Parteileben

Wegen des Nahen Ostens? Anschlag auf Büro von SPD-Politiker in Berlin

Das Wahlkreisbüro des Berliner SPD-Landespolitikers Lars Düsterhöft ist attackiert worden. Ein Schriftzug legt nahe, dass der Hintergrund die eskalierende Situation im Nahen Osten ist. Düsterhöft zeigte sich erschüttert – und reagierte mit einer Einladung.

von Kai Doering · 6. August 2024
„Kriminelle Handlungen, die mich zutiefst treffen und erschüttern“: Das Büro des SPD-Abgeordneten Lars Düsterhöft wurde angegriffen.

„Kriminelle Handlungen, die mich zutiefst treffen und erschüttern“: Das Büro des SPD-Abgeordneten Lars Düsterhöft wurde angegriffen.

„AnsprechBar“ heißt das Wahlkreisbüro von Lars Düsterhöft im Berliner Stadtteil Oberschöneweide (Bezirk Treptow-Köpenick). Bisher Unbekannte haben in der Nacht zu Dienstag die Scheibe des Büros beschädigt. Vier Löcher, die an Einschüsse erinnern, sind in Brust und Bauch des überlebensgroßen Fotos des SPD-Politikers zu sehen, das auf die Scheibe geklebt wurde. Auf die Hauswand daneben wurde der Satz „We condemn Germany 4 Genozide“ – „Wir verurteilen Deutschland für einen Genozid“ gesprayt.

„Kriminelle Handlungen, die mich zutiefst treffen und erschüttern“

Am Dienstag veröffentlichte Lars Düsterhöft, der für die SPD seit 2016 im Berliner Abgeordnetenhaus sitzt, Fotos von der Schmiererei und der beschädigten Scheibe auf seiner Facebook-Seite. „Für mich ist klar, dass sich dies auf die aktuelle Lage im Nahen Osten bezieht“, schrieb der Abgeordnete, der gerade im Urlaub ist, dazu. Die Situation in Israel nach den Attacken der Hamas von 7. Oktober mache auch ihn betroffen. Es sei falsch, den Tod von Menschen, die mit den Attacken der Hamas nichts zu tun haben, als „Kollateralschäden“ in Kauf zu nehmen.

Gleichzeitig macht Düsterhöft klar: „Schüsse auf mein Konterfei und Parolen an der Hauswand sind kriminelle Handlungen, die mich zutiefst treffen und erschüttern“ und fragt: „Was ist die nächste Steigerung, dass jemand mit der Pistole vor mir steht und abdrückt?“ Von einer „neuen Qualität“ sprachen am Dienstag auch die Vorsitzenden der Berliner SPD, Nicole Böcker-Giannini und Martin Hikel. „Künftig muss unsere Demokratie noch entschlossener denn je verteidigt werden: durch mehr politische Bildung und durch mehr Schutz für Demokrat*innen“, forderten sie.

Düsterhöft lädt zum Gespräch ein

Der erste Verdacht, es handele sich bei den Löchern in der Scheibe des Büros um Einschüsse, hat sich unterdessen nicht bestätigt. „Nach ersten Erkenntnissen wurden die Beschädigungen an der Scheibe vermutlich mit einem spitzen Gegenstand verursacht“, teilte die Berliner Polizei am Dienstagnachmittag mit. Die Ermittlungen führe der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes.

Via Facebook hat Lars Düsterhöft unterdessen dazu aufgerufen, die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen. „Hiermit lade ich zum ernstgemeinten Gespräch und Austausch auf Augenhöhe ein“, schrieb der Berliner Abgeordnete. Er strecke seine „Hand aus“.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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