Social-Media-„Zukunftskanal": So kämpft die SPD in Brandenburg um die Jugend
Mehr Transparenz für Kommunalpolitik schaffen und die Probleme junger Menschen aufgreifen: Diese Ziele stecken hinter dem digitalen „Zukunftskanal“ der SPD im Landkreis Märkisch-Oderland. Dabei geht es auch um die Zukunft der Partei vor Ort.
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Blick auf die Stadt Buckow in der Märkischen Schweiz: Die bei Tourist*innen beliebte Region kämpft mit Abwanderung.
Warum können Arbeitnehmer*innen und Rentner*innen profitieren, wenn sie die SPD wählen? Aber auch: Was tut sich politisch vor der Haustür, im Ort oder Landkreis? Über solche und weitere Fragen können sich Menschen seit einigen Monaten im „Zukunftskanal" der SPD Märkisch-Oderland (abgekürzt: SPD MOL) informieren.
Mit den Wahlen fing alles an
Gegründet wurde das Format im vergangenen Jahr von Mitgliedern des SPD-Ortsvereins Buckow im Landkreis Märkisch-Oderland. Im Vorfeld der Landtags- und Kommunalwahl in Brandenburg nahmen sie Vorstellungsvideos der SPD-Kandidat*innen für die Buckower Stadtverordnetenversammlung und den Kreistag von Märkisch-Oderland auf und informierten darüber, warum es wichtig ist, zur Wahl zu gehen.
Schnell wurde daraus mehr. „Wir wollten Transparenz nicht nur zu unseren Kandidierenden, sondern auch zur Kommunalpolitik herstellen“, berichtet Ramona Koch-Fiebrantz vom SPD-Ortsverband Bukow. Sie war von Anfang an ganz vorne mit dabei. Und ist es bis heute. Der „Zukunftskanal“ ist zu ihrem Projekt geworden.
Die 50-Jährige bringt einen frischen Blick auf die Sozialdemokratie mit: Erst vor zweieinhalb Jahren trat sie der Partei bei. Ehrenamtlich engagiert für Buckow und die Region zwischen dem östlichen Berliner Stadtrand und der Grenze zu Polen ist sie schon länger. Das erklärt, dass sich der „Zukunftskanal“ vieler Themen annimmt, die die Menschen vor Ort bewegen, darunter zum Beispiel, dass es immer weniger Apotheken auf dem Land gibt.
Von Berlin aufs Land
Vor sieben Jahren verschlug es Koch-Fiebrantz der Liebe wegen von Berlin in das gut 1.500 Einwohner*innen zählende Städtchen in der pittoresken Märkischen Schweiz. Über die freiwillige Mitarbeit beim örtlichen Stadtfest, den „Buckower Rosentagen“, und einige weitere Umwege fand sie zur Sozialdemokratie.
Als fachkundige Einwohnerin gehört Koch-Fiebrantz dem Bildungsausschuss des Kreistages und der Stadtverordnetenversammlung von Buckow an. Seit Kurzem ist sie auch Delegierte für die Landesausschüsse. Den „Zukunftskanal“ will sie auch künftig dafür nutzen, um über das politische Geschehen auf den Ebenen zu informieren, auf denen sie selbst aktiv ist.
„Regelmäßig berichte ich aus dem Bildungsausschuss des Kreistages“, so Koch-Fiebrantz über einen ihrer aktuellen Schwerpunkte. Die wenige Minuten umfassenden Videos, in denen sie vor der Kamera zu erleben ist, drehen sich um Fragen wie: Wie viele Schulplätze in den Oberstufen sind nötig? Wo braucht es einen Schulneubau? Welche Schulstandorte muss man überdenken?
Hitzige Diskussionen im Ausschuss
„Viele dieser Themen werden im Ausschuss heiß diskutiert“, betont sie. Je nach aktueller Lage platziert sie zwei Video-Posts pro Monat oder auch pro Woche auf den Social-Media-Kanälen Facebook, Instagram und TikTok.
Die inhaltliche Frequenz und die Zahlen der Follower*innen zeigen: Noch steht beim „Zukunftskanal“ einiges am Anfang. Doch der wachsende Zuspruch motiviert die zwischen Buckow und Berlin pendelnde Immobilienfachwirtin, das Ganze voranzutreiben. „Viele Leute aus dem Landkreis Märkisch-Oderland registrieren und beobachten, was wir machen“, sagt sie. Neben Likes gebe es immer wieder auch persönliche und vor allem positive Nachrichten.
Die Menschen können sich mit ihren Fragen und Bedürfnissen direkt an uns und mich wenden“, beschreibt Koch-Fiebrantz einen Vorzug des „Zukunftskanals“. Längst erreicht sie auch Interessierte in anderen Bundesländern, einige Rückmeldungen hat sie sogar aus Uganda und Frankeich erhalten. „Bei diesem Austausch spüre ich ein Bedürfnis, über sozialpolitische Themen zu sprechen, die jeden betreffen“, sagt sie.
Transparenz und Teilhabe im Blick
Der Name „Zukunftskanal“ kommt nicht von ungefähr: Mit dem auf Transparenz und niedrigschwellige Teilhabe setzenden Format wollen Koch-Fiebrantz und ihre Buckower Genoss*innen nicht nur für die Sozialdemokratie werben, sondern auch dazu beitragen, dass sich ihre Region positiv entwickelt.
Herausforderungen gibt es dort viele. Eine davon ist die Abwanderung junger Menschen. Um sie in Buckow und Umgebung zu halten, soll sich der Kanal gerade der Probleme annehmen, die sie beschäftigen, selbst wenn diese sich oft allein auf kommunaler Ebene kaum lösen lassen. Ganz oben steht der Mangel an Ausbildungsplätzen und der zunehmend knapp werdende bezahlbare Wohnraum.
„Beim Thema Wohnen können Kommunen viel tun, indem sie beispielsweise Wohnraum in verlassenen Gebäuden reaktivieren“, betont Koch-Fiebrantz. „Die SPD Buckow stößt solche Projekte immer wieder an, leider ist die Finanzierung oft schwierig.“
Großer Zuspruch für die AfD
Letztendlich geht es bei Koch-Fiebrantzs Arbeit auch um die Zukunft der SPD in einem Landstrich, wo die AfD zunehmend an Stärke gewinnt. AfD-Kandidat Falk Janke lag bei der Landtagswahl 2024 im Wahlkreis Märkisch-Oderland IV mit 38,8 Prozent der Erststimmen deutlich vor der zweitplatzierten SPD-Kandidatin Sina Schönbrunn, die 24,5 Prozent der Stimmen erhielt.
Für Koch-Fiebrantz ist die Marschrichtung daher eindeutig: „Wir wollen gerade jungen Menschen deutlich machen, dass die SPD nicht so angestaubt ist, wie viele meinen, sondern visionär und nah bei den Menschen. Als Kreisverband möchten und müssen wir uns verjüngen.“
Jede und jeder solle wissen: „Das wichtigste Ziel der SPD besteht darin, dass gerade Leute mit kleinem und mittlerem Einkommen sorgenfrei leben können. Und dass gerade sie sich auf einen stabilen Sozialstaat verlassen können.“