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Initiative gegen Rechtsextremismus: So ticken die „Omas gegen Rechts“

Kurz vor dem ersten Bundeskongress der deutschen „Omas gegen Rechts“ spricht Gründerin Anna Ohnweiler mit dem „vorwärts“ über die Initiative, aktuelle Herausforderungen und parteipolitisches Engagement.

von Finn Lyko · 31. Juli 2024
Die "Omas gegen Rechts" sind seit Jahren Teil der deutschen Demonstrationen - wie auch hier in Essen.

Die "Omas gegen Rechts" sind seit Jahren Teil der deutschen Demonstrationen - wie auch hier in Essen.

Über sechs Jahre ist es her, dass Anna Ohnweiler (Foto) den deutschen Ableger der „Omas gegen Rechts“ in ihrer Wohnung im baden-württembergischen Nagold gründete. Seitdem ist viel passiert – und egal, ob bei den Klimastreiks oder Demos gegen Rechtsextremismus: Die „Omas“ waren stets mit dabei.

Über 30.000 „Omas gegen Rechts“ gibt es mittlerweile in Deutschland. Die Mitglieder der nach österreichischem Vorbild gegründeten Initiative organisieren sich deutschlandweit in Facebook-Gruppen – und werden Anfang August zu ihrem ersten Bundeskongress in Erfurt zusammentreffen. 

Werden Sie am Bundeskongress der „Omas gegen Rechts“ teilnehmen?

Ja, werde ich. Ich habe selbst keine Rolle dort, denn die Erfurter „Omas gegen Rechts“ organisieren den Kongress, aber ich wurde eingeladen. Ich finde das toll, dass wir mittlerweile so viele sind, dass es einen Bundeskongress gibt, und deshalb fahre ich auch hin. Außerdem werde ich in Erfurt Interviews geben, da habe ich schon einige Anfragen für bekommen – sogar von einer italienischen Zeitung.

Welche Erwartungen haben Sie an den Bundeskongress?

Vor allem bin ich gespannt darauf, die „Omas“ aus den neuen Bundesländern kennenzulernen. Ansonsten denke ich, dass es auch spannend wird, die Resonanz auf den Kongress in Thüringen zu beobachten. Dort führt ja schließlich Björn Höcke die AfD an, und in den Umfragen liegt die AfD dort derzeit noch vor der CDU. Da bekommt man richtig Angst. Ich möchte Björn Höcke dort nicht als Ministerpräsident sehen.

Denken Sie, dass es dadurch, dass der Bundeskongress in Erfurt stattfindet, besonders große Spannungen vor Ort geben könnte?

Ich weiß es nicht. Letztlich ist es aber so, dass wir bei „Omas gegen Rechts“ jedes Mal, wenn wir demonstrieren oder uns an anderer Stelle öffentlich positionieren, mit Spannungen rechnen müssen.

Nach meinem Auftritt bei der Landesschau Baden-Württemberg hatte ich sogar einmal eine Morddrohung im Briefkasten. Das war heftig. Wenn ich per E-Mail beleidigt werde oder einen frechen Anruf bekomme, dann macht mir das nicht so viel aus. Aber wenn Menschen wissen, wo ich wohne, dann wird es gefährlicher. Mein Sohn hat dann recherchiert, wo diese Postkarte herkam – sie kam aus Pforzheim. Was da drin stand, war wirklich grausam. Ich habe sofort einen Bekannten, der bei der Kriminalpolizei arbeitet, angerufen, der dann direkt zu mir kam und mir einen Bogen mitgebracht hat, auf dem ich Strafanzeige erstatten konnte. Leider konnte man nicht herausfinden, wer der Schreiberling war. Zum Glück habe ich aber seitdem keine Morddrohung mehr bekommen.

Was denken Sie, bewegt Menschen dazu, jemandem so grausame Drohungen zu schicken?

Die wollen einem Angst machen, davon bin ich überzeugt. Aber wenn man sich davon nicht einschüchtern lässt, lassen sie einen eher in Ruhe, als wenn man sich einschüchtern lässt. Das ist trotzdem gefährlich, weil die Menschen irgendwann Angst bekommen, den Mund aufzumachen. Wir brauchen jetzt eine starke Gemeinschaft, um dem entgegenzuwirken.

Mit welcher Strategie wollen die „Omas gegen Rechts“ dem aktuellen Rechtsruck begegnen?

Die „Omas gegen Rechts“ sind ja ein überparteilicher Verein. Unsere Aktionen stehen also nicht im Zusammenhang mit irgendwelchen politischen Parteien. Und so sieht eben auch unsere Arbeit aus: Wir haben gerade erst eine Petition gestartet, um zu verhindern, dass Martin Sellner im Kreis Calw eine Veranstaltung zu einem Buch abhält und nach den Enthüllungen von correctiv im Januar haben wir eine Demo angemeldet, zu der fast 2.000 Menschen kamen. Außerdem organisieren wir auch Infostände und haben vor ein paar Jahren mal ein Buch herausgegeben, in dem eine Gruppe an „Omas“ das Parteiprogramm der AfD auseinandernehmen und erklären, was die einzelnen Punkte darin bedeuten und was die Positionen der „Omas gegen Rechts“ dazu sind.

Wie blicken Sie als „Oma gegen Rechts“ in die Zukunft?

Also, eines kann ich ihnen sagen: Wir lassen uns nicht zurückdrängen. Wir werden weiterhin auf die Straße gehen, auch wenn wir bedroht werden. Ich bin 74 Jahre alt – das, was ich jetzt mache, ist für meine Kinder und meine Enkelkinder. Ich möchte nicht, dass dieses Land 100 Jahre zurückgedreht wird. Für mich gilt unser Grundgesetz, vor allem Artikel eins. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ – dort steht nicht „die Würde des Christen“ oder „die Würde des Weißen“, sondern „die Würde des Menschen“ – egal woher dieser Mensch kommt, welche Sprache er spricht oder welche Religion er hat.

Wir sind zwar ein überparteilicher Verein, aber ich denke, wir sollten uns trotzdem auch parteilich engagieren. In der Politik können wir einfach mehr erreichen, als wenn wir uns gar nicht einmischen. Ich selbst bin als ehemalige Gemeinderätin auch weiterhin in der SPD in Nagold aktiv, und würde mir wünschen, dass auch andere „Omas“ sich in Parteien engagieren. Es ist auch egal in welcher – Hauptsache, nicht in der AfD.

Autor*in
FL
Finn Lyko

ist Volontärin in der vorwärts-Redaktion.

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1 Kommentar

Gespeichert von Irmela Mensah… (nicht überprüft) am Do., 01.08.2024 - 08:19

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Es gibt Organisationen, bei denen das Outfit im Vordergrund steht, bei den Demos und Mahnwachen auch möglichst so sichtbar zu sein. Die Losungen sind ja auch immer bekannt.
Nicht so gern sichtbar - auch für die für die SPD - sind konsequente Aktionen gegen Nazipropaganda im öffentlichen Raum!
Dafür ist man mit reiner Symbolik gern dabei !