Das Ruhrgebiet bleibt rot: SPD verteidigt Hochburgen im Westen der Republik
Das Ergebnis der Bundestagswahl am Sonntag war für die SPD eine herbe Niederlage. Doch es gab auch positive Nachrichten: So konnte die Partei viele ihrer Hochburgen im Westen der Republik verteidigen.
IMAGO / Funke Foto Services
Der SPD-Abgeordnete Mahmut Özdemir hat in Duisburg erneut das Direktmandat gewonnen.
Seit 1961 hat die SPD im Wahlkreis Duisburg II immer das Direktmandat gewonnen, zuletzt dreimal in Folge durch Mahmut Özdemir, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium. Doch diesmal drohte laut Rechenmodellen des Meinungsforschungsinstituts YouGov ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem AfD-Kandidaten. Letztlich wurde es aber doch wieder eine klare Angelegenheit für den SPD-Kandidaten. Özdemir kam auf 33,1 Prozent der Erststimmen und setzte sich damit klar gegen Sascha Lensing von der AfD (26,5) und den CDU-Kandidaten Björn Pollmer (19,9) durch.
Ähnlich lief es in weiteren Wahlkreisen im Ruhrgebiet. Sebastian Fiedler war von 2018 bis 2021 Vorsitzender des Bundes deutscher Kriminalbeamter. Bei der vergangenen Wahl triumphierte er im Wahlkreis Mülheim – Essen I, ebenfalls seit 1961 fest in der Hand der SPD. Im Bundestag war Fiedler bislang kriminalpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Nun drohte auch ihm ein knappes Ergebnis und ein mögliches Ausscheiden. Er setzte sich jedoch mit 32,6 Prozent im Endeffekt deutlich durch, auch weil sein Erststimmenergebnis beachtliche neun Prozentpunkte über dem Zweitstimmenergebnis der SPD im Wahlkreis lag.
SPDings – der „vorwärts“-Podcast, Folge 6 mit Sebastian Fiedler
Sebastian Fiedler ist Vorsitzender des Bundes deutscher Kriminalbeamter. Auch politisch liegt ihm das Thema Sicherheit sehr am Herzen. Im Wahlkreis Mülheim – Essen I kandidiert der Tierliebhaber für den Bundestag und will künftig innerhalb der SPD-Fraktion als Ansprechpartner für diesen Themenbereich fungieren.
Den Nachbarwahlkreis Essen II hat in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie eine andere Partei als die SPD gewonnen. Anfang des Jahrtausends triumphierte hier der damalige SPD-Kandidat noch mit Ergebnissen jenseits der 60-Prozent-Marke. Nachdem der bisherige Abgeordnete Dirk Heidenblut sich nicht mehr zu Wahl gestellt hatte, ging der Polizeibeamte Ingo Vogel erstmals für die SPD ins Rennen. Auch ihm gelang es, den Wahlkreis zu verteidigen. War es bei den Zweitstimmen noch ein Dreikampf zwischen SPD, CDU und AfD, so distanzierte Vogel seine Kontrahenten im Rennen um das Direktmandat deutlich. Er gewann mit 30,3 Prozent vor Florian Fuchs von der CDU (24,7) und dem früheren AfD-Europaabgeordneten Guido Reil (23,1).
Gelsenkirchen bleibt Rot
Beim Fußball ist die Farbenlehre in Gelsenkirchen und insbesondere im Stadtteil Schalke klar: Es dominieren weiß und blau. In der Politik bislang auch, jedoch mit anderer Färbung: rot. Seit 1949 gewinnt die Sozialdemokratie hier bei Bundestagswahlen. Markus Töns hat am Sonntag zum dritten Mal in Folge dafür gesorgt, dass es dabei bleibt, zumindest was das Direktmandat angeht. Denn bei den Zweitstimmen lag die AfD mit 24,7 Prozent hier erstmals vor der SPD. Dennoch gewann Töns den Wahlkreis klar mit 31,4 Prozent vor seinem AfD-Kontrahenten, der nur auf 25,8 Prozent kam.
„Ein kleiner Trost“ in Bremen
„Am Ende eines bitteren Wahlabends ein kleiner Trost: Die SPD bleibt weiter stärkste politische Kraft im Land Bremen und gewinnt beide Direktwahlkreise“, schrieb der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte am Sonntagabend auf X. Auch hier gilt: Seit es Bundestagswahlen gibt, gibt es in beiden Bremer Wahlkreisen Siege der SPD. Dabei bleibt es auch, allerdings mit einer Veränderung: Während der frühere Hafenarbeiter Uwe Schmidt den Wahlkreis Bremen – Bremerhaven II mit 30,3 Prozent klar gewann, war es für die frühere Bremer Staatsrätin Ulrike Hiller im Nachbarwahlkreis knapper. Sie kam auf 25,2 Prozent der Stimmen und zieht trotz Gewinn des Wahlkreises nach dem neuen Wahlrecht nicht in den Bundestag ein.
Im Osten gewinnt nur Scholz
Bei der Bundestagswahl 2021 triumphierte die SPD in Ostdeutschland. Die Partei war stärkste Kraft, gewann in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sämtliche Direktmandate sowie weitere in Thüringen, Sachsen und Brandenburg. Diesmal durfte sich nur einer freuen: Bundeskanzler Olaf Scholz. Er gewann seinen Potsdamer Wahlkreis trotz großer Verluste knapp mit 21,8 Prozent. Für die SPD-Abgeordnete Maja Wallstein half in ihrem Cottbuser Wahlkreis dagegen auch ein Wahlaufruf der Grünen wenig. Hier siegte der AfD-Kandidat mit fast 20 Prozentpunkten Vorsprung.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo