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Was SPD-Abgeordnete nach ihrem Ausscheiden aus dem Bundestag machen

Der eine kehrt zurück in seinen alten Beruf. Die andere geht auf Reisen. Und für den dritten ist schon wieder Wahlkampf – das Leben nach dem Bundestagsmandat verläuft für die ausscheidenen Abgeordnete sehr unterschiedlich. Drei Geschichten

von Kai Doering · 25. März 2025
Haben schon Pläne für die Zeit nach dem Bundestag: Ex-Abgeordnete Erik von Malottki und Emily Vontz

Haben schon Pläne für die Zeit nach dem Bundestag: Ex-Abgeordnete Erik von Malottki und Emily Vontz

Am Montag ist Detlef Müller nochmal in den Zug nach Berlin gestiegen. 15 Jahre – von 2005 bis 2009 und von 2014 bis 2025 – gehörte der Chemnitzer dem Bundestag an. Zuletzt war er stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. Doch bei der Bundestagswahl am 23. Februar verlor der 60-Jährige sein Mandat. „Was will der in Berlin, der ist doch rausgeflogen?“, fragte Müller am Montag im Kurznachrichtendienst X mit Bezug auf sich selbst und gab dann gleich die Antwort: „Ja, ja… schon. Büro ist leer, Schlüssel abgegeben. Aber die ARD möchte noch ein Interview im Hauptstadtstudio und die Bundestagspräsidentin lädt zum Empfang für die ‚Ausgeschiedenen‘.“

Zurück in den ersten Traumberuf

Und so saß Detlef Müller bei der Konstituierung des neuen Bundestags nicht wie in den Jahren zuvor in den Reihen der Abgeordneten, sondern auf der Besucher*innentribüne. Wie es danach für ihn weitergeht, weiß er schon – zumindest, wenn es nach ihm geht. „Mein erster Traumberuf ist Lokomotivführer und der zweite war Bundestagsabgeordneter“, erzählte er schon im Februar im Interview mit dem MDR. „Das eine endet jetzt. Da ist es ja folgerichtig, dass ich in meinen anderen Beruf zurückkehre.“

Seit 1983 fuhr Detlef Müller Diesel- und E-Loks, erst für die Reichsbahn der DDR, ab 1990 für die Deutsche Bahn. Bevor er 2005 erstmals in den Bundestag einzog, war er Teamleiter bei der „Erzgebirgsbahn“ in Chemnitz. „Ich will ganz zurück zu meinen Wurzeln, also wirklich auf den Führerstand und fahren“, verriet Müller dem MDR. Bis es soweit ist, müsse er allerdings noch eine medizinische Untersuchung bestehen und eine neue Ausbildung absolvieren. Weil er als Abgeordneter nicht die geforderte Mindestanzahl an Stunden gefahren ist, hat Müller seine Lokführerlizenz verloren. „Wenn ich die theoretische und praktische Prüfung bestanden habe, bin ich wieder dabei“, sagt er.

Mit dem Rucksack durch Südamerika

Als Müller am Dienstag im Bundestag den Worten von Alterspräsident Gregor Gysi lauschte, war bei Emily Vontz noch früher Morgen. Die 24-Jährige war bei der Bundestagswahl nicht wieder angetreten. Zuvor war die Saarländerin zwei Jahre lang jüngste Abgeordnete im Parlament. Während am Dienstag ihre Nachfolger*innen ihre Arbeit aufnehmen, ist Vontz in Argentinien unterwegs. „Die nächsten Wochen verbringe ich in Südamerika. Zuerst bin ich in Buenos Aires und dann geht es weiter nach Brasilien“, schrieb sie am Montag auf Instagram zu einem Foto, das sie in kurzer Hose und mit großem Rucksack zeigt.

Ihr Ziel: Spanisch lernen und die Projekte einer Hilfsorganisation besuchen, die sich um benachteiligte Kinder und Jugendliche in der argentinischen Hauptstadt kümmert. Zurück in Deutschland will Emily Vontz dann im Herbst ihr Master-Studium beginnen. Ihren Bachelor-Abschluss in Französisch und Politikwissenschaft hatte sie gemacht, bevor sie im Januar 2023 für den ehemaligen Außenminister Heiko Maas in den Bundestag nachrückte. „Es war cool, zwei Jahre die Jüngste im Bundestag gewesen zu sein, aber es ist kein Konzept für die Zukunft“, sagte Vontz kurz vor ihrem Abschied gegenüber dem SWR.

Vor Ort etwas verändern

Nach der Wahl ist vor der Wahl, heißt es dagegen für Erik von Malottki. Am 23. Februar verpasste der Greifswalder den Wiedereinzug in den Bundestag. Nur ein paar Tage später erklärte er seine Kandidatur für die Landratswahl am 11. Mai. Das sei keine spontane Entscheidung gewesen, sondern hänge damit zusammen, dass die Bundestagswahl nach dem Auseinanderbrechen der Ampel-Koalition vorgezogen wurde. „Wäre ich in den Bundestag gewählt worden, hätte ich das Mandat auch angenommen. Einfach, weil ich es den Wählerinnen und Wählern schuldig gewesen wäre“, sagte der 38-Jährige gegenüber der „Demo“.

Nun will er Landrat des Landkreises Vorpommern-Greifswald werden. „Ich will vor Ort etwas verändern und gegen den Frust und die Perspektivlosigkeit der Leute tun“, nannte von Malottki sein Ziel. Als Bundestagsabgeordneter habe er öfter gemerkt, „dass Belange des ländlichen Raums häufig hinten runterfallen“. Erik von Malottki ist überzeugt: „So etwas zahlt auf den Frust gegenüber der Regierung in Berlin ein.“ Für seine möglicherweise künftige Aufgabe könnten die Erfahrungen aus dem Bundestag also durchaus hilfreich sein.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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