Spiel des FC Bundestag: Wenn Fußball über Parteigrenzen hinweg verbindet
Fußball verbindet – beim FC Bundestag auch über Parteigrenzen hinweg. Nach ihrer Teilnahme an der EM der Parlamentarier musste sich die Mannschaft der Bundestagsabgeordneten nun wieder in Berlin beweisen. Der Blick ging dabei bereits auf die Heim-EM im kommenden Monat.
Kai Doering
Im FC Bundestag können Kontakte zu anderen Fraktionen vertieft und Konflikte auf dem Rasen ausgetragen werden.
Die Stimmung im Cantianstadion in Berlin-Pankow ist ausgelassen. Es ist ein sonniger Dienstagnachmittag, und am Spielfeldrand tummeln sich einige Zuschauer*innen verschiedener Altersgruppen, Personen in Sporttrikots – und Vertreter*innen der Presse.
Ein solches Presseaufgebot bei einem Spiel im Amateursport scheint zunächst unüblich, erklärt sich aber mit einem Blick auf den Spielplan: Heute spielt der FC Bundestag, die Fußballmannschaft der Abgeordneten des Bundestags, gegen die Mannschaft „Integration durch Sport“ des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB). Es ist das erste Spiel der Abgeordneten nach der Europameisterschaft der Parlamentarier, bei der sie nur wenige Tage zuvor den dritten Platz belegten.
„Integration durch Sport“: Ein starker Gegner
Schon wenige Minuten nach Anpfiff geht es bereits hoch her: Mehrere Torchancen für „Integration durch Sport“ – eine mit besonders viel Einsatz knapp gehalten durch Torwart Dirk Wiese (SPD) – führen zu einem baldigen 2:0 für die Mannschaft des DOSB. Beide Mannschaften zeigen eine Menge Einsatz, doch der FC Bundestag hat es schwer gegen „Integration durch Sport“ – die ersten 20 Minuten spielen sich vor allem in der Spielfeldhälfte der Parlamentarier*innen ab, die es kaum schaffen, in den Strafraum der DOSB-Mannschaft vorzudringen.
Die erste Halbzeit ist fast vorbei, da scheint sich das Blatt zu wenden: Die Stimmung heizt sich auf, der FC Bundestag spielt offensiver. Fast zahlt sich das sogar aus: Eine Torchance von Stürmer Oliver Luksic (FDP) geht knapp rechts vorbei. Zwei weitere, knapp verpasste Chancen und einen Freistoß für den FC Bundestag später wird die erste Halbzeit abgepfiffen. Die Spieler*innen gehen vom Feld – was bleibt, ist die Frage, ob den Abgeordneten die Europameisterschaft noch in den Knochen sitzt.
Die Unterlegenheit wird mit Fassung getragen
Der FC Bundestag findet sich in der Halbzeit am Spielfeldrand zusammen. Man motiviert sich gegenseitig und diskutiert, wie noch aufgeholt werden kann. Es wird viel gelacht, die bisherige Unterlegenheit wird mit Fassung getragen, und vor allem mit Humor genommen. Mit neuer Kraft und einer veränderten Aufstellung geht es dann in die zweite Halbzeit.
Kann sich der FC Bundestag gegen „Integration durch Sport“ durchsetzen? In der zweiten Halbzeit wird deutlich: Nein. Die Mannschaft des DOSB ist zu schnell, sodass der FC Bundestag mit seiner defensiveren Spielweise kaum dagegen ankommt – letztendlich trennen sich die beiden Teams mit einem Spielstand von 6:0. Dennoch: Es war stets ein faires Spiel. Das einzige, was der Schiedsrichter zu bemängeln hat: „Viel Abseits“. Man trennt sich freundschaftlich mit Handschlag, „Integration durch Sport“ feiert den verdienten Sieg.
Ein wichtiger Ausgleich für die Parlamentarier*innen
Für die Spieler*innen des FC Bundestag steht fest: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel – am vierten Juni treten sie gegen die Mannschaft „Tiermeyer automobile GmbH & Co. KG“ an. Sie kommt aus dem Wahlkreis von Kapitän Mahmut Özdemir. Trotz der Niederlage gegen „Integration durch Sport“ zeigen sich die meisten zufrieden.
Beim FC Bundestag gehe es vielmehr darum, einen Ausgleich zum stressigen Alltag im Parlament zu erleben, erzählen mehrere Spieler*innen. Die Stimmung sei „über die Parteigrenzen hinweg toll", mit Ausnahme der AfD, sagt Mittelfeldspieler Johannes Fechner (SPD). Spielerin Maja Wallstein (SPD) meint außerdem: So mancher Konflikt der Ampelregierung lasse sich auf dem Rasen gut klären. „Manchmal spitzen sich aber auch weiter zu“, meint Mittelfeldspieler Felix Döring (SPD) augenzwinkernd.
Noch drei Spiele stehen für die Parlamentarier*innen bis zur Sommerpause an, im September beginnt dann die neue Saison. Mit Blick auf die Herren-Europameisterschaft im Juni sagt Johannes Fechner, der außerhalb des Platzes Justiziar der SPD-Bundesfraktion ist, mit einem Grinsen: „Jeder von uns steht zur Verfügung, noch kurzfristig ins Nagelsmann-Team eingewechselt zu werden.“