Parteileben

Soziale Medien: Wie die SPD TikTok im Bundestagswahlkampf nutzen will

Die SPD hat ihre Präsenz in sozialen Medien wie TikTok deutlich ausgebaut. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz ist dort aktiv, um neue Zielgruppen besser ansprechen zu können. Eine Gruppe haben die Sozialdemokraten dabei besonders im Blick.

von Jonas Jordan · 2. Januar 2025
Die SPD setze diesmal auf den „digitalsten Wahlkampf aller Zeiten“, erklärt Generalsekretär Matthias Miersch bei der Kampagnenpräsentation im Willy-Brandt-Haus.

Die SPD setze diesmal auf den „digitalsten Wahlkampf aller Zeiten“, erklärt Generalsekretär Matthias Miersch bei der Kampagnenpräsentation im Willy-Brandt-Haus.

Anfangs gab es Skepsis in der Partei über die Plattform mit ihren schnell geschnittenen Tanzvideos und einem Überangebot an rechten und sogar rechtsextremen Inhalten. Doch seit gut einem Jahr ist die SPD auf TikTok aktiv. Knapp 15.000 Menschen folgen ihrem Account auf der sozialen Plattform. Eine Zahl, die angesichts der Werte für die rechtsextreme AfD noch ausbaufähig ist. SPD-Generalsekretär Matthias Miersch ist der Meinung, dass Social Media „für uns als Partei eine riesige Möglichkeit“ biete. Er selbst habe ebenfalls vor einem Jahr mit TikTok begonnen. „Ich musste selbst erst das Format finden, in dem ich mich wohl fühle. Da gibt es keine feste Maske“, erzählt er in einem Online-Austausch mit Parteimitgliedern.

TikTok als Medium Nummer eins für junge Menschen

Dass mehr Sozialdemokrat*innen Mierschs Beispiel folgen, darum kümmern sich Mattheus Berg und Julian Bondarenko beruflich. Sie beraten SPD-Gliederungen beim Einstieg auf TikTok. „Immer mehr junge Menschen haben TikTok inzwischen als Hauptinformationsquelle. Das wird in einigen Jahren die Mehrheit sein. Denn die Hochkant-Kommunikation ist das Medium der Zukunft“, sagt Berg im Gespräch mit dem „vorwärts“.

Mit Blick auf den Bundestagswahlkampf könne die SPD nicht dieselbe „Ehrenamtspower“ auf die Straße kriegen wie in einem Sommerwahlkampf. Die Partei müsse andere Akzente setzen und soziale Medien stärker nutzen. „Wir verfolgen, dass Content dann gut und authentisch ist, wenn er personengerichtet ist“, erklärt Bondarenko.

Ein Vorbild für den Kanzler

Als positives Beispiel nennt er den baden-württembergischen SPD-Bundestagsabgeordneten Robin Mesarosch. Seinem Account folgen auf TikTok 34.000 Menschen, mit einzelnen Beiträgen erreicht er teilweise mehr als 800.000 Personen. In sachlicher und persönlicher Art erklärt der Parlamentsneuling dort politische Themen, aber auch seinen Alltag als Bundestagsabgeordneter.

Damit hat er womöglich auch den Bundeskanzler inspiriert. Mit den Worten „Ich tanze nicht. Versprochen“, verkündete dieser im April dieses Jahres auf X seinen Einstieg bei TikTok. Statt Tänzen postete er dort seitdem beispielsweise Videos seiner Aktentasche, die ihn seit Jahrzehnten begleitet. Er zeigte Bilder von Treffen mit Frankreichs Präsident Macron oder NATO-Generalsekretär Rutte, aber auch Einblicke aus seinem Alltag als Bundeskanzler.

 „Ich habe mich entschieden, dass ich auch bei TikTok auftrete, was ganz gut funktioniert“, sagte Scholz auf einer Online-SPD-Mitgliederkonferenz. Wenn viele SPD-Mitglieder das auch machten und somit eine Alternative zu rechten Beiträgen auf der Plattform schafften, „dann ist das ein großer, großer Fortschritt“. 

Zugleich fügte er an: „Es ändert sich übrigens was. Es gab sehr viele Untersuchungen, die zeigen: Auch die Zahl der Älteren, die TikTok gucken, nimmt zu.“

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

Weitere interessante Rubriken entdecken

Noch keine Kommentare
Schreibe einen Kommentar

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.