Neumitglied: Warum Luca Nagel wegen Merz in die SPD eingetreten ist
Dass Friedrich Merz am Mittwoch im Bundestag bei einem Antrag auf die Stimmen der AfD setzte, brachte für Luca Nagel das Fass zum Überlaufen. Er trat in die SPD ein. Was ihn dazu bewogen hat, hat er dem „vorwärts“ erzählt.
Privat
Luca Nagel ist in dieser Woche neu in die SPD eingetreten.
151 Menschen folgen Luca Nagel auf X. Doch ein Tweet von ihm am Mittwochabend wurde mehr als 28.000 Menschen angezeigt. Er sammelte dafür fast 700 Likes und mehr als 300 Kommentare. Was war los? Nachdem die Union erstmals in der Geschichte des Bundestags einen Antrag mit den Stimmen der in Teilen rechtsextremen AfD durchs Parlament gebracht hatte, schrieb der 27-jährige Karlsruher: „Lieber Friedrich Merz, heute haben Sie etwas geschafft, was ich nicht mehr für möglich gehalten hätte: Ich bin der SPD beigetreten.“ Zahlreiche Sozialdemokrat*innen hießen ihn daraufhin in der Partei willkommen, dem Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt gefiel der Tweet.
In der SPD richtig aufgehoben
„Es gab ganz, ganz viele nette und schöne Kommentare unter meinem Tweet von anderen Genossinnen und Genossen. Das fand ich total schön, wie viele Menschen mich aus dem Nichts heraus begrüßt haben. Das hat mich bestätigt, dass ich in der SPD richtig aufgehoben bin“, sagt Nagel im Gespräch mit dem „vorwärts“. Er habe in der Vergangenheit schon häufiger über einen SPD-Beitritt nachgedacht. Der Schritt am Mittwochabend sei dann eine Impulsentscheidung gewesen. „Was Merz da getan hat, verwirrt und schockiert mich nachhaltig. Ich verstehe immer noch nicht, warum er das getan hat. Deswegen habe ich mir gedacht: Wenn nicht jetzt, wann dann.“
Auch das historische Engagement der Sozialdemokratie gegen den Nationalsozialismus spielt für ihn eine entscheidende Rolle. „Die grundlegenden Werte der SPD, für Freiheit, für Solidarität, für Gerechtigkeit und gegen Rassismus und Rechtsextremismus einzutreten, haben mich überzeugt. Deswegen fühle ich mich bei der SPD richtig aufgehoben, wegen ihrer großen Geschichte, aber auch wegen ihres aktuellen Handelns“, sagt er.
Aktiv im Wahlkampf mithelfen
Inwieweit er sich künftig innerhalb der SPD aktiv einbringen werde, müsse er noch schauen. Seine Heimatstadt Karlsruhe sei generell eher konservativ geprägt, habe aber mit Frank Mentrup bereits seit 2013 einen sozialdemokratischen Oberbürgermeister. Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Parsa Marvi habe ihn auf X schon in der Partei begrüßt. „Ich werde mir am Wochenende mal Zeit nehmen, um zu überlegen, wie ich in Zukunft aktiv werden will, aber ich kann mir schon vorstellen, auch jetzt im Wahlkampf noch mitzuhelfen“, sagt Nagel.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo