Meinung

Präsidentschaftswahl in den USA: Warum Kamala Harris gewinnen wird

Während in den USA viele ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump erwarten, ist für unseren Autor klar: Harris wird die Wahl gewinnen und erste Präsidentin der Vereinigten Staaten werden. Und das liegt vor allem an einer Wählergruppe.

von Knut Dethlefsen · 5. November 2024
Kamala Harris wird die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten, weil sie die Wählerinnen hinter sich weiß. Davon ist Knut Dethlefsen überzeugt.

Kamala Harris wird die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten, weil sie die Wählerinnen hinter sich weiß. Davon ist Knut Dethlefsen überzeugt.

In den USA wird heute Geschichte geschrieben. Das Land wird zum ersten Mal eine Präsidentin wählen. Kamala Harris und Tim Walz werden einen Wahlsieg einfahren. 2024 ist nicht 2016. Kamala Harris hat sich klar als die Kandidatin der Zukunft positioniert, die das Land und die Gesellschaft zu neuen Ufern führen kann. Ob es ihr gelingen wird, die amerikanische Gesellschaft wieder zusammen zu führen, ist ungewiss, aber sie hat zumindest den Anspruch eine Präsidentin für alle zu sein. Sie versteht die USA als Land der Emanzipation, als Land der Teilhabe und natürlich als Land der Möglichkeiten für alle Bürgerinnen und Bürger.

Donald Trump, ein Mann der Vergangenheit

Donald Trump ist nicht mehr der Neue, der alles richten wird. Klar, er begeistert noch seine Anhänger*innen, aber seine dunkle und geradezu dystopische Version des Landes, die er inkohärent in langatmigen Triaden auf seinen Kundgebungen darbietet, spiegelt nicht die Zukunft wider, die sich US-Gesellschaft wünscht. Die Mehrheit der Amerikanerinnen und Amerikaner ist dabei, sich gerade von Donald Trump und den Republikanern abzuwenden. Seit 20216 hat sich ein massiver Widerstand gegen Trump und den Trumpismus herausgebildet.

In den letzten Wochen des Wahlkampfes hat Trump noch einmal gezeigt, dass er im Grunde gegen die Interessen der Mehrheit arbeitet und fast alle Gesellschaftsgruppen beleidigt. Vor allem hat er aber präsentiert, dass er ganz grundsätzlich nicht geeignet ist, noch einmal Präsident der USA zu werden. Damit mobilisiert er seine Gegner*innen. Die Mehrheit will nicht zurück zu einer verbalen Dampfhammerpolitik, die die Gesellschaft in ständiger Aufregung hält und die Spaltung weiter vorantreibt.

Daher hat der Wahlkampfslogan von Kamala Harris „We are not going back.“ eine solche Kraft entfaltet. Auch wenn die US-Politik in ihrer Dramatik kaum zu überbieten ist und marktschreierisch daherkommt, so sind die USA immer auch noch ein Land der Aufklärung und die US-Gesellschaft wird nicht denselben Fehler zweimal begehen.

Trump erreicht nicht mehr als 47 Prozent

Donald Trump hat seit 2016 nicht nur keine einzige Wahl gewonnen, er hat jede Wahl verloren. Selbst in der Zwischenwahl im Jahre 2022, bei der selbst gar nicht auf dem Wahlzettelstand stand, hat er sich massiv in die Kandidatenaufstellung bei den Republikanern eingebracht und somit dafür gesorgt, dass die Republikaner auch diese Wahl klar verloren. Trump schafft es nicht, mehr als 47 Prozent der Stimmen auf sich zu vereinen. Und es ist auch heute sicher, dass er nicht die Mehrheit der Wahlstimmen erhalten wird.

Nur eine bestimmte Konstellation knapper Wahlsiege in den sogenannten Swing States könnte ihm den Wahlsieg bescheren. Dass Trump dieses Kunststück wieder gelingt, ist unwahrscheinlich. Diese umkämpfen Bundesstaaten sind bei dieser Wahl die Staaten Pennsylvania, Wisconsin, Michigan, Georgia, North Carolina, Arizona und Nevada.

Eine fortschrittliche und optimistische Politik mit Augenmaß

Kamala Harris und den Demokraten ist es auf der anderen Seite gelungen einen Wahlkampf von besonderer Schlagkraft zu organisieren. So viel Energie hat seit dem ersten Wahlkampf von Barack Obama nicht mehr gegeben. Die Demokraten weisen die Republikaner nicht nur zurück, sie überwinden die toxische und rassistische Politik von Donald Trump. Kamala Harris und Tim Walz werden siegen, weil sie glaubhaft machen können, dass sie das Leben der Mehrheit verbessern wollen. Sie stehen für eine fortschrittliche und optimistische Politik mit Augenmaß.

Kamala Harris und Tim Walz treffen den richtigen Ton, indem sie vom „Wir“ sprechen und greifen gekonnt die Dynamik der US-Gesellschaft auf, die Sehnsucht nach Verbindendem. Freiheit und Gemeinschaft sind zentrale Begriffe ihres Wahlkampfes. Eine Gesellschaft des Respekts ist ihr Leitbild. Dahinter stehen zudem hunderttausende Demokratinnen und Demokraten, die real mit dem Einsatz ihrer Zeit und Kreativität dafür kämpfen, dass Kamala Harris zur ersten Präsidentin des Landes gewählt werden wird und zusammen mit Tim Walz reale Verbesserungen in der US-Gesellschaft erstreiten werden wird.

Die blaue Mauer der Demokraten steht

Allein am vergangenen Wochenende klopfen die Demokraten im wichtigsten der Swing States, in Pennsylvania, gezielt an 800.000 Haustüren. Diese Mobilisierung macht es wahrscheinlich, dass Kamala Harris Pennsylvania, Wisconsin und Michigan holen wird. Auch weil die Wahlkampfmaschine der Demokraten dort besonders gut geölt ist. Alle Wahlen der vergangenen Jahre konnten die Demokraten dort für sich entscheiden. Die nach der Parteifarbe der Demokraten benannte Blue Wall, die blaue Mauer, steht.

Aber auch die verbleibenden vier Staaten kann Harris gewinnen, muss sie aber nicht. Tut sie es doch, wird es ein Erdrutschsieg. Für den Wahlsieg braucht die amtierenden Vizepräsidentin lediglich 270 Stimmen im Kollegium der Wahlmänner und Wahlfrauen. Gewinnt sie die besagten drei Bundesstaaten, fehlt ihr nur noch eine Stimme. Diese wird sie sicher aus dem Bundesstaat Nevada erhalten. Dort werden die Wahlmänner und Wahlfrauen einzeln gewählt. Wer den Bundesstaat gewinnt, bekommt nicht automatisch alle Stimmen. So wie die Mehrheitsverhältnisse stehen, wird Kamala Harris sicher die Wahlstimme aus Omaha in Nebraska gewinnen.

Die Wählerinnen könnten Harris den Sieg bescheren 

Die Umfragen suggerieren, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen wird, aber diese könnten wie so oft daneben liegen. Seit 2016 sind die meisten Umfrageinstitute sehr besorgt, sie könnten Trump unterschätzen. Sie neigen deshalb dazu, Umfragen zu seinen Gunsten zu gewichten. Es ist also gut möglich, dass Kamala Harris in den Umfragen strukturell zu schlecht abschneidet. Zumal sie in dieser Wahl die Neue und wahrscheinlich auch die Unterschätzte ist.

Einen klaren Hinweis, dass dies so ist, hat es am vergangenen Wochenende in der sogenannten Iowa-Umfrage gegeben. Diese Umfrage konzentriert sich auf Iowa, wird methodisch anders durchgeführt und gewichtet als die meisten anderen Umfragen und gilt unter Expert*innen als besonders repräsentativ. Diese Umfrage sah Kamala Harris im Bundesstaat Iowa vorne – einem Staat, den das letzte Mal Präsident Obama gewonnen hat. Nun wird Kamala Harris vielleicht nicht einen so großen Sieg erringen, aber es wird ein wichtiger Trend aufgezeigt, nämlich dass unentschiedene Wählerinnen sich während der letzten Tage des Wahlkampfes für Kamala Harris entscheiden und ihr so zum Wahlsieg verhelfen werden.

Trump setzt auf die jungen Männer

Es sind die Wählerinnen, die Kamala Harris tragen. Laut der Iowa-Umfrage werden zwei von drei Frauen mittleren und höheren Alters für Harris stimmen. Ihre Strategie, insbesondere Wählerinnen anzusprechen, wird aufgehen. Dafür ist die Vizepräsidentin eine Allianz mit der Republikanerin Liz Cheney eingegangen, die wochenlang durch das Land fuhr und gerade bei konservativen und unabhängigen Frauen darum warb, ihre Stimme für Harris abzugeben, zum Wohle des Landes und der eigenen Familie.

Auf der anderen Seite hat Donald Trump Frauen als Wählerinnen scheinbar aufgeben, indem er sich in immer neuen chauvinistischen Äußerungen ergeht. Zuletzt mit der Aussage, er werde als Präsident Frauen schützen, ob sie dies wollten oder nicht. Trump setzt auf junge Männer, die sich von der Politik nicht vertreten fühlen. Sie sind aber die unzuverlässigste aller Wählergruppen. 

Harris wird die USA und die Republikaner von Trump befreien

In den letzten Wochen des Wahlkampfes hat Kamala Harris ungeheure Unterstützung von außerhalb der Politik erfahren. Eine solch breite Parteinahme hat es in einer Präsidentschaftswahl bisher nicht gegeben. Superstars aller Genres mit ungeheurer Reichweite werben massiv für ihre Kandidatin. Neben dem viel beachteten Auftritt von Beyoncé mit Kamala Harris in Texas hat sich zum Beispiel der bekannte Reggaeton-Sänger Bad Bunny bei den Unterstützern eingereiht. Der junge Künstler stammt ursprünglich aus Puerto Rico und hat eine Reichweite von 60 Millionen Hörerinnen und Hörern auf Spotify, erreicht also auch unpolitische Teile der US Gesellschaft.

Donald Trump und seine Mitstreiter*innen haben hingegen nur auf seiner viel beachteten Kundgebung in Madison Square Garden in New York City am vorletzten Wochenende des Wahlkampfes einen Reigen von Anfeindungen und Beleidigungen gegen mehr als die Hälfte der USA auf den Weg gebracht. Trump nannte die Veranstaltung ein „Fest der Liebe“, doch fast jede Bevölkerungsgruppe konnte sich von sechs Stunden Ausgrenzung, Hass und Irrsinn angegriffen fühlen und das kurz vor dem heuten Wahltag. Die Quittung für diese Form von Politik wird Trump heute dafür erhalten.

Kamala Harris dagegen wird nicht nur die Wahl gewinnen, sondern auch die USA und damit auch die Republikaner von Trump befreien und den Weg frei machen für neue Politik in der amerikanischen Gesellschaft. Die Welt wird aufatmen können.

Autor*in
Knut Dethlefsen

leitet das Kompetenzzentrum der Friedrich-Ebert-Stiftung zur Zukunft der Arbeit, Digitalisierung und Geoökonomie. Von 2018 bis zum August 2024 war er der Vertreter der Stiftung in Nordamerika mit Sitz in Washington DC.

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10 Kommentare

Gespeichert von Carsten Seidlitz (nicht überprüft) am Mi., 06.11.2024 - 09:52

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Typisch deutscher und schlechter Journalismus. Es wird immer ein Kandidat schön geschrieben und schon der Gewinn prognostiziert und am Ende war es nichts weiter als Wunschdenken. Ich wusste, dass Trump gewinnt, auch wenn's keinem passt.

Gespeichert von Uri Rapoport (nicht überprüft) am Mi., 06.11.2024 - 09:58

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Wie zum Teufel kommt der Leiter des Kompetenzzentrums der Friedrich-Ebert-Stiftung zur Zukunft der Arbeit, Digitalisierung und Geoökonomie auf diese Einschätzung? Oder verstehe ich den Artikel falsch? Ist das Satire?

Gespeichert von Ecker Michael (nicht überprüft) am Mi., 06.11.2024 - 11:15

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Das ging dann wohl daneben mit der Analyse! Der eigene Wunsch ist nicht immer der Mehrheitswille!

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