Barley in Bonn: „Wir kämpfen auch für Matthias Ecke“
Beim Europa-Empfang der Bonner SPD macht Katarina Barley deutlich, was bei der Europawahl auf dem Spiel steht. Zugleich sendet die Europaabgeordnete ein Zeichen der Solidarität an ihren verletzten Fraktionskollegen Matthias Ecke.
Hannah Helbach
Die Spitzenkandidatin zur Europawahl zu Gast in der Bundesstadt: Katarina Barley spricht beim Europa-Empfang der Bonner SPD.
Bonn ist die Heimat von Haribo, aber auch von Beethoven. Dessen neunte Sinfonie wurde fast auf den Tag genau vor 200 Jahren uraufgeführt. „Freude, schöner Götterfunken…“ ist seit 1986 die Hymne der Europäischen Union. Da ist es fast Pflicht, dass Katarina Barley, die Spitzenkandidatin der SPD bei der anstehenden Europawahl, auch für einen Besuch in der Bundesstadt am Rhein vorbeischaut, zumal Bonn bei ihr fast heimatliche Gefühle auslöst.
Barley wirbt für SPD-Beitritt
„Ich bin im Süden von Köln geboren und aufgewachsen. Deswegen fühle ich mich hier fast ein bisschen zuhause“, sagt sie am Montag zu Beginn ihres Redebeitrags im Bonner Kunstmuseum. Ihr politisches Zuhause ist bereits seit 30 Jahren die SPD. „Es ist schön bei uns“, sagt die Sozialdemokratin und wirbt unumwunden um Neumitglieder. Sie habe immer Beitrittsformulare in der Tasche, sagt Barley und lächelt.
Weniger zum Lachen ist ihr angesichts des Erstarkens von rechtsextremen und rechtspopulistischen Kräften überall in Europa, das sie als „bedrohliche Entwicklung“ bezeichnet. Zugleich habe es sie persönlich sehr bewegt, wie viele Menschen seit Jahresbeginn für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit auf die Straße gegangen sind. Barley berichtet von einer Freundin aus Köln, die noch nie auf einer Demo gewesen sei und ihr Anfang des Jahres ein Foto von einer proppenvollen Brücke in der Domstadt geschickt habe. Sie hatte an einer der viele Demos nach den Enthüllungen der Rechercheplattform Correctiv teilgenommen.
„Nur noch das Parlament kann dem Rechtsruck entgegenwirken“
Doch warum jetzt? „Wir haben gesehen, wie sie wirklich reden und was sie wirklich wollen, wenn wir sie lassen würden“, sagt Barley angesichts der Correctiv-Enthüllungen. Die Demonstrationen hätten gezeigt, „dass wir etwas tun können“, sagt die Sozialdemokratin. Deswegen sei sie dankbar dafür. Demonstrationen gab es auch am Sonntagabend. In Dresden und Berlin gingen spontan tausende Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität mit dem SPD-Politiker Matthias Ecke zu bekunden, der zuvor am Freitagabend beim Plakatieren in Dresden tätlich angegriffen und krankenhausreif geschlagen worden war.
Ecke ist wie Barley Teil der sozialdemokratischen Fraktion im Europaparlament. „Nur noch das Parlament kann dem Rechtsruck in Europa entgegenwirken. Deswegen zählt jede Stimme dreifach“, mahnt die SPD-Spitzenkandidatin am Montag in Bonn. Zugleich kommt sie auf die Aussage der amtierenden konservativen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu sprechen, die jüngst in einer Debatte unter den europäischen Spitzenkandidat*innen eine Koalition mit Rechtspopulist*innen in der neuen Legislaturperiode des Europaparlaments nicht ausgeschlossen hatte.
Solidarität mit Matthias Ecke
„Deswegen macht es nicht nur einen Unterschied, ob Sie wählen, sondern auch wen Sie wählen“, sagt Barley. An die Adresse ihres Fraktionskollegen im Europaparlament fügt sie an: „Es gibt eine politische Kraft, die seit 160 Jahren gezeigt hat, dass sie gegen jede Form von Extremismus immun ist. Schöne Grüße an Matthias Ecke! Wir kämpfen auch für dich mit, solange du im Krankenhaus bist. Denn diese Kraft ist die SPD.“ Bewegende Worte, die auch die Bonner SPD-Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete Jessica Rosenthal berühren. „Mich lässt das nicht los. Denn der Vorfall zeigt, dass das Ganze nichts Abstraktes ist“, sagt sie.
Auch der Bonner Europawahlkandidat Ronie Makhoul sagt: „Mit dem Angriff auf Matthias Ecke ist eine ganz klare rote Linie übertreten worden, die nicht verhandelbar ist. Wir müssen schauen, dass wir Demokratiefeinde wie die AfD nicht erstarken lassen.“ Katarina Barley bekommt für ihren europaweiten Kampf für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit noch etwas Nervennahrung von Rosenthal und ihrem Co-Vorsitzenden Gabriel Kunze mit auf den Weg: Gummibärchen aus Bonn.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo