Meinung

Gefahr für die Demokratie: Sieben gute Gründe, die AfD nicht zu wählen

Die AfD wird von manchen als Protestpartei bezeichnet, doch das ist verharmlosend. Ihre Politik schadet der Demokratie und den Menschen ganz konkret und in vielerei Hinsicht. Sieben Beispiele

von Vera Rosigkeit · 20. September 2024
Björn Höcke ist Landeschef der AfD in Thüringen.

Björn Höcke ist Landeschef der AfD in Thüringen.

Gegen Mindestlohn

Auch wenn die AfD laut Programm den Mindestlohn beibehalten will, stimmte sie 2022 gegen seine Anhebung auf 12 Euro. Auch im EU-Parlament stimmten im selben Jahr alle AfD-Abgeordneten gegen eine Richtlinie, die europäische Standards zur Berechnung von armutsfesten Mindestlöhnen zum Ziel hat und die Anhebung der Tarifbindung fordert.

Gegen die Verfassung

Das Oberverwaltungsgericht Münster hat die Bundespartei als rechtsextremistischen Verdachtsfall eingestuft. Ihre Politik richte sich gegen die Menschenwürde bestimmter Gruppen und das Demokratieprinzip. Erhärtet sich der Verdacht, kann sie als „gesichert rechtsextremistische Bestrebung“ hochgestuft werden. Dies gilt bereits für die AfD in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Gegen eigene Wähler

Die AfD will die Staatsaufgaben reduzieren und Steuern senken. Laut Studien sind aber viele AfD-Wählerinnen und -Wähler auf einen starken Sozialstaat und eine gute Daseinsvorsorge angewiesen. Für sie würde die AfD-Politik einen Einschnitt bei sozialen Leistungen und einen geringeren Lebensstandard bedeuten. Das erklärt auch Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).

Gegen Zuversicht

Laut einer Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) erleben Menschen, die sich der AfD zuwenden, eine Verschlechterung ihres Wohlbefindens. Negativ dargestellte Themen und Nachrichten lösten negative Emotionen aus, Anhängerinnen und Anhänger würden sich mit Wut und Angst „infizieren“.

Gegen Klimaschutz

Das Klima ist für die AfD „per se nicht schutzfähig“. Sie spricht von einer „Klimahysterie“, will Klimaschutzpläne und CO2-Reduktionspläne stoppen. Ihr Klimaschutzprogramm: Statt Kampf gegen Klimawandel, „sollten wir uns an die veränderten Bedingungen anpassen, so wie es Pflanzen und Tiere auch tun“. Was das angesichts des derzeit großen Artensterbens bedeutet, bleibt unbeantwortet.

Gegen Frauenrechte

Die AfD klagt über zu wenig deutsche Kinder – vor allem bei Frauen aus der Mittelschicht, deren „Geburteneintrittsalter“ immer weiter steigt. Das passt nicht zum Familienbild der AfD, das aus „Vater, Mutter und Kindern“ besteht und „Keimzelle unserer Gesellschaft“ ist. Familienbeauftragte sollen Gleichstellungsbeauftragte ersetzen, Frauenquoten werden abgelehnt. Passend hierzu stimmten AfD-Abgeordnete im EU-Parlament gegen einen Aktionsplan zur Beseitigung der Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern und auch gegen Maßnahmen zur Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen.

Gegen Recht und Gesetz

Beleidigungen und Störungen im Deutschen Bundestag nehmen seit Einzug der AfD zu. Laut Recherchen von „Correctiv“ wurden zudem in den vergangenen Jahren 28 AfD-Abgeordnete sowie vor Ort Mit­arbeitende in erster Instanz verurteilt oder gegen sie Strafbefehle erlassen: Spenden­affären, Drogenschmuggel, Volks­verhetzung, Spionageverdacht – die Liste ist lang.

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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3 Kommentare

Gespeichert von Martin Holzer (nicht überprüft) am Fr., 23.08.2024 - 13:43

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"Laut einer Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) erleben Menschen, die sich der AfD zuwenden, eine Verschlechterung ihres Wohlbefindens. Negativ dargestellte Themen und Nachrichten lösten negative Emotionen aus, Anhängerinnen und Anhänger würden sich mit Wut und Angst „infizieren“.

Ganz tolle "Studie". Es ist genau anders herum: Aus Wut über die Politik der Ampelregierung und der Angst, zu was diese noch führen wird, wenden sich die Menschen der AfD zu.

Gespeichert von Armin Christ (nicht überprüft) am Fr., 23.08.2024 - 18:09

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Wenigstens mal ein kleiner Ansatz die afd inhaltlich zu bekämpfen - allerdings Absatz: Gegen Zuversicht; wer hat mir Angst vor Corona gemacht ? Wer macht mir Angst vor "dem Russen" ?
Man kann auch sagen: wer im Dreck wühlt bekleckert sich auch selbst, aber "Correktiv" ist für mich zu sehr bekleckert und nicht mehr per se glaubwürdig.

Gespeichert von Tobias Niewerth (nicht überprüft) am Mo., 26.08.2024 - 21:06

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Solingen ist das Grab für die SPD. Scholz kündigt an, aber nichts passiert und unsere Vorsitzende redet sich in Talkshows um Kopf und Kragen. Damit verliert man auch noch den letzten Wähler in Thüringen und Sachsen.