Parlamentarier-EM: „Ich traue dem FC Bundestag den Titel zu.“
Am Donnerstag beginnt die Parlamentarier-Europameisterschaft im finnischen Lahti. Wie schätzen Sie die Chancen Ihrer Mannschaft, des FC Bundestag, ein?
Mit der Bundestagswahl im vergangenen Jahr hat sich der Kader erheblich verjüngt. Die Mannschaft war in der vorherigen Legislatur nicht schlecht, aber mit den neuen Spielern – und auch Spielerinnen – haben wir an Qualität dazugewonnen. Hinzu kommt, dass wir auch einige Prozesse innerhalb der Mannschaft verändert haben. Der Gedanke „Dabei sein ist alles“ ist etwas in den Hintergrund getreten. Stattdessen steht die spielerische Qualität jetzt mehr im Vordergrund. Insofern denke ich, dass unsere Chancen gut stehen, den Pokal nach elf Jahren endlich wieder nach Deutschland zu holen.
Der FC Bundestag kann nur in den Sitzungswochen trainieren. Wie ist die Vorbereitung verlaufen?
Wir haben viele individuell starke Spieler. Allerdings gewinnt man ein Spiel nur als Mannschaft. Das hat bisher sehr gut geklappt. Drei unserer fünf Spiele, bei einem Unentschieden, haben wir in der neuen Konstellation gewonnen, das letzte allerdings leider verloren. Vielleicht war das aber auch der notwendige Dämpfer zur richtigen Zeit. Dem Kader, der jetzt nach Lahti fährt, traue ich uneingeschränkt zu, den Titel zu holen.
Erstmals spielen auch Frauen beim FC Bundestag. Warum ist von ihnen niemand bei der Europameisterschaft dabei?
Das stimmt: Mit Maja Wallstein und Tina Winkelmann haben wir zum ersten Mal seit mehr als 50 Jahren auch Spielerinnen im Team. Leider hat sich keine von ihnen für die Europameisterschaft angemeldet. Das ist schade, aber ich kann mir vorstellen, dass es terminlich einfach nicht gepasst hat und das im nächsten Jahr anders aussieht.
Offiziell ist die Teilnahme an der Europameisterschaft eine Delegationsreise des Bundestags. Welche Rolle spielt Politik bei dem Turnier?
Politik ist immer mit dabei. Die vier teilnehmenden Länder lernen sich gegenseitig auf eine ganz andere Art und Weise kennen, als bei einem offiziellen Besuch. Auf und neben dem Platz können wir deutlich freier miteinander reden, als wenn wir uns im Anzug in gebohnerten Räumen treffen würden. Da auch die finnische Parlamentsmannschaft am Turnier teilnimmt und sogar der Gastgeber ist, werden auch die Situation in der Ukraine und der Umgang mit Russland ganz sicher eine Rolle spielen. Ich wage mal zu behaupten, dass dieses Turnier mehr zu Völkerverständigung beiträgt, als zehn offizielle Delegationsreisen.
Neben Gastgeber Finnland und Deutschland nehmen noch die Parlamentsmannschaften aus Österreich und der Schweiz teil. Welchen Gegner schätzen Sie am stärksten ein?
Wir haben vor keinem Gegner Angst. Zu schlagen sind sie alle. Allerdings haben wir vom letzten Turnier noch eine Rechnung mit der Schweiz offen.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.