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SPD Huy: Ein neuer Ortsverein in Sachsen-Anhalt

„Wenn nicht jetzt, wann dann“, dachten sich die SPD-Mitglieder in der Gemeinde Huy in Sachsen-Anhalt und gründeten Mitte August einen eigenen Ortsverein. Einen solchen gab es dort bisher noch nie. Was sie nun vorhaben, haben sie uns berichtet.

von Jonas Jordan · 30. August 2024
Der neu gewählte Vorstand der SPD Huy (v.l.): Nils Johannson, Anika Johannson, Thomas Steckhan, Niklas Biewendt, Stefan Brüggemann, Marcus März

Der neu gewählte Vorstand der SPD Huy (v.l.): Nils Johannson, Anika Johannson, Thomas Steckhan, Niklas Biewendt, Stefan Brüggemann, Marcus März

Der Huy ist ein gut 300 Meter hoher Höhenzug im nördlichen Harzvorland in Sachsen-Anhalt. Er ist auch Namensgeber der gleichnamigen Gemeinde. Sie hat knapp 7.000 Einwohner*innen, hatte aber bis vor Kurzem keinen SPD-Ortsverein. Das hat sich am 16. August geändert. An diesem Tag vollzogen die acht SPD-Mitglieder den historischen Schritt und wählten Nils Johannson zum ersten Ortsvereinsvorsitzenden.

„Eine große Herausforderung, der wir uns stellen“

„Für mich ist es eine große Herausforderung, die wir uns stellen, aber ich sehe darin auch eine Chance. Wir wollen ein politisches Angebot machen und einen Raum schaffen, um politische Diskussionen zu führen“, sagt der neue Vorsitzende im Gespräch mit dem „vorwärts“. 

Die größten Vorteile des eigenen Ortsvereins seien zum einen eine höhere Sichtbarkeit und zum anderen die Eigenständigkeit. Denn bislang waren die SPD-Mitglieder aus der Gemeinde Huy Teil des Ortsvereins in der 15 Kilometer entfernten Kreisstadt Halberstadt. „Da gingen die Interessen des Huy unter“, konstatiert Johannson.

Dass die „eigene Organisation, die sich ausschließlich um die Themen in der Gemeinde Huy kümmert“, wie die Genoss*innen auf ihrer Facebook-Seite stolz von der Ortsvereinsgründung berichtete, zustande kam, hatte maßgeblich mit Maik Berger zu tun. Er ist seit 2021 Bürgermeister der Gemeinde, nachdem das Rathaus zuvor seit der Wende vor allem von der CDU geführt worden war. Nach den Correctiv-Enthüllungen über die Deportationspläne der AfD und den darauffolgenden Massendemonstrationen gab es auch im Huy drei neue SPD-Mitglieder.

Nach einem halben Jahr schon Bürgermeister

Einer von ihnen ist Thomas Steckhan. „Die aktuelle politische Situation hat mich veranlasst, in die SPD einzutreten. Ich will was machen, um die Wogen wieder zu glätten. Denn die Polarisierung macht mir große Sorgen“, sagt der 61-Jährige. 

Nach 35 Jahren in Berlin kam er vor gut zehn Jahren in den Huy und kaufte einen Hof. Inzwischen hat Steckhan seine IT-Firma verkauft und widmet sich dem Projekt Ferienhof. „Ich sitze jetzt glücklich hier in der ostdeutschen Provinz“, sagt er.

Über zu viel Freizeit kann er sich in jedem Fall nicht beklagen. Nach einem halben Jahr in der SPD ist er Mitglied im Ortsrat sowie im Gemeinderat, dort SPD-Fraktionsvorsitzender, zudem Ortsbürgermeister und seit Kurzem stellvertretender Ortsvereinsvorsitzender. „Ich komme momentan zu nichts anderem mehr. Ich hoffe, dass sich das demnächst etwas einpendelt“, sagt er und freut sich zugleich, dass er sich so aktiv in der Kommunalpolitik einbringen kann.

Ideen für Zukunftswerkstatt

„Zur Kommunalwahl haben wir gesagt: Wenn nicht jetzt, wann dann“, sagt Johannson. Dieses Motto hatte Erfolg, denn die SPD holte im Huy eines der kreisweit besten Ergebnisse. Ein Ansporn für die künftige Ortsvereinsarbeit. Zur Gründungsversammlung kam direkt prominenter Besuch, neben dem Kreisvorsitzenden und früheren Landeswirtschaftsminister Jörg Felgner (l.) auch der Landesvorsitzende Andreas Schmidt (r.) und die SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Katja Pähle (Foto).

Diese überregionale Expertise wollen sie künftig für ihre politische Arbeit nutzen. Wie genau, steht noch nicht ganz fest. Anfang September steht erst mal die konstituierende Sitzung des neu gewählten Ortsvereinsvorstands an. 

Doch Johannson hat schon erste Ideen: „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir eine überparteiliche Zukunftswerkstatt für den Huy initiieren, damit wir ins Gespräch kommen können, welche Themen unsere Region bewegen. Das ist im Rahmen der Kommunalwahl leider nicht passiert.“

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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2 Kommentare

Gespeichert von Frauke Meyburg (nicht überprüft) am Di., 03.09.2024 - 13:39

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Zuerst meine herzlichen Glückwünsche an den Ortsverein Huy! Solche Berichte im Vorwärts wünsche ich mir mehr. Wenn lokale Themen im Ortsverein - in Hamburg im Distrikt - angesprochen wurden, waren und sind die Mitgliederversammlungen immer am besten besucht. Und genau so - durch Diskussion und Lösung lokaler Probleme können die Mitbürger und Mitbürgerinnen davon überzeugt werden mitzumachen und nicht auf den „starken Mann“ zu warten.
Frauke Meyburg

Danke schön! Natürlich können wir nicht alle Ortsvereine und deren Aktivitäten auf dem Schirm haben, aber dort, wo wir davon Kenntnis haben, versuchen wir das natürlich in unserer Berichterstattung aufzugreifen und sehen das auch gewissermaßen als Alleinstellungsmerkmal des „vorwärts“ an.