Inland

Saskia Esken: Wie wir unsere Demokratie schützen können

Eine halbe Million Menschen demonstrierten am Wochenende gegen rechts. Um die Demokratie zu schützen, gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten. SPD-Chefin Saskia Esken sieht auch Politik und Rechtsstaat in der Pflicht.

von Vera Rosigkeit · 5. Februar 2024
Demokratie schützen

Rund 25.000 Menschen demonstrierten am Samstag in Nürnberg gegen die rechtsextreme Partei Alternative für Deutschland (AfD) 

Auch am vergangenen Wochenende fanden in zahlreichen Städten Deutschlands Veranstaltungen gegen Rechtsextremismus und für Demokratie statt. Laut einem Sprecher des Bundesinnenministeriums waren rund eine halbe Million Menschen auf mehr als 120 Veranstaltungen unterwegs. Anlass für das Präsidium der SPD, am Montag darüber zu diskutieren, was Politik und der Rechtsstaat tun können, um rechtsextremes Gedankengut und rechtsextreme Netzwerke zu bekämpfen.

Demokratiefördergesetz muss kommen

Klar sei, so SPD-Chefin Saskia Esken, Demokratie brauche engagierte Demokratinnen und Demokraten. Sie brauche nicht nur Demonstrationen, sondern auch Initiativen, „die überall im Land existieren, die aber eine Bestärkung des Staates benötigen“, erklärt Esken auf einer Pressekonferenz am Montag in Berlin.

Für diese Initiativen seien Planungs- und Finanzierungssicherheit notwendig. Esken fordert deshalb, dass das Demokratiefördergesetz, das die SPD bereits in der vergangenen Legislatur angelegt hatte, jetzt endlich kommen müsse. „Wann, wenn nicht jetzt“, betont sie. Viele, die in diesen Tagen auf die Straße gingen, „warten auf dieses wichtige politische Zeichen“. Die SPD wolle das Vorhaben vorantreiben, damit dieses Gesetz zügig im Bundestag beschlossen werden könne.

Hasskriminalität bekämpfen

Aber auch Instrumente des Rechtsstaates müssten Anwendung finden. Hier hält Esken die Bekämpfung von Hasskriminalität für besonders zentral. „Wir müssen mit Sonderdezernaten und Schwerpunktstaatsanwaltschaften dafür sorgen, dass dieses Thema eines wird, das zentral in der Ermittlungs- und Strafverfolgung liegt.“

Daneben gehe es für sie aber auch darum, Finanzströme auszutrocknen und Netzwerke insgesamt strafzuverfolgen. „Wir müssen immer wieder schauen, wo auch ein Verbot notwendig wird, wie es die Bundesinnenministerin in der Vergangenheit schon getan hat.“

Zudem werde aktuell im Bundestag über Möglichkeiten diskutiert, wie Bundesverfassungsgericht und Justiz, aber auch Medien vor der Einflussnahme rechtsextremer Kräfte geschützt werden können. „Unsere Demokratie braucht diesen Schutz.“

Gezielte Desinformation 

Esken verweist ebenfalls darauf, dass rechtsextremes Gedankengut im öffentlichen Dienst keinen Platz habe. Das Disziplinarrecht müsse konsequent angewandt werden, lautet ihre Forderung. Akteur*innen, die derzeit in der Politik unterwegs seien und drohten in ein Richteramt oder in den Schuldienst zurückzukehren, müssten davon abgehalten werden.

Um Medien vor der Einflussnahme rechtsextremer Kräfte zu schützen, müssten verstärkt Plattformen in die Pflicht genommen werden, betont sie mit Verweis auf eine Untersuchung des Auswärtigen Amtes, wonach ein hoher Anteil an Desinformationen gezielt gesteuert und maschinell verstärkt werden. Nach dem Digital Services Act, dem Gesetz für digitale Dienste in der EU, seien diese verpflichtet, gegen solche Kampagnen vorzugehen. Auch hier wolle die SPD nochmals Einfluss nehmen.

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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1 Kommentar

Gespeichert von max freitag (nicht überprüft) am Di., 06.02.2024 - 07:06

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wir müssen auch von Staats wegen dafür sorgen, dass die Demonstrationen anhalten und zur wöchentlichen, besser noch täglichen Regelveranstaltung werden. dazu sollten aus dem Bundeshaushalt Mittel bereitgestellt werden, um den Zulauf auch solchen Personen zu ermöglichen, die sich die Teilnahme an den Demonstrationen nicht oder doch nicht uneingeschränkt leisten können. Der Erfolg hat sich doch schon gezeigt, die Zustimmungswerte der AfD lösen sich auf wie Schnee in der Sonne. Auch die ständige Problematisierung einer angeblichen Flüchtlingskrise ist wie weggeblasen, nicht mehr davon in den Leitmedien. Das darf jetzt nicht aufhören, wir müssen vom Trend zum Ziel. Also nochmal. Stellt finanzielle Mittel zur Verfügung, um die Demonstrationswelle zu erhalten und zu stärken, dann siegt die Demokratie