FDP und Ampel-Aus: Die üble Show des Christian Lindner
Ist die FDP das arme Bambi und die SPD der böse Wolf? In Christian Lindners Märchen ist das so, sagt unser Kolumnist. Ob es der FDP über die Fünf-Prozent-Hürde hilft, glaubt er nicht.
IMAGO / NurPhoto
In Berlin stellte Christian Lindner seine Kampagne für seine Partei für die Bundestagswahl vor
Als Donald Trump zum neuen Präsidenten der USA gewählt wurde, war sein Kumpel Elon Musk am nächsten Tag um 21 Milliarden Dollar reicher, durch Aktiengewinne. Als Christian Lindner neulich den Job als Bundesfinanzminister verlor, war Deutschland am nächsten Tag um elf Milliarden Euro weniger arm, durch Verzicht auf seine umstrittene Aktienrente. Das Lieblingsprojekt des Liberalen sollte ja finanziert werden durch Schuldenaufnahme. Genau, durch dieses angebliche Teufelszeug, wenn es um die Finanzierung von Sicherheit, Soziales oder Infrastruktur geht.
Das „Lindner-Depot“ für die Aktienrente
Schon Oma wusste, dass man sich für Aktienspekulationen nicht verschulden sollte. Nun ist Lindner nicht meine Oma. Er ist aber auch nicht muskulöser Ultrakapitalist mit Umsätzen, die dem Bruttosozialprodukt von Slowenien entsprechen. Das macht sein Handeln so drittligatauglich.
Er war gefühlt schon immer Chef einer Drückerkolonne für Finanzprodukte. Glaubt man nicht, sieht aber so aus auf der FDP-Homepage. „Das Lindner-Depot – ein Turbo für die Aktienrente“ wird dort bejubelt.
Martin
Kaysh
Die FDP war mal eine Partei, der es um Freiheiten ging, für die sogar auch Genossen Seit’ an Seit’ geschritten wären.
Mal ehrlich, der Meister der Sonstigen, früher bekannt als FDP-Vorsitzender, taugt nicht mal zum Schauspieler. Wie er sich, ganz Bambi, als vermeintliches Opfer des Bundeskanzlers zu inszenieren versuchte, das war große Schmiere, mit genauem Drehbuch. Wir kennen das sonst aus Dokusoaps bei RTL, wo allerdings nicht auf Staatsschauspiel gemacht wird, sondern Elend aus jedem Pixel quillt.
„Mehr Milei oder Musk wagen“
Unterhaltsam war Lindners Laienspiel in einer Sonntags-Talkshow. Man erwartete schon, dass er sich gleich in seine selbst genähte Superheldenkluft zwängen würde: „Jetzt gehe ich durch diesen Hagelschauer mit faustgroßen Hagelkörnern“, fantasierte er, als hätte der Hagel schon erste Wirkungstreffer erzielt. Denn gleich darauf forderte er: „Mehr Milei oder Musk wagen“, also entweder den Staat mit der Kettensäge zu zerlegen wie der argentinische Präsident oder sich zum Mars schießen zu lassen wie der reichste Mann der Welt.
Die FDP war mal eine Partei, der es um Freiheiten ging, für die sogar Genossinnen und Genossen Seit‘ an Seit‘ geschritten wären. Jetzt wird sie vom zahlenwischenden Jörg Schönenborn Wahlsonntag für Wahlsonntag in der ARD nur noch unter „Sonstige“ verbucht.
„D-Day-Demoliertag“
Nach dem D-Day, dem großen Demoliertag, sollten die Wermelskirchener Passionsspiele die Wende bringen. Meine Papierzeitung neulich war tränenfeucht, als ich las: „Lindner: SPD will FDP zerstören.“ Nun hat diese diskutierfreudige Partei manchmal den Hang, sogar über Stöckchen zu springen, die man ihr gar nicht hinhält. Aber hier ist die SPD raus. Da ist Bescheidenheit auch fehl am Platz.
Die Zerstörung der FDP betreibt Christian Lindner ganz alleine. Er betrieb. Dann erschienen neue Recherchen. Und nun sollten wir ihm zur ersten „Lindnerung“ des Egoschmerzes vielleicht einen Kettensägekurs spendieren.
Georg Oligmueller
ist Kabarettist, Alternativ-Karnevalist („Geierabend“) und Blogger. Er lebt im Ruhrgebiet, freiwillig.
FDP und Ampel-Aus
Lindner hat von Anfang an falsch gespielt: Erst wurden im Koalitionsvertrag wichtige Punkte wie Steuergerechtigkeit, Tempolimit u.a. ausgeklammert, später hat er sich jedoch nicht einmal an die Punkte, die Im Koalitionsvertrag enthalten waren wie etwa das Lieferkettengesetz, halten wollen.
Dass er nach seiner Entlassung auf seinen Amtseid verwiesen hat, war der Gipfel seiner Falschheit, wie sich inzwischen bei dem "D-Day-Papier" herausgesetllt hat.
Die SPD sollte im Wahlkampf auf diese Politik ebenso wie auf die verlogene Politik von Merz hinweisen.