Inland

München: Warum Christian Ude 100.000 Unterschriften gegen rechts sammelt

Der wachsende Zulauf für die AfD schockiert viele, auch den ehemaligen Münchner Oberbürgermeister Christian Ude. Um ein Signal gegen Rechtsextremismus zu senden, ist der Sozialdemokrat nun eine ungewöhnliche Wette eingegangen.

von Nils Michaelis · 4. September 2024
Christian Ude in München

imago/Wolfgang Maria Weber

Jetzt sei es aber wirklich höchste Eisenbahn, starke Zeichen gegen rechten Hass zu setzen, schrieb Christian Ude einen Tag nach den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen auf Facebook. „Nicht resignieren, nicht einschüchtern lassen, den Konsens der Demokraten unterstreichen.“

In diesem Geiste geht der langjährige Münchner Rathauschef nun mit einem eigenen Projekt voran. Bis zum 1. Oktober will er 100.000 Unterschriften gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus sammeln. Mit dem Entertainer Ron Williams ist er eine entsprechende Wette eingegangen. Beide engagieren sich in dem Verein „Nicht mit uns“.

Am 4. September fiel der offizielle Startschuss für die Unterschriftenaktion neben der Heilig-Geist-Kirche auf dem Viktualienmarkt in der bayerischen Landeshauptstadt. Fortan können Unterstützer*innen an wechselnden Standorten, jeweils zwischen 12 und 16 Uhr unterschreiben. Bei einem Testlauf am vergangenen Wochenende hätten bereits 3.000 Menschen unterschrieben, teilen die Initiator*innen mit. Bis zum 2. September wurden 10.000 Unterschriften gezählt.

100.000 Unterschriften auf 1000 Metern

Die Unterschriften landen auf einem besonderen Format, nämlich einer 500 Meter langen Papierrolle. Eine weitere Rolle gleicher Länge liegt bis zum Stichtag am Seehaus im Englischen Garten bereit.  Wenn man das Papier am Ende wieder aufrollt, reichten die Unterschriften von der Feldherrnhalle bis zum Siegestor im Zentrum der Metropole, lassen die Initiator*innen wissen. 

Die Aktion wird von Münchner Prominenten unterstützt. Sie sollen Passant*innen dazu animieren, ihre Unterschrift zu leisten. Zu den Unterstützer*innen zählt Uschi Glas. Am heutigen Mittwoch begleitete die ansonsten für ihre CSU-Nähe bekannte Schauspielerin die Unterschriftensammlung auf dem Viktualienmarkt. In einem in Sozialen Medien verbreiteten Video rief sie Menschen dazu auf, sich an Udes „toller Aktion“ zu beteiligen.

Williams habe als einer der Ersten unterschrieben. „Ich hoffe, ich verliere“, sagte er bezüglich seiner Wette der „Süddeutschen Zeitung“. Zum Wetteinsatz wurde bislang nichts bekannt. Egal, wie die Wette ausgeht: Die Initiator*innen kündigen eine „spektakuläre Abschlussaktion“ an.

Entschlossene Reaktion gegen den Rechtsruck

Im Anschluss an die Landtagswahl in Sachsen und Thüringen sind Rufe nach einer entschlossenen und geschlossenen Reaktion von Politik und Gesellschaft auf den Rechtsruck laut geworden. Noch am Wahlabend demonstrierten Hunderte Menschen in Erfurt gegen rechts, später folgten Kundgebungen in Hannover und Frankfurt am Main.

Bei den Urnengängen am 1. September hatte die AfD deutlich zugelegt. In Thüringen holte die Partei 32,8 Prozent und wurde erstmalig stärkste Kraft in einem Landesparlament. In Sachsen landete sie mit 30,6 Prozent knapp hinter der CDU auf Platz zwei. Beide Landesverbände stuft der Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem ein.

Weitere interessante Rubriken entdecken

1 Kommentar

Gespeichert von Martin Holzer (nicht überprüft) am Mi., 04.09.2024 - 16:10

Permalink

"Bis zum 1. Oktober will er 100.000 Unterschriften gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus sammeln. "

Was erhofft er sich davon außer von regierungsnahen Kreisen dafür gelobt zu werden? Kein einziges Problem im Land wird dadurch gelöst, keine einzige Wählerstimme für die AfD ungültig. Lediglich die Spaltung der Gesellschaft wird noch weiter vorangetrieben - "wir" gegen "die".