Robin Mesarosch: Ein Social-Media-Experte will für die SPD in den Bundestag
Fionn Große
„Wenn der Christoph jetzt sagt, er will die Grundrente abschaffen, und davor schon gesagt hat, dass er sie nie wollte, stellt sich die Frage: Ist das jetzt wegen Corona oder ist das ein billiger Trick, um etwas loszuwerden, was ihm nicht passt?“ – Diese Frage stellt Robin Mesarosch in einem knapp achtminütigen Video, das er auf Facebook veröffentlicht hat.
Mit „der Christoph“ ist in diesem Fall Christoph Ploß gemeint, der Landesvorsitzende der Hamburger CDU. Dieser hatte im ZDF-Interview gefordert, man müsse zur Finanzierung der Kosten in der Corona-Krise „zusätzliche Rentenleistungen“ wie die Rente mit 63, die Grundrente und die Mütterrente noch einmal auf ihre Zielgenauigkeit überprüfen.
Mehr als 80.000 Menschen erreicht
Mesarosch hat diese Aussage in seinem Video Schritt für Schritt auseinandergenommen und damit einen Volltreffer gelandet. Mehr als 80.000 Menschen hat der SPD-Bundestagskandidat damit erreicht. „Ploß steht beispielhaft für einen großen Teil der Konservativen, die Sozialleistungen und Rente kürzen wollen“, sagt Mesarosch. Dass sein Video so viele interessierte, habe ihn gefreut, aber nicht völlig überrascht.
Denn Mesarosch hat in genau diesen Dingen Erfahrung. Der 30-Jährige arbeitete bereits für die früheren SPD-Vorsitzenden Martin Schulz und Andrea Nahles, Außenminister Heiko Maas, die Bundestagsfraktion und die SPD Baden-Württemberg als Social-Media-Manager. Nun ist er in eigener Sache unterwegs. Im Süden von Baden-Württemberg tritt er im Bundestagswahlkreis Zollernalb-Sigmaringen für die SPD an.
Seit fast 30 Jahren gab es in seiner Heimatregion keine*n SPD-Abgeordnete*n mehr. „Das merkt man. Die Strukturen brechen weg. Ich will einen Beitrag leisten, dass es in meiner Heimat wieder einen Abgeordneten gibt, der für die Sozialdemokratie begeistern kann und Leute auf die Straße bringt“, sagt Mesarosch selbstbewusst. Ende Dezember haben die Genoss*innen vor Ort ihn mehrheitlich nominiert, pandemiekonform in einem Fußballstadion in Balingen.
Mesarosch pendelte zuvor bereits regelmäßig zwischen beruflichen Verpflichtungen in Berlin und dem Ehrenamt in Baden-Württemberg, so kennt er schon die Zugstrecke, auf der er auch in den kommenden Jahren als Abgeordneter unterwegs sein möchte. Gut acht Stunden sind es mit der Bahn von Sigmaringen in die Hauptstadt. Für den Sommer hat sich der Sozialdemokrat drei Monate frei genommen, um sich komplett auf den Wahlkampf konzentrieren zu können.
Selbstbewusst gegen namhafte Konkurrenz
Dabei hat er einen aussichtsreichen Platz auf der Landesliste im Auge. Denn Wahlkreise sind für die SPD in Baden-Württemberg schwierig direkt zu gewinnen. Zumal es Mesarosch mit namhafter Konkurrenz zu tun bekommt. Der bisherige Abgeordnete Thomas Bareiß von der CDU ist Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, geriet zuletzt aber vor allem durch seine Verbindungen nach Aserbaidschan in die Schlagzeilen. Für die Grünen geht der Sohn von Ministerpräsident Winfried Kretschmann ins Rennen.
SPD-Kandidat Mesarosch zeigt sich trotzdem gelassen: „Meine Gegenkandidaten wirken auf dem Papier sehr prominent, aber sie liefern beide nicht. Das ist nicht nur meine SPD-Meinung, sondern die teilen viele Leute. Das hat sehr negative Auswirkungen, weil sie dann denken, so seien alle Politiker.“
CDU-Mann Thomas Bareiß kümmere sich um Beatmungsgeräte für Aserbaidschan, lasse sich im Wahlkreis dafür selten blicken, sagt Mesarosch. Über Johannes Kretschmann sagt er, dass dieser zwar im Kreistag ordentlich arbeite, in seiner Bewerbungsrede auf dem Grünen-Parteitag aber vorwiegend über Nachtfalter und Osteuropa gesprochen habe. „Das ist nicht das, was die Leute bei uns interessiert, und das ist auch nicht das, was sie verdienen. Für mich wäre es ein Gewinn, wenn die Leute durch meine Kandidatur merken: Politiker sind nicht alle schräg und haben riesige Kompetenzlücken, sondern da ist auch jemand, der die Dinge erklären kann und sich erfolgreich für uns einsetzt.“
Angesport durch die Großeltern
Für Mesarosch ist klar: Er will seine kommunikativen Fähigkeiten in den Bundestag bringen und dort einsetzen. Auch will er ein Gegengewicht zur AfD zu schaffen, die den Umgang in und mit den sozialen Medien aus seiner Sicht leider sehr gut beherrsche. „Ich will auch, dass es noch eine Demokratie gibt auf diesem Planeten, wenn ich mal 60 bin“, sagt er und verweist auf seine Familiengeschichte.
Mesaroschs Opa floh 1956 nach dem Volksaufstand aus Ungarn. „Die Erzählungen meiner Großeltern waren mein erster Berührungspunkt mit Politik überhaupt“, sagt Robin Mesarosch. Ihm wurde früh klar, welche verheerenden Auswirkungen es auf das Leben von Menschen haben kann, wenn Politik außer Kontrolle gerate. Auch das habe ihn animiert, selbst politisch aktiv zu werden.
Er sieht sich auch als Teil einer jungen Generation, aus der sich immer mehr aufmachen, für den Bundestag zu kandidieren. „Mir ist wichtig, dass wir nicht nur ein paar, sondern deutlich mehr junge Abgeordnete sein werden“, sagt Mesarosch: „Denn jetzt entscheidet sich, ob wir noch Pflegekräfte, Rente, eine stabile Demokratie und eine saubere Umwelt haben, wenn wir alt sind.“
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo