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Nach der Niederlage: Drei Lehren für die SPD aus der Bundestagswahl

Bei der Bundestagswahl hat die SPD das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte eingefahren. Doch eine Analyse der Daten zeigt, dass den Sozialdemokraten durchaus Gründe für Optimismus bleiben.

von Kai Doering · 25. Februar 2025
Zwei Stimmen für die SPD: Die Bundestagswahl gibt den Sozialdemokraten auch Gründe zur Hoffnung.

Zwei Stimmen für die SPD: Die Bundestagswahl gibt den Sozialdemokraten auch Gründe zur Hoffnung.

„Das ist eine historische Niederlage für die SPD“, räumte Generalsekretär Matthias Miersch am Sonntag bereits kurz nach 18 Uhr ein. SPD-Chefin Saskia Esken sprach kurz darauf von einem „bitteren Wahlergebnis“, der Co-Vorsitzende Lars Klingbeil von einer „dramatischen Niederlage“. Allerdings kündigte Esken auch an: „Aus den Fehlern lernen wir.“ Und tatsächlich zeigt eine Analyse der Daten durch die Friedrich-Ebert-Stiftung, wo die SPD bei der kommenden Wahl ansetzen und zum Teil sogar Grund zu Optimismus haben kann.

1.  SPD-Themen bewegen die Menschen

Auch wenn nach den Anschlägen von Magdeburg, Aschaffenburg und München medial allein das Thema Migration im Mittelpunkt stand, war es nicht das wahlentscheidende, zumindest nicht für den Großteil der Wähler*innen. So ermittelte die „Forschungsgruppe Wahlen“ für das „Politbarometer“, dass das Thema Frieden und Sicherheit mit 45 Prozent Wichtigkeit bei den meisten Wähler*innen ganz oben stand, gefolgt von der wirtschaftlichen Situation (44 Prozent) und sozialer Gerechtigkeit (39). Allesamt also durchaus SPD-Themen. Der Bereich Flüchtlinge und Asyl rangierte mit 26 Prozent erst auf dem vierten Platz. Eine Befragung nach der Wahl ergab allerdings, dass viele Wähler*innen der SPD vor allem in den Bereichen Wirtschaft und soziale Gerechtigkeit nur wenig Kompetenz zutrauen. Hier muss sich die SPD also Vertrauen zurückerarbeiten.

2. Die SPD kann Nichtwähler*innen überzeugen

Im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 hat die SPD knapp 3,8 Millionen Wähler*innen verloren. Größte Profiteure sind CDU und CSU, die der SPD rund 1,8 Millionen Wähler*innen abnehmen konnten. Auch an AfD, Linke und BSW haben die Sozialdemokraten verloren. Gewinnen konnte die SPD dagegen Wähler*innen von der FDP. Den größten Zuwachs von 250.000 aber verzeichneten die Sozialdemokraten aus dem Lager der vorherigen Nichtwähler*innen. Auch wenn die SPD von der deutlich gestiegenen Wahlbeteiligung von 82,5 Prozent nicht profitieren konnte, kann die Mobilisierung von Nichtwähler*innen ein Hoffnungsschimmer sein, den die Sozialdemokraten weiter verfolgen sollten.

3. Überzeugende Kandidat*innen sind wichtiger als die Partei

45 der 120 SPD-Abgeordneten konnten bei der Bundestagswahl ein Direktmandat erringen, ein Anteil von 37 Prozent. Auffällig dabei: In vielen Wahlkreisen lag der Anteil der Erststimme deutlich über dem der Zweistimme. Die Wähler*innen unterschieden also zwischen der Kandidatin bzw. dem Kandidaten und ihrer/seiner Partei. In Ostdeutschland reichte dieser Effekt – außer im Fall von Olaf Scholz in Potsdam – allerdings nicht aus. Viele Direktmandate, die SPD-Kandidat*innen bei der Wahl 2021 erringen konnten, gingen deshalb diesmal verloren, vor allem in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Überzeugenden Kandidat*innen kann es aber durchaus gelingen, sich durch gute Arbeit vor Ort in den kommenden vier Jahren wieder einen persönlichen Vorsprung zu erarbeiten.

Fazit

Auch wenn das Ergebnis der SPD bei dieser Bundestagswahl verheerend ist, gibt es mehrere Gründe für Optimismus. Wenn es die Sozialdemokraten klug angehen, können sie Vertrauen und Zustimmung zurückgewinnen. Zumal eine Befragung von infratest dimap nach der Wahl ergab, dass sich 40 Prozent aller Wähler*innen vorstellen können, künftig die SPD zu wählen.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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