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Frankfurt-Bockenheim: Warum der SPD-Ortsverein Lust auf Wahlkampf hat

Kalte Füße, Minustemperaturen und schlechte Umfragewerte – trotzdem ist die SPD in Frankfurt-Bockenheim heiß auf Wahlkampf und kämpft mit und für ihren Bundestagsabgeordneten um dessen Wiedereinzug in den Bundestag. Der Landespartei passt das genau ins Konzept.

von Jonas Jordan · 31. Dezember 2024
Lust auf Wahlkampf: Die SPD im Frankfurter Stadtteil Bockenheim mit ihrem Bundestagsabgeordneten Armand Zorn.

Lust auf Wahlkampf: Die SPD im Frankfurter Stadtteil Bockenheim mit ihrem Bundestagsabgeordneten Armand Zorn (4.v.l.).

Dieser Samstagmittag ist ein Vorgeschmack, auf das, was der SPD in den kommenden Monaten bevorsteht. Genau drei Monate sind es an diesem Tag noch bis zur vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar. Ein knappes Dutzend Genoss*innen steht bei vier Grad Außentemperatur, ausgestattet mit Mänteln, Schals, Mützen und Handschuhen, in der Fußgängerzone des Frankfurter Stadtteils Bockenheim, unweit des alten Uni-Campus, wo einst Adorno und Habermas lehrten. „Ich bin total motiviert“, sagt Nadia Bailon Humpert (Foto). Sie ist Anfang des Jahres in die SPD eingetreten und heute das erste Mal an einem Infostand. „Wie läuft das jetzt ab? Sollen wir die Leute ansprechen?“, fragt sie Timo Lepper, gemeinsam mit Sabrina Bauer Vorsitzender der SPD Bockenheim.

Nach innen und außen sichtbarer werden

Genau das hat sich der hessische SPD-Landesverband zum Ziel gesetzt. „Für uns als hessische SPD steht schon lange fest, dass wir unsere Kommunikation weiter verbessern wollen. Nach innen und auch nach außen“, erklärt Generalsekretärin Josefine Koebe. Dazu gehöre vor allem, auch wieder viel mehr raus auf die Straßen und Plätze gehen, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Deshalb hat der Landesverband die Kampagne „Willkommen in der Runde“ gestartet. Ursprünglich als Angebot an SPD-Ortsvereine, auch außerhalb von Wahlkampfzeiten mehr mit Menschen in Kontakt zu kommen.

Der Wahlkampf kam nun schneller als gedacht. Armand Zorn, direkt gewählter SPD-Bundestagsabgeordneter, kämpft bis zum 23. Februar um seinen Wiedereinzug ins Parlament. Der Infostand ist zugleich seine mobile Sprechstunde. Noch bevor es um 12 Uhr losgehen soll, warten Menschen auf ihn. Sie zeigen Zorn ihre deutlich gestiegenen Nebenkostenabrechnungen, teilen ihm ihre Sorgen zu Krieg und Frieden mit oder ihr Unverständnis über Kürzungen bei der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.

Armand
Zorn

Olaf hat in sehr schweren Zeiten Verantwortung übernommen. Er hat das gut gemacht.

Alles keine einfachen Themen. Da hilft es, dass Zorn zwischendurch immer mal gewinnend lächelt. Der Frankfurter Bundestagsabgeordnete zeigt sich gut gelaunt. „Ich habe Lust auf Wahlkampf“, sagt er. Für und mit Olaf Scholz. „Er ist der richtige Kandidat. Olaf hat in sehr schweren Zeiten Verantwortung übernommen. Er hat das gut gemacht“, lobt der Abgeordnete den Kanzler. Auch der Ortsvereinsvorsitzende Lepper berichtet von einer „kämpferisch-positiven Stimmung“. Vor kurzem wurde aus Bockenheim I und II ein gemeinsamer Ortsverein mit 250 Mitgliedern. „Das war ein belebender Moment“, sagt Lepper.

Mit 14 Jahren in die SPD

Nun sei das Ziel, den Wahlkreis wieder direkt zu gewinnen. Dabei mithelfen will auch der 15-jährige Leo Möllenbeck (Foto). Vergangenen Sommer ist er in die SPD eingetreten. Direkt nach seinem 14. Geburtstag. „Ich wollte für die soziale Sache kämpfen. Es gibt eine große soziale Ungleichheit in Deutschland und die SPD ist die Partei, die sie am stärksten bekämpft.“ Dass er am 23. Februar gar nicht selbst wählen darf, findet Möllenbeck „nicht so komisch“. Mehr stört den Schüler eines nahegelegenen Gymnasiums der Termin: „Wahlkampf in der Weihnachtszeit ist blöd. Olaf Scholz hätte es bei Ende März belassen sollen. Trotzdem werden wir dafür kämpfen, ein gutes Ergebnis einzufahren.“

Wobei durch das neue Wahlrecht selbst die meisten Erststimmen nicht automatisch für einen Sitz im Bundestag reichen. Das sieht Lepper durchaus als Problem. „Die Wahlkreise mit den knappsten Ergebnissen liegen meistens in den größten Städten. Dadurch haben die Großstädte das größte Risiko, keine Mandate zu bekommen.“ Auch der Abgeordnete Zorn sagt: „Es ist wirklich schwierig, auszurechnen, wie es kommen wird.“

Mit Hoffnung in den Wahlkampf

Die Bockenheimer SPD lässt sich aber nicht unterkriegen. „Kaum eine Partei steht so für die Interessen aller Bürger wie die SPD. Ich schaue mit Hoffnung auf die Wahl und bin überzeugt, dass echt sozialdemokratische Politik die richtige Idee für Deutschland ist“, sagt der Jurastudent Nahem Heßlein. Auch er ist vor kurzem erst Mitglied geworden. Und so passt das, was Nadia Bailon Humpert nach wenigen Monaten in der Partei sagt: „Ich habe große Lust. Denn es gibt total tolle Leute in der SPD.“

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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