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„Ade, AfD!“ Wie ein Spiel über die Partei aufklärt

Was würde die AfD tun, wenn sie die politische Macht dazu bekäme? Darüber klärt nun ein Spiel der Initiative „Brand New Bundestag“ auf. Das Ziel: Die Blauen dürfen nicht gewinnen.

von Kai Doering · 12. Februar 2024
Die Blauen dürfen nicht gewinnen: Premiere von „Adé AfD!“ vor dem Bundestag

Die Blauen dürfen nicht gewinnen: Premiere von „Adé AfD!“ vor dem Bundestag

„Mit Rechtsextremen spielt man nicht.“ Das ist nicht nur die Überzeugung der Initiative „Brand New Bundestag“, sondern auch der Slogan des Spiels „Ade, AfD!“, das sie für das „Super-Wahljahr“ 2024 konzipiert hat. Eigentlich unterstützt die unabhängige und überparteiliche Organisation Menschen, die mit progressiven Ideen „frischen Wind“ in Bundestag und Landtage bringen wollen. Doch die steigenden Umfragewerte der AfD haben im vergangenen Jahr zu einer neuen Idee geführt.

Es kommt auf Zusammenarbeit an

„Die Blauen dürfen nicht gewinnen“, sagt Clara Ludwig, die sich bei "Brand New Bundestag" um die Kommunikation kümmert. Und sie meint das wörtlich. „Im Spiel wird deutlich, was die AfD in ihrem Wahlprogramm fordert, wem es nützt und wer darunter besonders leiden würde, wenn die AfD Wahlerfolge einfährt. Vom deutschen Austritt aus der EU bis hin zu weniger Kita-Plätzen“, sagt Ludwig.

„Adé AfD!“ können drei bis sechs Spieler*innen spielen. Es ähnelt dem Klassiker „Mensch ärgere dich nicht!“, allerdings mit zwei großen Unterschieden: Zum einen gibt es Aktionskarten, die unter anderem über die Ziele der AfD aufklären und den anderen Parteien im Spiel das Leben schwer machen. 

Zum anderen sollen diejenigen, die nicht die blauen Spielfiguren haben, zusammenspielen. So kann ein*e Spieler*in zum Beispiel die Anzahl an Feldern, die er oder sie vorrücken darf, an eine*n andere*n Spieler*in weitergeben, damit diese*r einen blauen Spielstein rausschmeißt. 

Ein Spiel, drei Varianten

„Überparteiliche Zusammenarbeit ist das Gebot der Stunde“, erklärt Clara Ludwig die Idee. „In unserem Spiel wie im echten Leben.“ Das Ziel ist deshalb einfach: Die eigenen Figuren sollen möglichst schnell durch den Wahlkampf kommen und ins Parlament einziehen. Gleichzeitig dürfen nur möglichst wenige AfD-Figuren ins Ziel kommen. Verloren haben die anderen Spieler*innen, wenn alle blauen Spielfiguren ihr Ziel erreicht haben und ins Parlament eingezogen sind. 

Das Spiel gibt es in mehreren Ausführungen. Die große Variante feierte im vorigen Jahr vor dem Bundestag mit Abgeordneten wie Emily Vontz und Erik von Malottki sowie Prominenten wie ­Ex-Fußballnationalspieler Arne ­Friedrich Premiere. Für dieses Jahr gebe es bereits viele Anfragen, das Spiel auszuleihen, besonders aus den Bundesländern, in denen Landtagswahlen anstehen.

„Die Jugendorganisationen der Parteien haben Interesse, aber auch Träger der politischen Bildungsarbeit“, erzählt Clara Ludwig. Zum Einsatz kommen soll das Spiel aber auch auf kommunaler Ebene in Städten wie Sonneberg oder Nordhausen, wo im vergangenen Jahr der erste AfD-Bürgermeister beziehungsweise -Landrat gewählt wurde.

Aufklären, aber nicht mit erhobenem Zeigefinger

Für 39 Euro kann man sich „Adé AfD!“ auch als Brettspiel nach Hause bestellen. Und dann gibt es noch die „Print-und-Play-Variante“ zum Selbstausdrucken. Fast 1000 Menschen haben das bereits getan. „Das Spiel ist eine gute Möglichkeit, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen“, sagt Clara Ludwig – egal, ob auf dem Marktplatz, in der Kneipe oder zu Hause am Wohnzimmertisch. „Wir wollen aufklären, welche Forderungen, die AfD hat, allerdings nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit einem spielerischen Ansatz.“

Bald soll zudem die Kandidierenden bekannt gegeben werden, die Brand New Bundestag bei den Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen unterstützt. In allen drei Bundesländern liegt die AfD in den Umfragen vorn. Progressive Kandidat*innen dürften es deshalb im Wahlkampf besonders schwer haben. 

Eine Wende könnten dagegen die zahlreichen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie überall im Land sein. „Zum Glück engagieren sich gerade sehr viele Menschen für die Demokratie“, sagt Clara Ludwig. Viele seien dankbar, mit dem Spiel von Brand New Bundestag auch eine argumentative Hilfestellung an die Hand zu bekommen.

Interessierte können das Spiel "Ade, AfD!" hier vorbestellen. Per E-Mail an brettspiel@brandnewbundestag.de kann die Großversion ausgeliehen werden.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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2 Kommentare

Gespeichert von max freitag (nicht überprüft) am Di., 13.02.2024 - 10:02

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unzähligen Anstrengungen, die jetzt unternommen werden (endlich) um der AfD das Wasser abzugraben, jetzt auch noch ein Brettspiel. Damit dürften auch die letzten noch erreicht werden, die bislang gezögert haben. Gleichzeitig ist dies ein generationenübergreifendes Konzept, das schon die Kleinsten, aber auhc die Ältersten mitnimmt und an den Spieltisch zusammenführt. Wer hat bei solchen Spielmöglichkeiten überhaupt noch Interesse an den rassistisch geprägten Spielen, derer es ja nun wirklich weder bedarf, noch das sie akzeptabel wären- also von der Verbotsliste wieder heruntergenommen werden könnten. Die ganz alten hier im kreis mögen sich noch erinnern, an die Unzeiten, als es noch den "schwarzen Peter" gab, den niemand haben wollte- und wer ihn doch doch fand in seinem Spiel, der war versucht, ihn, also den Peter, den anderen Mitspielern unterzujubelm

Gespeichert von Martin Holzer (nicht überprüft) am Mi., 14.02.2024 - 11:56

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"Die Blauen dürfen nicht gewinnen."

"Zum anderen sollen diejenigen, die nicht die blauen Spielfiguren haben, zusammenspielen."

Ich habe schon öfters Mensch-ärgere-dich-nicht gespielt aber das eine bestimmte Farbe nicht gewinnen "darf" oder das es wünschenswert ist, wenn sich alle gegen einen Mitspieler verbünden, wäre mir neu. Das hat nichts mehr mit fairen Spielregeln zu tun, die im demokratischen Wettbewerb gelten sollten. Hier verschafft sich die Mehrheit unfaire Vorteile gegenüber einem einzelnen Mitspieler, der bei diesen Regeln wirklich nur verlieren kann.