Inland

Auch Beamte und Selbstständige: So will Bärbel Bas die Rente sichern

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas hält daran fest, dass auch Selbstständige und Beamte in das Rentensystem einzahlen. Warum das für sie ein Gerechtigkeitsthema ist, erklärt sie beim Sozialstaatskongress der IG Metall.

von Vera Rosigkeit · 18. Juni 2025
Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas will die heutige Rentenversicherung zu einer Erwerbstätigenversicherung entwickeln, in die auch Beamte und Selbstständige einzahlen

Die drei Säulen der Altersvorsorge für Arbeitnehmer*innen und Angestellte in Deutschland sind schnell erklärt: Neben der gesetzlichen Rentenversicherung sollen betriebliche und private Altersvorsorgen den Lebensstandard im Alter sichern. Letztere haben eine Ergänzungsfunktion: Da das Rentenniveau hierzulande kontinuierlich sinkt, wird die Lücke zwischen der Altersrente zum aktuellen Durchschnittseinkommen immer größer.

Doch 74 Prozent der Menschen in Ostdeutschland leben im Alter ausschließlich von der gesetzlichen Rente und haben keine zusätzliche private oder betriebliche Altersvorsorge. Da jetzt zu kürzen, treffe genau die Menschen, die nach einem langen Arbeitsleben im Alter keine andere Basis haben, betonte Bundearbeitsministerin Bärbel Bas am Dienstag auf dem Sozialstaatskongress der IG Metall in Berlin. 

Rentenniveau von 48 Prozent reicht nicht

Im Gespräch mit der IG-Metall Vorsitzenden Christiane Benner stellte die SPD-Politikerin klar, dass das Rentenniveau laut Koalitionsvertrag zwar bis 2031 bei 48 Prozent gesichert wird, doch das alleine „wird am Ende nicht reichen“. Die neue Rentenkommission werde über alle drei Säulen nochmals reden müssen. Auch, weil nicht alle über eine Betriebsrente oder private Zusatzversicherung verfügen. Ihr Ziel definierte Bas so: „Ich möchte, dass wir am Ende über die drei Säulen, gerecht verteilt und vernünftig organisiert, eine lebensstandardsichernde Rente haben.“ Dass das eine Herausforderung ist, weiß sie – zusätzlich zu den Baby-Boomer-Jahrgängen, die in den kommenden Jahren in Rente gehen werden und die Rentenkassen somit stärker belasten. Gleichzeitig müssten die Pläne der Kommission auch tragfähig für die nächste Generation sein, so ihr Anspruch.

Vor diesem Hintergrund bekräftigte Bas ihren Vorstoß, dass auch Beamt*innen, Abgeordnete und Selbstständige in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, um die Basis der Einzahlenden zu erweitern. 

Rentenversicherung für Beamt*innen und Selbstständige 

Bereits im Mai war sie mit diesem Vorschlag an die Öffentlichkeit getreten. Von Seiten der Union, aber auch von Arbeitgeber*innen und vom Beamtenbund, hagelte es Kritik. Anders bei den Mitgliedern der IG Metall. Für ihren Appell zu überlegen, „ob man das nicht hinkriegt“, langfristig von der heutigen Rentenversicherung zu einer Erwerbstätigenversicherung zu kommen, die Beamt*innen und Selbstständige mit einschließt, gab es am Dienstag viel Applaus. Gewerkschaften und auch Sozialverbände stehen hinter diesem Modell, dass in der SPD schon lange gefordert wird. Für Bas ist es ein „Gerechtigkeitsthema“, zugleich aber auch „ein langer Weg“.

Zuvor hatte sich Bas ebenfalls kritisch zur aktuellen Arbeitszeit-Debatte geäußert. „Mich bringt es in Rage, wenn immer unterstellt wird, es wird hier in diesem Land zu wenig gearbeitet“, sagte sie. Ihrer Meinung nach würden falsche Statistiken miteinander verglichen. Auch würden solche Unterstellungen nicht die Arbeitsleistung berücksichtigen, die ehrenamtlich und unbezahlt geleistet werde. „Wenn wir die nicht hätten, wäre dieser Sozialstaat nicht miteinander zu machen.“ Bas forderte bei diesem Thema, zu einer sachlichen Ebene zurückzukehren.

Nur jedes zweite Gewerkschaftsmitglied zufrieden

Unter dem Motto „Der Sozialstaat ist mehr wert, als er kostet“ hatte die IG Metall am Dienstag rund 200 Betriebsrät*innen sowie Vertreter*innen aus Politik und Wissenschaft eingeladen, um über die Zukunft des Sozialstaats zu diskutieren. Eine repräsentative Umfrage unter den rund 2,3 Millionen Mitgliedern der weltweit größten organisierten Arbeitnehmer*innenvertretung ergab, dass lediglich jede und jeder Zweite (51 Prozent) mit der persönlichen sozialen Absicherung zufrieden ist. Die Gewerkschaftsmitglieder erwarten vor allem, dass der Staat sozialen Frieden sichert und Chancengerechtigkeit schafft (jeweils 96 Prozent), Leistung belohnt (95 Prozent) sowie Schwächere und Schutzbedürftige unterstützt (93 Prozent).

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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2 Kommentare

Gespeichert von Gerhard Lechleitner (nicht überprüft) am Fr., 20.06.2025 - 13:03

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Alle zeitnah finanzierten Altersversorgungssysteme haben dasselbe Problem, wenn die Anzahl der Versorgungsempfänger steigt, aber die der Aktiven nicht. Das wäre nicht anders, wenn ein System mehr Mitglieder der selben Altersstruktur hätte, also z. B. die gesetzliche Rentenversicherung derzeit alle Erwerbstätigen umfassen würde. Um mit einem Märchen aufzuräumen: In Österreich gibt es drei staatliche Rentenversicherungen; die Beamten sind in keiner Mitglied, sondern erhalten ihren "Ruhegenuss" aus dem Staatshaushalt, dem allein die Einsparungen zugute kommen, die sich aus der neuen Berechnungsmethode ergeben, die sich ab 2041 nicht mehr nach dem letzten Amt richtet. Die höheren Renten resultieren allein aus der Beitragshöhe (22,8 %), die fast ein Viertel höher liegt als in Deutschland. Hinzu tritt die längere Mindestzeit (15 Jahre statt 5) und eine etwas jüngerer Altersdurchschnitt der Bevölkerung (durch Einwanderung!). Betriebsversorgungen soll es dort aber weniger geben als bei uns.

Gespeichert von Andreas Siebert (nicht überprüft) am Mo., 23.06.2025 - 10:05

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Das Thema Beamte ist sehr emotional. Stellen wir uns vor, es gäbe eine gesetzliche Rentenversicherung nur für Beamte. Für die aktiven Beamte zahlt der Staat (incl. Länder und Kommunen) einen Beitrag. Um die Beamtenbezüge weiterhin attraktiv zu halten, müsste er die Bruttobezüge so anpassen, dass netto in etwa der gleiche Betrag herauskommt. Er müsste also wirtschaftlich die gesamten Beiträge bezahlen, die dann als Pension ausgeschüttet würden. Das ist wirtschaftlich nichts anderes als heute: Der Staat zahlt die Pensionen. Der Beitragssatz wäre vermutlich höher als in der allgemeinen Rentenversicherung, da Beamte länger leben.

Jetzt fusionieren die "Rentenversicherung der Beamten" und die "Allgemeine Rentenversicherung". Was passiert: Die Beitragssätze in der vereinigten Rentenversicherung sind höher als früher in der "Allgemeinen Rentenversicherung". Ist das wirklich gewollt?