Vor der Bundestagswahl: Fünf Alternativen zum Wahl-O-Mat
Kurz vor der Bundestagswahl sind sich fast 30 Prozent der Deutschen noch nicht sicher, wen sie wählen werden. Der Wahl-O-Mat gilt als die bekannteste Entscheidungshilfe für Unentschlossene – doch es gibt auch Alternativen.
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Im Internet gibt es für Unentschlossene Wähler*innen viele verschiedene Entscheidungshilfen.
Am 23. Februar ist es so weit: In weniger als einer Woche wählt Deutschland einen neuen Bundestag. Doch laut dem ZDF-Politbarometer waren sich 28 Prozent selbst vergangene Woche noch nicht sicher, wen sie wählen werden.
Für alle Unentschlossenen gibt es bereits seit Jahren verschiedene Websites, die bei der Wahlentscheidung helfen sollen, indem die eigenen Positionen zu bestimmten Themen mit denen der verschiedenen Parteien abgeglichen werden. Der Wahl-O-Mat dürfte die bekannteste Entscheidungshilfe dieser Art sein, in den letzten Jahren sind jedoch diverse Anbieter hinzugekommen. Fünf von ihnen stellen wir nun hier vor.
Real-O-Mat: Ist Abstimmungsverhalten aussagekräftiger als Wahlversprechen?
Anders als der Wahl-O-Mat berechnet der Real-O-Mat nicht die Übereinstimmung der eigenen Ansichten mit den Wahlprogrammen der Parteien, sondern die Übereinstimmung der eigenen Ansichten mit deren Abstimmungsverhalten im Bundestag. So sollen die Parteien an ihrem tatsächlichen politischen Handeln gemessen werden und nicht an ihren Versprechen.
Was zunächst nach einer sinnvollen Ergänzung zum Wahl-O-Mat klingt, bringt jedoch einige Tücken mit sich. Zum einen kann nur die Übereinstimmung mit Parteien berechnet werden, die bereits im Bundestag vertreten sind. Zum anderen spiegelt insbesondere das Abstimmungsverhalten der Regierungsparteien eher einen Kompromiss der Koalition als die Überzeugung der jeweiligen Parteien wider – und ist somit nur bedingt repräsentativ für das Verhalten in einem Parlament mit anderen Machtverhältnissen.
Kandidierendencheck: Der Wahl-O-Mat für die Erststimme
Beim Kandidierendencheck der Internetplattform abgeordnetenwatch.de spricht der Name für sich. Hier wird keine Übereinstimmung mit den verschiedenen Parteien berechnet, sondern nach Angabe der Postleitzahl mit den Direktkandidat*innen des eigenen Wahlkreises. Der Fokus liegt hier also auf der Erststimme. Grundlage für diese Berechnungen ist dabei die Positionierung der Direktkandidat*innen dieser Bundestagswahl zu 18 Fragen von abgeordnetenwatch.
Wahl-Kompass: Der wissenschaftliche Ansatz
Beim Wahl-Kompass handelt es sich um eine Wahlhilfe der Universität Münster, die nach wissenschaftlichen Kriterien gestaltet ist. So gibt es beispielsweise nicht nur die Möglichkeiten Thesen zuzustimmen, sie abzulehnen, oder sich dazu neutral zu verhalten. Stattdessen kann man sich auf einem Spektrum von sechs Stufen zwischen „Stimme vollkommen zu“ und „Stimme überhaupt nicht zu“ zu den verschiedenen Thesen positionieren.
Der Wahlkompass berechnet dann die Übereinstimmung zwischen den eigenen Positionen mit denen aller im aktuellen Bundestag vertretenen Parteien sowie einiger Kleinstparteien. Außerdem wird die eigene Position auf einer Art politischem Koordinatensystem eingeordnet.
Wahltraut: Fokus auf Gleichstellungsthemen
„Wahltraut ist Expertin für Geichstellungspolitik“, heißt es auf der Website wahltraut.de. Daher werden ausschließlich Thesen zu Gleichstellungsthemen wie Anti-Rassismus, Inklusion und Parität abgefragt. Wie auch bei den anderen Entscheidungshilfen wird anschließend die Übereinstimmung mit den Positionen verschiedener Parteien berechnet – allerdings nur mit denen, die aktuell im Bundestag vertreten sind.
Wahl.Chat: Wahlberatung durch künstliche Intelligenz
Die Website wahl.chat verfolgt einen anderen Ansatz als die meisten gängigen Entscheidungshilfen, denn hier kommt künstliche Intelligenz zum Einsatz. Auf der Startseite kann man aus allen aktuell im Bundestag vertretenen und einigen Kleinstparteien auswählen, und dann der ausgewählten Partei Fragen stellen.
Die Antworten basieren auf dem Wahlprogramm der jeweiligen Partei, mit dem die künstliche Intelligenz trainiert wurde. Zwar besteht bei künstlicher Intelligenz immer eine gewisse Fehleranfälligkeit und das Risiko sogenannter „Halluzinationen“, die Antworten von wahl.chat sind jedoch mit Quellen versehen. Außerdem gibt es die zusätzliche Möglichkeit, sich Antworten einordnen zu lassen oder das Abstimmungsverhalten der ausgewählten Partei zum erfragten Thema einzusehen.