Großer Zapfenstreich: Wie der Abschied von Olaf Scholz ablief
Am Dienstag endet voraussichtlich Olaf Scholz' Zeit als Bundeskanzler. Am Abend zuvor wurde er mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet. Lobende Worte fand ein langjähriger politischer Weggefährte.
IMAGO/dts Nachrichtenagentur
Mit einem Großen Zapfenstreich ist Olaf Scholz als Bundeskanzler verabschiedet worden.
Nur wenigen Menschen wird die Ehre eines Großen Zapfenstreiches zuteil. Der bislang letzte sozialdemokratische Bundeskanzler, der das erlebte, war 2005 Gerhard Schröder. „My way“ von Frank Sinatra spielte das Orchester der Bundeswehr damals, symbolisch für Schröders Politikstil. Bei Olaf Scholz ist das anders. Respekt war das große Thema seines erfolgreichen Bundestagswahlkampfes 2021. In der Zwischenzeit wurde ihm verdeutlicht, wie knallhart Politik sein kann. Denn nicht einmal dreieinhalb Jahre nach seiner Wahl zum Bundeskanzler steht am Montagabend der Große Zapfenstreich für Olaf Scholz an. Und wieder geht es um Respekt – oder besser „Respect“, das zu seiner Politik passende Lied von Aretha Franklin.
Doch bevor die von Scholz ausgesuchte Musik – neben „Respect“ auch ein Auszug aus dem Brandenburgischen Konzert No. 2 von Johann Sebastian Bach und „In my life“ von den Beatles, gespielt wird, kommt zunächst der Gastgeber zu Wort. Das ist formell im Berliner Bendlerblock Verteidigungsminister Boris Pistorius, Genosse, Freund und langjähriger politischer Wegbegleiter. Entsprechend persönlich fallen seine Worte aus. „Wir verabschieden uns heute von einem Staatsmann, der unser Land in stürmischen Zeiten mit Entschlossenheit, Klugheit und Besonnenheit geführt hat. Lieber Olaf, du warst ein Bundeskanzler in stürmischen, schweren Zeiten“, sagt Pistorius und lobt vor allem Scholz' Reaktion auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, der sich direkt zu Beginn von dessen Kanzlerschaft ereignete.
Boris
Pistorius
Danke lieber Olaf, dass du Deutschland durch diese stürmische Zeit geführt hast!
Scholz habe Entscheidungen getroffen, die nicht immer populär gewesen seien, aber stets mit Weitsicht und zum Wohle des Landes. „Du hattest den Mut, Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit zu geben. Du hast für Verlässlichkeit und Stabilität gestanden.“ Der Große Zapfenstreich sei daher Ausdruck des Respekts, der Anerkennung und des Danks „für deinen Dienst für unser Land, lieber Olaf“, sagt Pistorius, der Scholz in seiner Ansprache als „Bundeskanzler der Zeitenwende“ bezeichnet und sich im Namen der Bundeswehr bei ihm für seinen Mut und seine Entschlossenheit bedankt. „Danke lieber Olaf, dass du Deutschland durch diese stürmische Zeit geführt hast! Olaf, vielen Dank für alles, was du für uns und unser Land getan hast!“, sagt Pistorius.
Die ARD überträgt den Großen Zapfenstreich live. Die Kamera zeigt einen sichtlich gerührten Bundeskanzler, zu dessen Ehren sich reichlich Prominenz im Herzen der Hauptstadt versammelt hat: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger, Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, fast das gesamte scheidende Kabinett, Scholz' designierter Nachfolger Friedrich Merz sowie die Vorsitzenden von SPD und Grünen.
Scholz: Deutschland muss keine Angst vor der Zukunft haben
Scholz selbst sagt, er spüre tiefe Dankbarkeit, „gegenüber vielen von Ihnen und euch“, aber auch gegenüber der deutschen Bevölkerung. „Nur wenn Sie Vertrauen in die Demokratie haben, kann sie gelingen. Dieses Vertrauen zu verdienen, war stets die Triebfeder meines politischen Engagement“, sagt der scheidende Kanzler. Der nun anstehende Regierungswechsel sei ein Ausdruck demokratischer Normalität. Zugleich sei es in diesen Zeiten keineswegs normal, dass sich so ein Wechsel so zivilisiert, anständig und kollegial vollziehe. „Diesen zivilen Umgang unter Demokratinnen und Demokraten gilt es zu wahren. Denn er ist kostbar“, mahnt er daher.
Er fügt an: „Vergessen wir nicht, was für ein Glück darin liegt, dass wir als weltoffenes Land Freunde haben in Europa und auf der ganzen Welt. Vergessen wir nicht, welche Kraft in Deutschland steckt, wenn es zusammenhält. Diesem Deutschland als Bundeskanzler zu dienen, das war und das bleibt die Ehre meines Lebens. Ich habe diese große Verantwortung immer gerne getragen.“ Seinem Nachfolger wünscht Scholz viel Erfolg und Kraft. Er schließt seine Ansprache mit den Worten: „Ein Land, das solche Bürgerinnen und Bürger hat, muss keine Angst vor der Zukunft haben. Ein solches Land kann seine Zukunft mit begründeter Zukunft selbst gestalten. Und das sollten wir auch tun.“
Ein Abschied mit Respekt
Anschließend spielt das Stabsmusikkorps der Bundeswehr die von ihm ausgesuchten Lieder, bevor Scholz mit einer Wagenkolonne gemeinsam mit seiner Frau Britta Ernst den Bendlerblock verlässt. Es ist ein Abschied mit Würde und Respekt.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo
Abschied von Olaf
Für mich ist es aus sozialdemokratischer Tradition befremdend daß der Abschied eines Bundeskanzlers mit "militärischem Brimborium" "gefeiert" wird. Als Demokrat hielte ich es fpr angemessen, daß sich ein Bundeskanzler beim gewählten Parlamet verabschiedet.