Saskia Esken: So reagiert die SPD auf ihren Rückzug
Nach wochenlangen Spekulationen ist nun klar: Saskia Esken wird nicht erneut für den SPD-Vorsitz kandidieren. Aus Parteikreisen gibt es dafür viel Anerkennung, es wird aber auch Kritik am Umgang mit der Politikerin laut.
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Sie wird nicht mehr für den Parteivorsitz kandidieren - mit dem kommenden Bundesparteitag zieht sich Saskia Esken aus der Spitzenpolitik zurück.
Saskia Esken wird beim Bundesparteitag der SPD Ende Juni nicht mehr für das Amt der Co-Parteivorsitzenden kandidieren, das gab sie am Sonntagabend in den Sozialen Medien bekannt. „Nach sechs wunderbaren, aufregenden Jahren gebe ich Raum für die immer wieder notwendige Erneuerung unserer Partei“, schrieb die 63-Jährige auf Instagram und Facebook.
Nach wochenlangen Spekulationen über ihre politische Zukunft sorgte sie damit selbst für Klarheit. Nachdem sie bei der Kabinettsbildung bereits nicht berücksichtigt wurde, bedeutet ihr Verzicht auf eine erneute Kandidatur zur Co-Vorsitzenden ihren Rücktritt aus der Spitzenpolitik. Damit wollte sie vor allem für junge Frauen Platz machen, erklärte Esken im „Bericht aus Berlin“ der ARD.
Soziale Medien: Viel Dankbarkeit und Respekt aus der SPD
In den Sozialen Medien fielen die Reaktionen aus der SPD auf Eskens Entscheidung mehrheitlich positiv aus. So kommentierten die meisten ihre Ankündigung mit Dankbarkeit und Respekt. Die sächsische Landtagsabgeordnete Sophie Koch schrieb: „Danke für deine Arbeit Saskia! Als du damals mit NoWaBo angetreten bist, hatte ich mein perfektes Team und bin froh, dass du unsere Vorsitzende warst in den letzten Jahren.“
Der SPD-Parteivorstand dankte Saskia Esken auf der Plattform X für ihre Leidenschaft und ihr Vertrauen und lobte sie als „starke Stimme für soziale Gerechtigkeit, für digitale Teilhabe, für Zusammenhalt und eine klare Kante gegen Rechts“.
Der ehemalige Gesundheitsminister Karl Lauterbach hob ebenfalls auf X hervor, dass Esken „Respekt und Dank“ für ihre Leistungen verdiene, wie den Erfolg der Bundestagswahl 2021 und ihren Anteil an den Koalitionsverhandlungen der neuen Regierung.
Die SPD Aschaffenburg bedankte sich auf Instagram sogar mit einem eigenen Instagram-Post bei ihr. Nach dem Messerangriff im Januar dieses Jahres habe sich Esken mitten im Wahlkampf „einen ganzen Tag freigeschaufelt“ um die Genoss*innen vor Ort zu unterstützen. „Es braucht Menschen wie dich, bei denen Solidarität kein Lippenbekenntnis ist“, hieß es in dem Post.
Norbert Walter-Borjans kritisiert Umgang mit Saskia Esken
Doch so emotional und voller Respekt Saskia Eskens Rückzug nun aufgenommen wird – geräuschlos kam er nicht zustande. Als Lars Klingbeil bereits kurz nach der Niederlage bei der Bundestagswahl zusätzlich zum Co-Parteivorsitz auch den Fraktionsvorsitz übernahm, wurden vor allem in den Medien immer wieder die Frage gestellt, warum Klingbeil und Esken so unterschiedlich behandelt würden. Und auch in den folgenden Monaten schien Saskia Esken eine immer weiter schwindende Rolle zu spielen, während Lars Klingbeil letztlich Finanzminister und Vizekanzler wurde.
In einem Post auf der Plattform LinkedIn kritisierte Norbert Walter-Borjans, der mit Saskia Esken von 2019 bis 2021 gemeinsam Parteivorsitzender war, den Umgang der SPD und der Medien mit Esken scharf. Er respektiere, dass sie die Entscheidung über ihre politische Zukunft „selbst in die Hand genommen“ und nicht denen überlassen habe, „die jetzt mit Krokodilstränen aufwarten“. „Mit ihren gewiss nicht immer nur einfachen Ecken und Kanten hat sie abseits vom Mainstream Menschen erreicht, an die die auf ,Pragmatismus‘ fokussierten Repräsentantlnnen nicht herankommen“, schrieb Walter-Borjans weiter und appellierte an die SPD: „Unauffälligkeit gepaart mit Gefallsucht macht keine Volkspartei.“
Juso-Chef Türmer: „Saskia Esken zeigt Größe und Verantwortungsbewusstsein“
In der Tageszeitung „Handelsblatt“ kritisierte auch der Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner den Umgang der SPD mit ihrer scheidenden Co-Vorsitzenden: „Der Versuch, sie zum Sündenbock für unser miserables Wahlergebnis zu machen, war kein Ruhmesblatt und entsprach weder im Inhalt noch im Stil der Debatte den Grundwerten der SPD.“
Der Juso-Vorsitzende Philipp Türmer gab ebenfalls im „Handelsblatt“ zu bedenken, dass Esken mit ihrer Entscheidung zum Rückzug „eine Größe und ein Verantwortungsbewusstsein“ beweise, das er sich „von manchen ihrer Kritiker in den letzten Wochen gewünscht hätte“.
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