von 47,3 auf 46,9 Jahre. Die SPD-Abgeordneten liegen etwas darüber sind durchschnittlich 47,6 Jahre alt (2021: 46,1 Jahre). 2021 waren noch 49 Abgeordnete im Juso-Alter in den Bundestag eingezogen. Die saarländische Sozialdemokratin Emily Vontz war die jüngste Parlamentarierin. Diesmal ist unter den zehn jüngsten Bundestagsabgeordneten kein*e einzige*r aus der SPD. Stattdessen haben von den einstmals 49 jungen SPD-Abgeordneten gleich 20 den Wiedereinzug ins Parlament verpasst.
Die Geschlechterverteilung
Die Initiative BrandNewBundestag hatte Anfang des Jahres schon in einer Studie davor gewarnt, dass das Parlament älter und männlicher werden könnte. Zumindest männlicher ist er geworden. Nach der Wahl 2021 hatten es unter den Abgeordneten 35,7 Prozent Frauen ins Parlament geschafft. Nun sinkt ihre Zahl wieder auf 32,5 Prozent. In der SPD-Fraktion liegt der Frauenanteil mit 42,5 Prozent deutlich darüber. Nach unten ziehen den Schnitt dafür die Fraktionen von CDU/CSU und AfD.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo