Fanclub im Bundestag: Parteiübergreifende Unterstützung für jüdische Sportler
Um sich mit jüdischen Sportler*innen zu solidarisieren, haben Parlamentarier*innen die Bundestags-Makkabäer*innen gegründet. Was sich hinter der parteiübergreifenden Initiative verbirgt, erklärt der SPD-Abgeordnete Mahmut Özdemir.
IMAGO / Matthias Koch
Sport ohne Bedrohungen: Makkabi Berlin bejubelt den Gewinn des Berliner Fußball-Landespokals im Sommer 2023.
Nach dem terroristischen Angriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 häuften sich auch hierzulande antisemitische Vorfälle. So sollen beim B-Jugend-Spiel zwischen TuS Makkabi und Schwarz-Weiß Neukölln in Berlin Jugendspieler antisemitisch beleidigt und tätlich angegriffen worden seien. Auch in den Niederlanden kam es vor wenigen Wochen nach dem Europa-League-Spiel zwischen Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv zu Ausschreitungen und Zusammenstößen zwischen propalästinensischen Demonstrant*innen und israelischen Fans.
Özdemir: „Bedingungslose Solidarität und konkrete Unterstützung“
Bundestagsabgeordnete unterschiedlicher Fraktionen nahmen dies nun zum Anlass, um ihre Solidarität mit jüdischen Sportler*innen zu bekunden. Sie entschlossen sich, die „Bundestags-Makkabäer“ zu gründen. Mahmut Özdemir ist SPD-Abgeordneter, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium und Kapitän des FC Bundestag, der Fußballmannschaft des Parlaments. Er war an der Gründung des Fanclubs maßgeblich beteiligt.
„Ich bin gläubiger Muslim und damit der festen Überzeugung, dass der Mensch im Vordergrund steht und nicht die Religion. Zusehen zu müssen, dass Leute ihren Sport nicht unbehelligt nachgehen können, ohne Beleidigungen und Bedrohungen ausgesetzt zu sein, macht mich traurig und ist für mich ein unhaltbarer Zustand, der die bedingungslose Solidarität aber auch die konkrete Unterstützung der Mehrheitsgesellschaft benötigt“, erklärt Özdemir auch Nachfrage des „vorwärts“.
In den Religionen getrennt, im friedlichen Miteinander vereint
Zugleich berichtet er von einem Freundschaftsspiel, das er im November 2023 als Kapitän des FC Bundestag gegen TuS Makkabi Berlin organisierte. „Als gesamtes Team des FC Bundestag war es uns wichtig, uns nach der grausamen terroristischen Gewalt der Hamas in Israel am 7. Oktober mit der Mannschaft von TuS Makkabi Berlin zu solidarisieren. Es wurde leider deutlich, dass mit den schrecklichen Ereignissen im Nahen Osten auch große Herausforderungen im bundesweiten aber insbesondere auch im Berliner (Sport-)Alltag verbunden sind“, sagt Özdemir.
Die Makkabi-Vereine zeigten aus seiner Sicht eindrucksvoll, wie unterschiedliche Religionen friedlich miteinander in einem Verein spielen und zu einem echten Team verschmelzen. „In den Religionen getrennt, aber im Streben nach einem friedlichen Miteinander vereint, das ist doch genau der richtige Ansatz. Sport ist schließlich der beste Katalysator, um Trennendes zu Überwinden und zu einem Gemeinschaftsgefühl und damit einem besseren Klima in unserer Gesellschaft zu kommen“, meint der SPD-Abgeordnete.
„Bundestagsmakkabäer“ wollen als Verein aktiv werden
Die „Bundestagsmakkabäer“ wollen sich künftig als eingetragener Verein organisieren und vordergründig Gesprächsformate anbieten, aber auch ganz konkret vor Ort Sportveranstaltungen und Spiele der verschiedenen jüdischen Sportvereine besuchen oder auch einfach nur gemeinsam Spiele angucken. „Außerdem stehen wir als Gesprächspartner für Besuchergruppen im Deutschen Bundestag zur Verfügung“, sagt Özdemir.
Für Makkabi Deutschland ist die Gründung des Fanclubs eine starke Antwort auf die Bedrohungen, die Jüdinnen und Juden aktuell zu spüren bekommen. Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland, betonte: „Die Gründung des Bundestags-Makkabäer-Fanclubs ist kein bloßer symbolischer Akt, sondern der Startpunkt für eine gemeinsame Arbeit, die jüdisches Leben stärkt, schützt und sichtbar macht.“ Makkabi Deutschland wurde bereits im Jahr 1903 von deutsch-jüdischen Sportvereinen als Dachverband gegründet und war zugleich Gründungsmitglied der Makkabi-Weltunion.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo
Antisemitismus
Der Artikel hat mich peinlich berührt. Man kann Antisemitismus nicht mit Antizionismus gleichsetzen. Bildet euch mal weiter bei Mosche Zuckermann, Ilan Pappe, Ester Bejarano ........ .
Die Politik von Herrn Natanjahu + Co. kann ich nicht gutheißen.
Mögen einige verantwortliche auch glauben mit ihrer bedingungslosen Solidarität zu diesem Mann die Schuld an Auschwitz abzutragen. Diese Schuld ist nicht abtragbar.