„Wahltraut“: Die feministische Alternative zum Wahl-O-Mat
Richard Kraning
Seit dem 2. September ist der „Wahl-O-Mat“ für die Bundestagswahl online. Mit 38 Fragen können Nutzer*innen herausfinden, die Positionen welcher Parteien am besten zu den eigenen Vorstellungen passt. Erstellt hat ihn ein Team der Bundeszentrale für politische Bildung. Abgefragt werden etwa Positionen zu Tempolimit, Kohleausstieg und Zuwanderung.
32 Thesen zur Gleichstellung
Wem Gleichstellungspolitik besonders wichtig ist, für den gibt es jetzt eine Alternative. „Wahltraut“ hat die Programme der Parteien in Sachen Gleichstellung, den Rechten von LGBTQIA+, Anti-Rassismus und Inklusion abgeklopft. Abgefragt werden die Einstellungen zu 32 Thesen von einem Gleichstellungscheck für Gesetze, über die Abschaffung des Ehegattensplittings und kostenfreie Menstruationsprodukte auf öffentlichen Toiletten bis hin zu einem Mindestlohn von zwölf Euro, von dem besonders Frauen profitieren würden.
Wer alle Thesen bewertet hat – möglich sind Zustimmung, eine neutrale Haltung sowie Ablehnung – erhält am Ende eine Zuordnung zu den fünf Parteien SPD, Grüne, Linke, FDP und CDU. Themen, die einem besonders wichtig sind, können dabei markiert werden. Sie werden dann doppelt gewertet.
Bereits mehr als 100.000 Nutzer*innen
Hinter Wahltraut steckt die Initiative #stattblumen, die u.a. die stellvertretende ASF-Bundesvorsitzende Sally Lisa Starken im vergangenen Jahr ins Leben gerufen hat. Sie hatte im vergangenen Jahr die strukturellen Benachteiligungen von Frauen in der Corona-Krise aufgezeigt und angeprangert. Der Bundesregierung hatte sie mehr als 8.000 Unterschriften für mehr Gleichberechtigung übergeben. „Nun fordern wir, dass endlich Veränderungen folgen und der nächste Bundestag mit Kandidat*innen besetzt wird, die für feministische Forderungen einstehen“, schreibt die Initiative auf ihrer Internetseite.
Nach ihren Angaben haben bereits mehr als 100.000 Personen das Angebot von Wahltraut genutzt. „Wir sind begeistert von der großen Aufmerksamkeit“, sagt Co-Initiatorin Cordelia Röders-Arnold. Gleichzeitig hoffen sie und ihre Mitstreiter*innen bis zum Wahltag am 26. September noch deutlich mehr der 60,4 Millionen Wahlberechtigten dafür sensibilisieren zu können, „dass diese Wahl nicht nur eine Klima-, sondern auch eine Gleichstellungswahl ist.“
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.