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Lars Katzmarek: Mit Rap und Herzblut für die Lausitz

Lars Katzmarek ist Bergmann und Rapper. Beides verbindet er, um die Lausitz in Brandenburg in eine neue Zeit zu führen. Als „logischer Schritt“ kandidiert er nun bei der Landtagswahl für die SPD.

von Kai Doering · 16. September 2024
Rapper und SPD-Landtagskandidat Lars Katzmarek: „Ich lebe die Werte, die der Bergbau vorgibt.“

Rapper und SPD-Landtagskandidat Lars Katzmarek: „Ich lebe die Werte, die der Bergbau vorgibt.“

Wer wissen will, was Lars Katzmarek am Herzen liegt, muss ihm auf das Herz schauen. In gelben Buchstaben ist auf der linken Seite seines Polo-Shirts das Wort „Lausitz“ aufgestickt. Zumindest ist das an diesem Samstagabend Anfang September so als Katzmarek vor tausenden Menschen in Cottbus auf der Bühne steht. „Liebe kennt keine Liga“ lautet der Name des Festivals, bei dem Katzmarek auftritt. Es richtet sich vor allem an die Fans und Unterstützer des Fußballvereins Energie Cottbus. „Auf diesem Fleck wird so viel Neues noch entstehen“, rappt Katzmarek und: „Anpacken, was Neues schaffen, ich guck nicht nur zu.“ Die Zeilen kommen beim Publikum an, viele Menschen wippen mit.

Ein Wir-Gefühl in der Lausitz fördern

„Wir gemeinsam“ heißt das Lied. Lars Katzmarek hat es selbst geschrieben. Musikalisch unterstützt wird er von jungen Sängerinnen des „Cottbusser Kindermusicals“. „Gemeinsam mit einem Chor zu singen, war schon lange ein Traum von mir“, erzählt Katzmarek. Bisher war der Rapper eher solo unterwegs. Das Thema seiner Lieder ist dabei immer gleich: die Lausitz als Region im Wandel. „Unsere Perspektive“ lautete vor einigen Jahren ein Lied-Titel. Den Song „Die Wüste lebt“ schrieb Katzmarek im Auftrag der Stadt Cottbus, die etwas Optimistisches für ihren Neujahrsempfang suchte.

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„Ich nutze den Rap, um die Gefühle und Anliegen der Menschen in der Region auszudrücken und ein Wir-Gefühl zu fördern“, nennt Lars Katzmarek als Motivation. „Ich schreibe immer dann, wenn ich der Meinung bin, dass etwas gesagt werden muss.“ Und über die Lausitz gibt es weit mehr zu sagen als das, was an gängigen Bildern kursiert. Davon ist Katzmarek überzeugt. Natürlich gebe es nach wie vor Probleme. „Ich gucke aber lieber nach vorn und sehe die tollen Perspektiven, die die Region hat.“ Das modernste Bahnwerk Europas etwa, das Anfang des Jahres in Cottbus eröffnet wurde, oder den „Lausitz Science Park“, ein 420 Hektar großer Wissenschafts- und Technologie-Standort, der in den kommenden Jahren entstehen soll, inklusive rund 10.000 neuen Arbeitsplätzen.

Die Werte des Bergbaus leben

„Unzählige Jobs entstehen hier, dank neuer Forschungseinrichtungen“, schwärmt Lars Katzmarek. In seinem Lied „Wir gemeinsam“ singt er: „Pack es jetzt an, denn die Zukunft schreiben wir heut‘ und nicht gestern.“ Mit seinem Lied möchte er den Optimismus ausdrücken, für den es zwar allen Grund gebe, den viele in der Lausitz aber nicht spürten. „Viele Menschen sind überfordert und mit der Entwicklung unzufrieden“, hat Katzmarek beobachtet. Erfahrungen aus der Zeit nach der Wiedervereinigung spielten dabei noch heute eine Rolle. Den Kohleausstieg verstünden viele hier als Verlust ihrer Identität.

Lars Katzmarek wurde 1992 in Forst vor den Toren von Cottbus geboren. Nach dem Abitur machte er eine Ausbildung zum Mechatroniker im Bergbau und sattelte ein Abendstudium zum Elektrotechniker obendrauf. Inzwischen arbeitet er als „Green Business Manager“ beim Energieversorger LEAG, der auch die Braunkohletagebaue und -kraftwerke in der Lausitz betreibt. Ehrenamtlich ist Katzmarek als „Revierbotschafter“ unterwegs. „Ich lebe die Werte, die der Bergbau vorgibt“, sagt er selbstbewusst.

Der AfD-Kandidat als ärgster Konkurrent

Das ist nicht immer einfach. Als er mit der Schule fertig war, hätten 80 bis 90 Prozent seines Jahrgangs die Region verlassen, weil sie hier keine Perspektive gesehen hätten. Für ihn sei das nie infrage gekommen. Das hat Lars Katzmarek am Nachmittag vor seinem Auftritt beim „Liebe kennt keine Liga“-Festival bei einer Veranstaltung der „taz“ in einem alten Bahnhofsgebäude erzählt. „Was auf dem Spiel steht“ lautet der Titel mit Blick auf die Brandenburger Landtagswahl am 22. September.

Bei der tritt Katzmarek für die SPD an. Für ihn sei die Kandidatur „ein logischer Schritt“ aus seinem bisherigen Engagement sagt er. Nach der für die SPD erfolgreichen Oberbürgermeisterwahl 2022 sei er angesprochen worden, ob er antreten wolle. Nach einiger Überlegung und Rücksprache mit Partnerin und Familie stand seine Entscheidung dann fest. Als Abgeordneter wolle er „Sicherheit im Wandel repräsentieren“. Dass es mit dem Mandat im Brandenburger Landtag klappt, ist allerdings alles anders als ausgemacht. Auf der Liste der SPD steht Lars Katzmarek nur auf Platz 47. Will er in den Landtag, muss er das Mandat also direkt gewinnen. Vor fünf Jahren – als Katzmarek nicht antrat – ging das Direktmandat an den Kandidaten der AfD, der diesmal erneut antritt.

Bekannt wie ein bunter Hund

„Diese Landtagswahl ist auch aus Cottbusser Sicht unfassbar wichtig“, betont Lars Katzmarek. Nicht nur bereits Erreichtes stehe auf dem Spiel, sondern vor allem das, was noch für die Stadt und die Region geplant sei. Wenn sich Brandenburg abschotte, bekomme das die Lausitz in aller Härte zu spüren. „Aus Fremden werden Freunde, weil wir lernen uns zu verstehen“, rappt Katzmarek in seinem Lied „Wir gemeinsam“. Rückenwind für den Landtagswahlkampf gibt ihm auch das Ergebnis der Kommunalwahl. Im Juni zog er erstmals in die Cottbusser Stadtverordnetenversammlung ein. Klappt es auch mit dem Landtagsmandat bedeute das „Politik aus einem Guss“, betont Katzmarek.

In Cottbus jedenfalls ist er bekannt wie ein bunter Hund. Auf dem Weg von einem Termin zum anderen, grüßt er ständig und schüttelt Hände. Dass er trotzdem pünktlich ist, dafür sorgt sein Team um Wahlkampfleiter Gerhard Wenzel. „Die Zusammenarbeit mit ihm funktioniert wie ein gut geschmiertes Uhrwerk wie auch mit dem gesamten Team“, sagt Katzmarek. Als er am Ende des Tages die Bühne des „Liebe kennt keine Liga“-Festival betritt, stellt ihn der Organisator als „einen aus der Region“ vor und schiebt hinterher: „Er setzt sich super ein für unsere Region.“ Gut möglich also, dass Lars Katzmarek das bald auch im Brandenburger Landtag tun kann.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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