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„Bolzen am Leo“: Wie eine SPD-Abteilung ihren Kiez mit Fußball aufwertet

Gegen ein Image-Problem und für mehr Verständigung – deswegen haben zwei SPD-Mitglieder im Berliner Stadtteil Wedding die Aktion „Bolzen am Leo“ gestartet. Dort, wo einst Bundesligakarrieren begannen.

von Jonas Jordan · 31. Juli 2024
Die SPD-Abteilung Schillerkiez lädt zum gemeinsamen Fußballspielen ein.

Adrián Berger (grünes Trikot) und Luca Tilly (weißes T-Shirt) haben „Bolzen am Leo“ initiiert.

Auf den Bolzplätzen im Berliner Stadtteil Wedding sind bereits so einige Fußballkarrieren gestartet. Kevin-Prince Boateng zum Beispiel, 2018 DFB-Pokalsieger mit Eintracht Frankfurt, wurde in den dortigen „Käfigen“ groß. Auf engstem Raum lernten er und andere, sich im Zweikampf zu behaupten und spielerisch zu überzeugen. Zuletzt machte jedoch insbesondere die Gegend rund um den Leopoldplatz eher negative Schlagzeilen und erreichte als Drogenumschlagsplatz traurige Berühmtheit.

Fußball und Politik statt Drogen und Gewalt

Adrián Berger und Luca Tilly von der SPD-Abteilung Schillerpark – so heißen Ortsvereine in der Berliner SPD – haben sich daher zum Ziel gesetzt, das zu ändern. Fußball und Politik statt Drogen und Gewalt oder kurz: „Bolzen am Leo“. Wie es zu der Idee kam, erklärt Berger im Gespräch mit dem „vorwärts“: „Wir haben überlegt, wie wir die Abteilung nach innen und außen etwas attraktiver machen und Anknüpfungspunkte zum Mitmachen schaffen können. Fußball zu spielen, macht Spaß. Also warum nicht?“

Schon in der Vergangenheit habe sich die Abteilung stärker mit dem Image des Leopoldplatzes beschäftigt und überlegt, welche positiven Akzente möglich wären. „Es gibt einen richtig guten Bolzplatz, der gerade erst neu gemacht wurde und auf dem man super spielen kann. Deswegen wollten wir ein bisschen dafür sorgen, dass der Platz nicht immer unter diesem schlechten medialen Licht steht, sondern wir dort auch einfach eine gute Zeit haben und die Menschen aus dem Kiez noch ein bisschen kennenlernen können“, berichtet Berger.

Vielfalt des Weddings zum Ausdruck bringen

Deswegen warben sie mit öffentlichen Aushängen am Bolzplatz in einer Telegram-Gruppe und in einem Video, das sie auf dem Instagram-Kanal der Abteilung veröffentlichten, fürs gemeinschaftliche Fußballspielen. „Wo sonst kann man die Vielfalt des Weddings so sehr zum Ausdruck bringen wie hier auf dem Bolzplatz?“, fragen Berger und Tilly in dem Video, das sie am Ort des Geschehens aufgenommen haben.

Pünktlich zur Fußball-Europameisterschaft der Männer in Deutschland ging es Mitte Juni los. Der Beginn lief etwas schleppend. Doch inzwischen habe sich ein fester Stamm herauskristallisiert, berichtet Berger. Kürzlich habe es außerdem ein Aufeinandertreffen im Modus Fünf gegen Fünf mit dem Verein Roter Traktor, den Fußballer*innen der Linken gegeben. Oft kommen die Teams auch spontan zustande mit Menschen, die gerade sowieso auf dem Platz sind. „Uns ist wichtig, dass alle mitmachen können. Die Kinder und Teenager am Platz spielen oft auch mit. Letzten Monat hat uns eine 13-jährige Vereinsfußballerin ganz schön schwitzen lassen“, berichtet Luca Tilly. 

Nächster Termin Mitte August

Während der Partien selbst spiele Politik zwar eine untergeordnete Rolle. „Doch danach tauschen wir uns manchmal noch aus und reden ein bisschen darüber, wie es den Leuten geht und was sie im Kiez bewegt. Es geht nicht um harte politische Themen, sondern eher darum, für uns als Abteilung auch ein Gefühl zu bekommen, was gerade im Kiez los ist“, sagt Berger. Dafür sei es eine gute Plattform, weswegen sie das Format auch längerfristig fortsetzen wollen. Der nächste Termin ist am 17. August, offen für alle, auch aus anderen Abteilungen. „Es ist ja auch wichtig, dass man sich innerhalb der Partei mal kennenlernt. Fußballspielen ist dafür eine ganz angenehme Art und Weise“, meint Berger.

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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