Mönchengladbach: Jüngster NRW-Oberbürgermeister will Titel verteidigen
Als Felix Heinrichs vor fünf Jahren mit mehr als 74 Prozent die Stichwahl gewann und im traditionell konservativen Mönchengladbach Oberbürgermeister wurde, war das eine echte Sensation. Bei der Kommunalwahl am 14. September will er diesen Erfolg bestätigen.
Torben Krauß
Engagiert im Wahlkampf: Oberbürgermeister Felix Heinrichs beim SPD-Spielplatzfest in Mönchengladbach
Er läuft mit großen Schritten an, schießt, aber wieder daneben. Vier Schüsse, kein Treffer – an der Torwand auf dem Spielplatz im Volksgarten Mönchengladbach läuft es für Felix Heinrichs an diesem Tag nicht. An der Wahlurne erhofft sich der Oberbürgermeister der Stadt am Niederrhein bei den Kommunalwahlen am 14. September ein besseres Ergebnis. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, das lässt der Anblick am Freitagnachmittag im Volksgarten vermuten. Ab 15 Uhr hat die SPD zum Spielplatzfest eingeladen, schon wenige Minuten später sind viele Menschen gekommen und an jeder Ecke toben Kinder.
Wenige Schritte von der Torwand entfernt steht ein kleines Becken. Hier können die Kleinen mit etwas Geschick Enten aus dem Wasser angeln. Gerade sind alle Entchen draußen, also schnell wieder rein, damit es weiter gehen kann. Felix Heinrichs hockt derweil neben einem blonden Mädchen. „Sehr gut“, lobt er ihre Leistung am „Vier gewinnt“-Spielbrett und fragt: „Hast du schon ein Eis gegessen?“ Der Eiswagen ist bei sommerlichen Temperaturen die größte Attraktion an diesem Tag.
Felix Heinrichs Mission Titelverteidigung
Heinrichs schnauft kurz durch. Viel Zeit hat er dafür im aktuellen Wahlkampf nicht. „Es geht um die Titelverteidigung“, sagt er. Vor fünf Jahren wurde der heute 36-Jährige zum jüngsten Oberbürgermeister Nordrhein-Westfalens gewählt. In der Stichwahl gewann er mit mehr als 74 Prozent der Stimmen. Und das, obwohl Mönchengladbach nach dem Zweiten Weltkrieg über viele Jahrzehnte konservativ geprägt war. Ein Leuchtturm-Erfolg für die ansonsten aktuell nicht gerade erfolgsverwöhnte SPD Nordrhein-Westfalen. Wenngleich Heinrichs einschränkt: „Wenn man für die Menschen da sein möchte, spielt das Parteibuch eine untergeordnete Rolle.“
Nach seinem Überraschungserfolg vor fünf Jahren wartet nun die Bewährungsprobe auf ihn, die erhoffte Wiederwahl. Inzwischen werde er überall in der Stadt erkannt, sagt er und verweist auf seine Erfolge. Mönchengladbach sei die erste Stadt in Nordrhein-Westfalen mit einer kommunalen Wärmeplanung gewesen, habe mehr Plätze in der offenen Ganztagesbetreuung und auch mehr Arbeitsplätze geschaffen. „Wir haben uns an vielen Stellen an die Spitze gesetzt“, sagt Heinrichs stolz.
Der Eifer des Oberbürgermeisters strahlt auf die gesamte SPD aus. „Die Stimmung ist sehr gut. Wir wollen, dass Felix wiedergewählt wird“, sagt Gülistan Yüksel, SPD-Unterbezirksvorsitzende in Mönchengladbach und bis vor wenigen Monaten Bundestagsabgeordnete. Aufgrund des historisch schlechten SPD-Ergebnisses bei der Bundestagswahl verpasste sie den erneuten Einzug ins Parlament knapp, ist aktuell dritte Nachrückerin auf der Landesliste.
NRWSPD will Trendwende schaffen
In ganz Nordrhein-Westfalen kam die SPD im Februar auf 20 Prozent der Zweitstimmen. Bei der Kommunalwahl am 14. September sollen es schon ein paar mehr sein. NRWSPD-Generalsekretär Freddy Cordes zeigt sich optimistisch. „Um aus dem Tiefpunkt einen Wendepunkt zu machen, sind wir auf dem richtigen Weg“, sagt er Anfang Juli auf dem DEMO-Kommunalkongress in Duisburg. Die SPD in NRW will den Fokus in ihrer politischen Arbeit vor allem auf berufstätige Familien legen.
Auch deshalb die Spielplatztour, nicht nur in Mönchengladbach, sondern bis Mitte September in mehr als 80 Städten und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen. Eine prima Gelegenheit, mit den Kandidierenden für die Kommunalwahl ins Gespräch zu kommen. Wenn das überall so gelingt wie in Mönchengladbach, wo Felix Heinrichs mehr als 100 Menschen begegnet, lächelt, Hände schüttelt, für Fotos posiert und immer wieder rote Chips für den Eiswagen verteilt, darf die Sozialdemokratie auf einen ordentlichen Stimmenzuwachs hoffen.
In unserer Serie „Rising Stars“ stellen wir in loser Reihenfolge Menschen aus der Sozialdemokratie vor, die auf unterschiedlichen Ebenen der Partei mit ihren Ideen oder ihrem Handeln beispielhaft für die Erneuerung der Partei stehen.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo