Inland

Mehr als Umweltschutz: Wie die „NaturFreunde“ Rechtsextremismus bekämpfen

FARN, ein Projekt der „NaturFreunde“, tritt rechten Tendenzen im Naturschutz entgegen. Seit dem Erstarken der AfD sieht der Umweltverband einen erhöhten Beratungsbedarf. Im Oktober bietet er deshalb sogar ein eigenes Festival an.

von Jonas Jordan · 9. August 2024
„Love Nature, hate fascism“ – unter diesem Motto stellt sich FARN gegen Rechtsextremismus.

„Love Nature, hate fascism“ – unter diesem Motto stellt sich FARN gegen Rechtsextremismus.

Liebe die Natur, nicht den Faschismus! Das ist einer der Slogans, mit denen FARN für sich wirbt. Hinter dem Namen verbirgt sich nicht nur eine Gruppe von Pflanzen, sondern auch die Abkürzung für die „Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz“. Sie wurde 2017 von den „NaturFreunden“ und deren Jugendverband gegründet. Ihr Ziel: Verknüpfungen des deutschen Natur- und Umweltschutzes mit extrem rechten und völkischen Strömungen sichtbar zu machen.

Beratungsbedarf in Ostdeutschland gestiegen

Einen konkreten Anlass dafür habe es nicht gegeben, sagt Florian Teller, Pressereferent bei FARN. „Das Problem, dass rechte Ideologien, rechte Konzepte und Narrative im Umweltschutz präsent sind, gibt es schon seit dem Beginn des Umweltschutzes mit den ersten Ökologiebewegungen Ende des 19. Jahrhunderts“, sagt er. Die „NaturFreunde“ hätten das Problem erkannt und beschlossen, dagegen vorzugehen. Mit Fördermitteln vom Bund realisierten sie ihre Idee.

Diese Entscheidung fiel mit dem erstmaligen Einzug der AfD in den Bundestag zusammen. Das Erstarken der rechtsextremen Partei bekomme auch FARN in ihrer Arbeit zu spüren. Seit den Enthüllungen des Recherche-Netzwerks Correctiv über das Potsdamer Geheimtreffen und die Remigrationspläne der AfD und anderer extrem rechter Akteur*innen Anfang des Jahres sei insbesondere in Ostdeutschland der Bedarf an Beratung, Hilfestellung und Argumentationstrainings gestiegen. „Da merkt man schon einen Zusammenhang“, sagt Teller.

Sorge vor Landtagswahlen

Mit Sorge blickt er daher auch auf die anstehenden Landtagswahlen in Ostdeutschland und warnt vor einem „erodierenden Demokratieverständnis“. Bereits vor zwei Jahren veröffentlichte FARN eine Handreichung, die sich damit beschäftigte, wie sich Rechtsextreme speziell in ländlichen Regionen in Ostdeutschland niederlassen, „weil dort häufig Grundstücke noch günstig zu haben sind, aber auch, weil sie den Gegensatz aufmachen und verwirklichen wollen zwischen einer homogen weißen Gemeinschaft in den ländlichen Gebieten im Osten im Kontrast zu einer migrantisch geprägten Gesellschaft in den Städten Westdeutschlands“, erklärt Teller. Gleichzeitig führe das dazu, dass andere Menschen aufgrund von Anfeindungen eben jene Regionen in Ostdeutschland verließen.

In der Arbeit von FARN gebe es häufig die Problematik, dass Natur und Umweltschutz erst einmal als etwas Unpolitisches gesehen würden. „Oft ist es so, wenn ich unsere Arbeit vorstelle, dass ganz erstaunte Rückfragen kommen, was denn Rechtsextremismus und Naturschutz miteinander zu tun hätten“, berichtet Teller. Zugleich sei die Sensibilität bei Menschen, die sich für den Natur- und Umweltschutz engagieren, nicht groß genug. „Davor warnen wir. Denn rechte Ökologie bezieht sich nicht nur auf den Schutz von Vögeln, sondern damit werden auch rechte Ideologien transportiert, zum Beispiel mit Blick auf Sozialdarwinismus.“

Festival Anfang Oktober

Daher bietet FARN beispielsweise Argumentationstrainings an. Auch veranstaltet die Fachstelle Anfang Oktober in Nordhessen zum dritten Mal ein Festival unter dem eingangs erwähnten Motto „Love nature – not fascism“. Hier sollen 100 bis 150 junge Menschen zusammenkommen, sich über den Umgang mit der extremen Rechten informieren, aber auch gemeinsam Vögel beobachten und Pilze sammeln.

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

Weitere interessante Rubriken entdecken

1 Kommentar

Gespeichert von Martin Holzer (nicht überprüft) am Fr., 09.08.2024 - 14:08

Permalink

"Wie die „NaturFreunde“ Rechtsextremismus bekämpfen"

Linksextremismus im Naturschutz wäre dann aber ok? Islamistische Terroristen wären auch kein Problem? Warum kann man sich nicht gegen jede Form von Extremismus aussprechen und was hat Naturschutz überhaupt mit Politik zu tun?