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Bundesqueerbeauftragte: Was Sophie Koch mit Kanzler Merz klären will

Sophie Koch ist Bundesqueerbeauftragte. Im Gespräch erzählt sie, wie ihr der Spagat zwischen Dresden und Berlin gelingt und warum sie Friedrich Merz' „Zirkuszelt“-Äußerung frustriert hat.

von Jonas Jordan · 15. August 2025
Sophie Koch, die Queer-Beauftragte der Bundesregierung, betont: „In einer Gesellschaft, in der Minderheiten diskriminiert werden, kann niemand auf Dauer vor Diskriminierung sicher sein.“

Sophie Koch, die Queer-Beauftragte der Bundesregierung, betont: „In einer Gesellschaft, in der Minderheiten diskriminiert werden, kann niemand auf Dauer vor Diskriminierung sicher sein.“

In ihrer Heimatstadt Dresden gibt es einmal im Jahr einen kostenlosen Outdoor-Zirkus. Dort geht Sophie Koch gerne hin. Umso unglücklicher fand sie Friedrich Merz' Äußerung, die Regenbogenflagge solle zum CSD nicht auf dem Reichstagsgebäude gehisst werden, weil der Bundestag kein Zirkuszelt sei. „Es hat mich genervt, es hat mich frustriert, weil wir plötzlich nur noch in der Öffentlichkeit diskutiert haben, statt miteinander nach Lösungen gesucht haben“, sagt die Bundesqueerbeauftragte in der neuen Folge des vorwärts-Podcasts „SPDings“. Die Debatte habe massiv abgelenkt von Ungleichheiten, die die queere Community erlebe und gegen die es vorzugehen gelte. „Die Art, wie die Debatte geführt wurde, hilft am Ende nur den Leuten, die die queere Community ablehnen und unsere pure Existenz leugnen“, sagt Koch.

Gespräch mit Merz soll folgen

Auch deshalb wolle sie zu diesem Thema noch einmal das Gespräch mit dem Kanzler suchen. „Ich bin mir sicher, dass irgendwann in den nächsten Monaten noch ein direktes Treffen mit Friedrich Merz passieren wird. Mein Ziel ist, von der Debatte, wie sie jetzt geführt wurde, wegzukommen, und zu schauen, was die konkreten Baustellen sind, die wir haben und jetzt angehen müssen.“ Beispielsweise sei die queere Community in letzter Zeit deutlich verunsicherter, habe mehr Angst vor rechtsextremen Übergriffen und davor, dass politische Errungenschaften wieder in Frage gestellt werden. Sie wolle als Beauftragte diese Angst nehmen und stattdessen dafür sorgen, dass die Rechte queerer Menschen in Artikel 3 des Grundgesetzes verankert werden.

Sophie Koch ist Bundesqueerbeauftragte und sächsische Landtagsabgeordnete.
SPDings – der „vorwärts“-Podcast

SPDings – der „vorwärts“-Podcast, Folge 44 mit Sophie Koch

Landtagsabgeordnete in Dresden und Bundesqueerbeauftragte in Berlin – Sophie Koch spricht darüber, wie ihr der Spagat gelingt, wie Regieren ohne Mehrheit funktioniert und was sie mit Kanzler Friedrich Merz klären will.

Verfügbar auf: Spotify radiopublic Pocket Casts Google Podcasts

Als die damalige SPD-Vorsitzende Saskia Esken sie vor wenigen Monaten angerufen und gefragt habe, ob sie sich den Posten als Bundesqueerbeauftragte vorstellen könne, sei sie zunächst überrascht gewesen. „Ich hatte nicht geplant, eine Rolle in Berlin zu übernehmen, aber fühle mich super geehrt, zwei so wichtige Ämter auszufüllen“, sagt Koch, die auch für die SPD im sächsischen Landtag sitzt. Dort zählt jede Stimme. Denn erstmals in der Geschichte des Freistaats regieren CDU und SPD zusammen in einer Minderheitsregierung. „Es ist eine Koalition, die als Minderheitsregierung eine Chance ist für die Demokratie, weil wir plötzlich eine andere demokratische Kultur leben“, sagt sie. So wurde kürzlich ein Landeshaushalt gemeinsam mit den Stimmen von Grünen und Linken beschlossen. 

Koch sagt: „Es ist krass anstrengend, aber es wertet das Parlament so stark auf.“ Vor allem für Oppositionsfraktionen wie die Linke, die in Sachsen immer nur in der Opposition war, biete die Minderheitsregierung neue Möglichkeiten zur Mitgestaltung.

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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