100 Jahre FES: Wofür Bundespräsident Steinmeier die Ebert-Stiftung lobt
Mit zwei Fest-Veranstaltungen feiert die Friedrich-Ebert-Stiftung in dieser Woche ihr 100-jähriges Bestehen. In seiner Rede lobte Bundespräsident Frank-Walter-Steinmeier am Dienstagabend die Verdienste der Stiftung – und sagte, was er ihr persönlich zu verdanken hat.
Friedrich-Ebert-Stiftung / M. Bollhorst, M. Strehlau
„Sie haben Maßstäbe gesetzt.“ In seiner Festrede fand Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier lobende Worte für die Friedrich-Ebert-Stiftung.
Als Friedrich Ebert am 28. Februar 1925 starb und wenige Tage später zu Grabe getragen wurde, bat die SPD darum, keine Kränze niederzulegen. Das Geld dafür sollten die Spender*innen lieber der Partei geben. In seinem Nachlass hatte der erste Reichspräsident nämlich verfügt, dass es eine Stiftung geben sollte, die es Kindern aus Arbeiterhaushalten ermöglicht, zu studieren. Das Geld, das statt der Kränze gespendet wurde, bildete hierfür das Startkapital.
Steinmeier: „Sie haben Maßstäbe gesetzt.“
100 Jahre später ist die Studienförderung zwar noch immer ein Grundpfeiler der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), doch das Aufgabengebiet der ältesten politischen Stiftung Deutschlands ist deutlich größer. Rund 1.500 Mitarbeiter*innen sind in mehr als 100 Büros weltweit tätig. „Sie haben Maßstäbe gesetzt. Darauf können Sie stolz sein“, lobte Frank-Walter Steinmeier am Dienstagabend die Arbeit der FES. Der Bundespräsident war der Hauptredner am ersten von zwei Festtagen zur Feier des 100. Gründungsjubiläums der Stiftung.
Als Ebert starb, sei das „so etwas wie ein Kipppunkt“ für die Weimarer Republik gewesen, sagte Steinmeier. Auf den sozialdemokratischen Reichspräsidenten folgte mit dem früheren Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg ein konservativer, der schließlich Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannte. „Friedrich Ebert war wie nur wenigen klar, wie sehr die junge Demokratie der Stärkung bedurfte“, sagte Steinmeier am Dienstagabend. „Demokratie braucht Demokraten“ lautet ein berühmtes Zitat, das Ebert zugeschrieben wird.
„Genau das ist es, was wir jetzt brauchen“
Das gilt auch 100 Jahre später, wie Frank-Walter Steinmeier betonte. Weltweit seien autoritäre Bewegungen auf dem Vormarsch. Das gehe auch an Deutschland nicht spurlos vorbei. „Die Bedrohung der Demokratie und eine neue Faszination des Autoritären sind leider auch Realität in unserem eigenen Land“, sagte Steinmeier. Umso wichtiger seien Organisationen wie die Friedrich-Ebert-Stiftung, die Demokrat*innen weltweit unterstützen.
„Wir dürfen uns von all dem nicht einschüchtern und entmutigen lassen“, sagte Steinmeier. „Sie sind nah dran und sehen sehr schnell, was gebraucht wird“, lobte der Bundespräsident die Arbeit der Stiftung. „Sie helfen mit, engagierte Demokratinnen und Demokraten zu unterstützen. Genau das ist es, was wir jetzt brauchen.“
In seiner Rede unterstrich Steinmeier aber auch, welche Bedeutung die Friedrich-Ebert-Stiftung für ihn persönlich hatte. „Dank der Ebert-Stiftung konnte ich studieren und Netzwerke knüpfen. Das hat mir unglaublich geholfen, meinen Weg zu gehen“, sagte der Bundespräsident. Als Sohn einer Fabrikarbeiterin und eines Tischlers sei es für ihn alles andere als eine Selbstverständlichkeit gewesen, Abitur zu machen und zu studieren. Erst der Dorfschullehrer habe seine Eltern davon überzeugt, wie Steinmeier in einer Diskussion mit ehemaligen Stipendiat*innen im Anschluss an seine Rede erzählte. „Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat mir die Förderung gegeben, dass ich über den Tellerrand hinausschauen konnte“, so der Bundespräsident.
Die Höhepunkte des ersten Festakts können Sie hier in einem Blog auf der Seite der Friedrich-Ebert-Stiftung nachlesen.
Am Mittwoch findet ein zweiter Festakt u.a. mit Bundeskanzler Olaf Scholz und dem Präsidenten des Europäischen Rates António Costa in Berlin statt. Einen Livestream gibt es hier.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.