Kultur

Leipziger Buchmesse: Was das Literaturevent im unruhigen Jahr 2025 ausmacht

Der Bücherfrühling startet mit der großen Buchmesse in Leipzig. Mehr als 2.000 Aussteller*innen präsentieren die Neuerscheinungen der Branche. Den Buchhandel treibt dabei eine große Sorge um.

von Lea Hensen · 26. März 2025
Die Leipziger Buchmesse erwartet auch in diesem Jahr wieder hunderttausende Besucher.

Die Leipziger Buchmesse erwartet auch in diesem Jahr wieder hunderttausende Besucher.

Die Leipziger Buchmesse fällt in eine unruhige globale Zeit. Donald Trump demontiert die bisherige Weltordnung, in Deutschland besetzt eine in Teilen rechtsextreme Partei die zweitmeisten Sitze im Parlament. Vor diesem Hintergrund startet am 27. März die zweitgrößte Bücherschau Deutschlands unter dem Motto „Worte bewegen Welten“. Es soll dazu einladen, die Macht der Worte zu feiern, aber auch kritisch zu hinterfragen.

2.040 Aussteller*innen aus insgesamt 45 Ländern stellen bis zum 30. März Neuerscheinungen dieses Frühjahrs vor. „Die Buchmesse ist ein Ort, der über die Kraft der Worte und der Literatur Menschen unterschiedlicher Hintergründe verbindet und ins Gespräch bringt“, sagte Direktorin Astrid Böhmisch zum Auftakt der Bücherschau. „Sie steht für Austausch und Begegnungen, die wir auf vielfältige Weise ermöglichen.“

Signierstunde mit Angela Merkel

Nachdem im vergangenen Jahr 283.000 Menschen die Messe an vier Tagen besucht haben, könnten es dieses Jahr laut Veranstalter noch einmal mehr werden. Daher gibt es nun eine Premiere: Die Zahl der Tickets wurde begrenzt.

Höhepunkt ist wie jedes Jahr die Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse. Am Eröffnungstag wird damit in der Glashalle ein Werk der deutschen Gegenwartsliteratur gewürdigt, möglich sind Werke aus dem Bereich Belletristik, Sachbuch sowie Übersetzung. 

Am 28. März wird erstmals der deutsch-französische Franz-Hessel-Preis verliehen, er zeichnet zeitgenössische Literatur aus, die im Nachbarland noch wenig bekannt ist. Ebenfalls am Freitag geht der Preis „Seraph“ an den besten deutschsprachigen Roman im Genre Phantastik.

Wie immer ist auf der Buchmesse auch Prominenz vertreten. Unter den international bekannten Stars sind die Nobelpreisträgerinnen Olga Tokarczuk aus Polen und Swetlana Alexijewitsch aus Belarus. Aus Deutschland seien die Autor*innen Sebastian Fitzek, Marc-Uwe Kling, Wolf Haas oder Katharina Hacker sowie Hape Kerkeling und Eckart von Hirschhausen genannt. Altkanzlerin Angela Merkel wird am 30. März ihr Buch „Freiheit“ signieren. Aktivistin Luisa Neubauer spricht am 27. März über ihr Buch „Was wäre, wenn wir mutig sind?“. 

Was gibt’s Neues

Nach den Niederlanden und Flandern im vergangenen Jahr heißt das Gastland in diesem Jahr: Norwegen. Unter dem Motto „Traum im Frühling“ entführen rund 50 norwegische Autor*innen in die Literaturwelt des skandinavischen Landes. Neben Sachbüchern, Belletristik und Kinder- und Jugendliteratur sind auch Werke in der Sprache der indigenen Samen und nordische Kriminalromane des Genre Nordic Noir dabei. Unter den prominenten Gästen aus dem Gastland sind die Autor*innen Karl Ove Knausgard, Johan Harstad oder Maja Lunde. Auch Kronprinzessin Mette-Marit sollte kommen, sagte aber wegen gesundheitlicher Gründe ab.

Die Ausstellungsfläche ist im zweistelligen Bereich gewachsen. Wie die Veranstalter mitteilten, wächst das Kinder- und Jugendbuchprogramm über Halle 3 hinaus und hat nun auch Angebote in Halle 5. Auch die Phantastik erhält mehr Ausstellungsfläche. 

Mit der Audiowelt in Halle 2 reagiert die Leipziger Buchmesse auf die wachsende Beliebtheit von Hörbüchern und Podcasts. Die Besucher*innen können Sprecher*innen und Autor*innen live auf der Bühne erleben. Das Thema Künstliche Intelligenz findet erneut Beachtung. Ein neues Forum „Mensch und KI“ soll sich den Auswirkungen widmen, die KI auf unsere Gesellschaft, auf Kultur und Journalismus hat. In der Glashalle bietet ein Raum für Blogger*innen die Möglichkeit, sich zu vernetzen.

Die Evergreens

Jahr für Jahr findet parallel zur Buchmesse die Veranstaltungsreihe „Leipzig liest“ statt. Bei mehr als 2.500 Veranstaltungen, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind, bringt das Festival Leser*innen und Schriftsteller*innen nah zusammen. Unter den Veranstaltungsorten sind etwa die Deutsche Nationalbibliothek, die Bibliotheca Albertina oder die Nikolaikirche. Wer von Lesung zu Lesung spaziert, lernt also auch die Stadt kennen.

Wie immer ist die Leipziger Buchmesse auch Sammelpunkt für Begeisterte von Manga, Comics. Amime und Cosplay. Sie treffen sich in Halle 1 und 3 zur Manga-Comic-Con. 

Im Forum „Offene Gesellschaft“ werden weiterhin die großen Fragen der Zeit diskutiert, dabei geht es unter anderem über die Erinnerungskultur und die Gefahr durch den Rechtsextremismus. Zwei Beispiele: Said Etris Hashemi, Überlebender des Terroranschlags von Hanau, diskutiert mit Autor Mohamed Amjahid und der freien Journalistin Heike Kleffner über rechtsradikale Netzwerke bei der Polizei. Die Schriftstellerin Asal Dardan und die Journalistin Sally Lisa Starken sprechen mit Katharina Warda über die Frage, wie historische Traumata und rechtspopulistische Strömungen unser Land prägen.

Buchhandel fordert strengere Regeln für KI 

Anlässlich der Buchmesse veröffentlicht der Börsenvereins des Deutschen Buchhandels aktuelle Zahlen. Demnach ist die Lage auf dem Buchmarkt weiterhin stark angespannt. Zwar habe die Buchbranche das vergangene Jahr mit einem leichten Umsatzplus von 0,8 Prozent abgeschlossen. Insgesamt sei das Kaufverhalten der Verbraucher*innen aber zurückhaltend. 

Mit Blick auf die Krisen der Welt betonte Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, das Buch sei wichtig, „um Demokratie und Vielfalt im Morgen und Übermorgen zu sichern.“ „Bücher weiten den Horizont für die Perspektiven anderer und fördern Empathie, sie nehmen Fake News mit gesicherten Informationen den Wind aus den Segeln und fördern die Lesefähigkeit bei den Jüngsten, damit sie sich zukünftig fernab populistischer Parolen ihre eigene Meinung bilden können“, sagte vom Cleff.

Um die Bedeutung des Buches aufrecht zu erhalten, appellierte er an die Politik: „Die Förderung von Kultur ist keine Subvention, sondern eine Investition in die Zukunft.“ Die Politik müsse rechtliche Leitplanken für KI in Deutschland und Europa schaffen, weil IT-Firmen „ungeahndet die aufwändig produzierten Inhalte unserer Bücher" klauten, um damit ihre KIs zu füttern. Auch sei die Bürokratielast für viele Unternehmen kaum mehr zu meistern und würde vor allem kleine Akteure mit geringen personellen und finanziellen Ressourcen treffen. 

Weitere Infos zur Leipziger Buchmesse gibt es hier.

Autor*in
Lea Hensen
Lea Hensen

ist Redakteurin des „vorwärts“.

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