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Mit heißer Suppe auf Stimmenfang: Wie Josephine Ortleb Wahlkampf macht

Zweimal hat sie den Wahlkreis Saarbrücken direkt gewonnen. Damit das auch ein drittes Mal klappt, hat sich die SPD-Abgeordnete Josephine Ortleb für den Winterwahlkampf etwas besonderes überlegt.

von Jonas Jordan · 14. Februar 2025
Josephine Ortleb will den Wahlkreis Saarbrücken das dritte Mal direkt gewinnen.

Josephine Ortleb will den Wahlkreis Saarbrücken das dritte Mal direkt gewinnen.

„Hauptsache gudd gess“ – Hauptsache, gut gegessen, diese saarländische Lebensmaxime hat sich im Wahlkampf auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Josephine Ortleb zu eigen gemacht. Ortleb sitzt seit 2017 für die SPD im Bundestag, ist dort Parlamentarische Geschäftsführerin ihrer Fraktion. Zuvor war sie selbst in der Gastronomie tätig, machte zuerst eine Ausbildung zur Restaurantfachfrau und schloss eine Weiterbildung zur Fachwirtin im Gastgewerbe ab.

Ein Anhänger zum Ausklappen

Schnell war für sie klar, aus der Not des Winterwahlkampfes eine Tugend machen zu wollen. „Mir war es wichtig, einen Ort zu schaffen, an dem Menschen miteinander reden und sich austauschen können. Das tut man am besten beim Essen zusammen an einem Tisch“, sagt Ortleb im Gespräch mit dem „vorwärts“. Nach kurzer Suche fand sie einen Autoanhänger, der zu einem Esstisch ausgeklappt werden kann, inklusive Kochstelle und Kochmöglichkeiten.

Wahlkampf in Saarbrücken

Wahlkampf mit heißer Suppe und warmen Getränken: Josephine Ortleb an ihrem mobilen Esstisch in Saarbrücken

Josephine Ortleb an ihrem mobilen Wahlkampf-Tisch

Für einen Wahlkampf im Sommer wäre das perfekt gewesen, sagt sie, aber mit heißer Suppe und warmen Getränken im Angebot war der Zuspruch auch so enorm. „Es ist noch mal etwas anderes als ein Infostand. Die Leute haben einen Grund, zu bleiben, sich hinzusetzen und miteinander ins Gespräch zu kommen“, sagt sie. In der vergangenen Woche war sie mit ihrer mobilen Tafel überall im Wahlkreis unterwegs, meistens an zwei Orten täglich. Das sei sehr intensiv gewesen, habe aber auch dazu geführt, dass sie mit hunderten Menschen persönlich gesprochen habe.

Wahlkampf ist schwieriger geworden

Zuletzt hat Ortleb den Wahlkreis Saarbrücken zweimal direkt gewonnen, 2021 mit deutlichem Vorsprung gegenüber der früheren Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer. Diesmal könnte es knappe werden. Das Portal zweitstimme.org prognostiziert ihr jedoch einen wahrscheinlichen Sieg mit 29,1 Prozent der Erststimmen. 

Sie merke allerdings in diesem Wahlkampf, dass der demokratische Diskurs insgesamt schwieriger geworden sei. „Diejenigen, die sich komplett entfernt haben von diesem demokratischen Diskurs, die nicht mehr dazu bereit sind, sich an unseren Tisch zu setzen und mit uns ins Gespräch zu kommen, sind viel aggressiver und radikaler geworden“, sagt Ortleb und berichtet von Leuten, die an ihr vorbeilaufen und sie beschimpfen, von vorbeifahrenden Autos, deren Fahrer sie bedrohen. „Der Anteil der Menschen ist vielleicht nicht höher geworden, aber sie trauen sich, stärker ihre Gewalt und ihren Hass auch nach außen zu tragen. Das macht mir schon manchmal Sorgen, vor allen Dingen für ganz viele ehrenamtliche Wahlkämpfende“, sagt die SPD-Bundestagsabgeordnete.

Die größte Demo seit 1955

Zugleich erlebe sie auch sehr viele positive Reaktionen, Menschen, die beim Haustürwahlkampf überaus freundlich und aufgeschlossen reagieren, andere, die am Infostand bewusst nach dem kompletten Wahlprogramm fragen, um sich umfassend informieren zu können. Deswegen sagt Ortleb zu Hass, Hetze und beschädigten Wahlplakaten: „Mein Eindruck ist aber, dass die Mehrheit der Gesellschaft das auch nicht möchte und sich dagegenstellt. Das bestärkt mich.“

Das zeigte sich auch am vorletzten Sonntag als in Saarbrücken mehr als 20.000 Menschen gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie demonstrierten. „Das war die größte Demonstration, die wir seit 1955 im Saarland erlebt haben“, zeigt sich Ortleb beeindruckt. Sie selbst nahm mit ihrem dreijährigen Sohn teil, der dort fast seine gesamte Kita-Gruppe getroffen habe. „Das hat mich total berührt, dass so viele Menschen mit ihren Kindern kommen und für die Demokratie dastehen. Das zeigt aber auch, dass das ein friedlicher Ort war“, sagt sie. Die Demonstration sei ein friedlicher Raum zum Austausch gewesen, um sich gegenseitig zu bestärken und gemeinsam gegen den Hass in der Gesellschaft auf die Straße zu gehen.

Ortleb: „Die SPD hat Antworten“

Damit es für sie mit dem dritten Direktmandat in Folge klappt, will Ortleb bis zum 23. Februar noch an ganz vielen Haustüren klingeln und persönlich mit möglichst vielen Menschen in ihrem Wahlkreis ins Gespräch kommen. „Die Menschen fragen sich: Habe ich später noch einen sicheren Job? Haben meine Kinder im Saarland noch einen sicheren Job? Kann ich mir mein Leben noch leisten? Darauf hat die SPD Antworten.“ Deswegen sei sie „ziemlich optimistisch“, den Wahlkreis erneut direkt gewinnen zu können.

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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