Kultur

Buchtipp „Widerstand“: Drei Unbeugsame gegen Hitler

Ein dunkler Schleier des Krieges liegt über Europa, während die Nationalsozialisten Deutschland zu einer Diktatur umbauen. Die Graphic Novel „Widerstand – Im Kampf für Freiheit und gegen Diktatur“ erzählt davon, wie drei außergewöhnliche Menschen ihren ganz persönlichen Beitrag zum Widerstand für die Demokratie leisten.

von Maximilian Brandt · 12. Juli 2024
Ausschnitt aus der Graphic Novel "Widerstand - Im Kampf für Freiheit und gegen Diktatur

Ausschnitt aus der Graphic Novel "Widerstand - Im Kampf für Freiheit und gegen Diktatur

Es ist ein kalter Wintertag im Januar des Jahres 1945. Ein Mann in einem blau-weiß-gestreiften Anzug wird aus seiner Zelle gezerrt und zu einer abgeschiedenen Hütte des Strafgefängnisses Berlin-Plötzensee gebracht. Schweigend genießt er jeden Augenblick, denn er weiß, seine Uhr läuft ab. Geradezu abwesend wird er zu einem Strick geführt wird. Das letzte, was er dort sieht, ist eine graue Wand. Dieser Mann ist Julius Leber.

Ringen um eine bessere Welt 

Was hat ihn hierher gebracht? Und wie konnte es soweit kommen? All diese Fragen klärt Niels Schröder in seiner Graphic Novel „Widerstand – Im Kampf für Freiheit und gegen die Diktatur“, wobei er sich ausführlich mit dem Schicksal dreier Charaktere befasst, die sich im Nationalsozialismus für die Freiheit anderer aufopferten und dafür zum Teil auch ihr Leben ließen.

Neben Leber sind das Tony Sender und Theodor Haubach. Sie sind die Hauptfiguren des Buches, wobei noch unzählige weitere wie z.B. Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Helmuth James Graf von Moltke oder Carlo Mierendorff vorkommen. Sie alle kämpfen aus verschiedenen Städten, Ländern oder gar Kontinenten gegen die Zerstörung der Demokratie in Deutschland. Dabei werden sie alle durch eines verbunden: die Courage, ihr Leben hinter sich zu lassen, um eine besser Welt zu schaffen, und das end- sowie sinnlose Töten des Zweiten Weltkriegs zu stoppen. Dies ist ein bemerkenswertes Motiv des damaligen Zeitgeistes der sozialdemokratischen Widerständler, welches in der Graphic Novel auf eine besondere Art und Weise verpackt wird.

Eine dreiteilige Biographie 

Von der Kindheit über das Privatleben bis zum Rebellentum: Die Graphic Novel führt in insgesamt acht Kapiteln ihren Kampf gegen das Vergessen der Leben (und Errungenschaften) der sozialdemokratischen Widerstandsaktivist*innen der Freiheitsbewegung „Eisernere Front“ gegen den Nationalsozialismus. Sie verbildlicht durch die Zeichnungen auf spielerische und doch ernste Weise die Erfolge und auch das schreckliche Leid der Aktivist*innen im Arrest und in den Konzentrationslagern der Nazis.

Durch die drei Bezugsfiguren Sender, Leber und Haubach, deren Perspektiven sich in der Geschichte stets abwechseln, gewinnt der Leser einen beeindruckenden Einblick in die Denkprozesse der Charaktere und erfährt geschichtliche Fakten, wie durch die eigenen Augen. So wird das konstante Ringen der Protagonist*innen mit ihren Ängsten vor Verfolgung und Haft sehr greifbar gemacht und Emotionen werden deutlich, welche in einem herkömmlichen Buchformat nur schwer auszudrücken wären.

Mahnung vor dem Nationalismus

In einer Zeit, in der rechte Kräfte in ganz Europa erneut auf dem Vormarsch sind, ist es umso wichtiger, sich auf den Ursprung unserer freiheitlichen Demokratie zu besinnen und auf die Menschen, denen wir diese Entwicklung zu verdanken haben. Gerade unter diesem Gesichtspunkt erhält das Buch eine enorme Wichtigkeit, da es zeigt, wie eine demokratisch gewählte Partei mit einfachen Mitteln ein Land zu einer verheerenden Diktatur umbauen kann, wenn die gesellschaftliche Mitte sich nicht dagegen wehrt. Schröders Buch bietet einen guten Anlass, sich – kurz vor dem 80. Jahrestag des Stauffenberg-Attentats – daran zu erinnern.

Niels Schröder: Widerstand - Im Kampf für die Freiheit und gegen Diktatur, BeBra Verlag 2024, 20 Euro, ISBN: 978-3-89809-251-7

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