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Exporte in die USA: Wie die EU auf Trumps Zölle reagieren könnte

An einem „Tag der Befreiung“ will US-Präsident Donald Trump in der kommenden Woche weitere Zölle gegen die Europäische Union verhängen. SPD-Handelsexperte Bernd Lange sieht die EU darauf gut vorbereitet – und gibt einen ersten Einblick in mögliche Gegenmaßnahmen.

von Kai Doering · 28. März 2025
Bei seiner Zoll-Ankündigung hat Donald Trump vor allem deutsche Auto-Hersteller im Blick.

Bei seiner Zoll-Ankündigung hat Donald Trump vor allem deutsche Auto-Hersteller im Blick.

Der 2. April soll der „Tag der Befreiung“ werden. So hat es Donald Trump angekündigt. An diesem Tag will der US-Präsident ein großes Paket an Zöllen öffentlich machen, die künftig auf Einfuhren aus der Europäischen Union erhoben werden. Klar ist schon jetzt, dass ab dem 3. April ein Zoll in Höhe von 25 Prozent auf alle importierten Autos in die USA fällig wird und ebenso auf viele Fahrzeugteile, die zur Montage in Amerika benötigt werden.

Die Folgen dürften die US-Verbraucher spüren

„Der US-Präsident scheint vor allem von dem Ziel getrieben zu sein, Industrien zurück ins Land zu holen und Einnahmen für seine Steuerkürzungen zu erzielen“, vermutet Bernd Lange, Vorsitzender des Handelsausschusses des Europaparlaments, über die Hintergründe von Trumps Ankündigung. Dieser hatte sich immer wieder beschwert, dass jedes Jahr Millionen Autos in die USA importiert werden, demgegenüber aber kaum amerikanische Fahrzeuge in die EU. Trump führt dies auf ungerechte Handelsvorteile der Europäer*innen zurück.

Die Folgen von Trumps Plänen dürften auch die Verbraucher*innen in den USA zu spüren bekommen. Da Zölle in der Regel das importierende Unternehmen bezahlt, werden zunächst US-Firmen getroffen. Sie dürften die Kosten an ihre Kund*innen weitergeben. Analyst*innen gehen von Kostensteigerungen von mehreren 1.000 Dollar pro Fahrzeug aus. Umgekehrt befürchten Automobilhersteller wie Volkswagen oder BMW Absatzeinbrüche, da sich Verbraucher*innen in den USA deutsche Autos künftig nicht mehr leisten könnten.

„Wir haben einen ganzen Korb an Maßnahmen“

„Wenn die USA unsere wirtschaftlichen Kerninteressen illegal angreifen, sollte die EU gezielt Gegenmaßnahmen erwägen“, fordert deshalb Europaparlamentarier Bernd Lange: „auch wenn diese die wirtschaftlichen Interessen der USA treffen.“ Bisher hat sich die EU-Kommission zu möglichen Reaktionen auf Trumps Zoll-Ankündigungen bedeckt gehalten. Man wolle abwarten, was der US-Präsident am 2. April vorlegt, um dann zu antworten, heißt es. „Offenbar ist eine Eskalation nötig, bevor die USA zu Gesprächen über faire Handelsbeziehungen bereit sind“, sagte Bernd Lange.

Der EU-Handelsexperte sieht Europa aber gut für einen möglichen Handelskrieg gerüstet. „Wir haben einen ganzen Korb an Maßnahmen“, sagte Lange am Freitag bei einem Pressegespräch in Berlin. Sei die EU während der ersten Präsidentschaft Trumps noch „blank“ gewesen, hat sie Ende 2023 mit der „Verordnung zum Schutz der EU vor wirtschaftlichem Zwang durch Drittländer“ ein Instrument geschaffen, mit dem sie auf Dinge wie Zölle auch kurzfristig reagieren kann.

Zunächst soll verhandelt werden

„Wir werden uns nicht von den USA erpressen lassen“, machte Bernd Lange so auch am Freitag klar und kündigte an: „Wir sind für jede Option bereit und werden entschlossen und deutlich reagieren.“ Auf Nachfrage ließ sich Lange dann auch ein wenig genauer in die Karten schauen. Unter anderem könne die EU Zölle auf digitale Dienstleistungen aus den USA wie den Online-Bezahldienst PayPal erheben. „Amerikanische Digitalunternehmen haben in Europa mehr Kunden als die USA Einwohner haben“, rechnete Lange vor. Käme es soweit, würde das allerdings auch höhere Kosten für Nutzer*innen in Europa bedeuten.

Für Bernd Lange ist deshalb klar: „Wir haben unseren Werkzeugkasten voll, wollen aber zunächst verhandeln.“ Die Vorteile von Verhandlungen seien um ein Vielfaches größer als die von Zöllen. Ob das auch Donald Trump, der als „Deal-Maker“ gilt, so sieht, bleibt abzuwarten. 

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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Gespeichert von Peter Boettel (nicht überprüft) am Sa., 29.03.2025 - 11:52

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Mit einem Despoten wie Trump lässt sich ebenso wenig verhandeln wie mit den anderen, z.B. Putin, Erdogan, Orban, Netanyahu, Milei etc.,
Flintenuschi sollte sich weniger auf Waffen konzentrieren, sondern endlich die angekündigten Zölle gegen die USA umsetzen. Dies wäre ihre eigentlichen Aufgaben als EU-Kommissionschefin!

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