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SPD: Warum Matthias Miersch ein kostenloses Essen für alle Schüler will

Matthias Miersch schlägt die Einführung eines kostenfreien Mittagessens für alle Schüler*innen vor. Der SPD-Generalsekretär bezieht sich dabei auf einen Vorschlag des „Bürgerrats Ernährung“ und verfolgt damit konkrete Absichten.

von Kai Doering · 9. Dezember 2024
Gesund und sozial: SPD-Generalsekretär Matthias Miersch möchte ein kostenloses Essen für alle Schüler*innen.

Gesund und sozial: SPD-Generalsekretär Matthias Miersch möchte ein kostenloses Essen für alle Schüler*innen.

Dieser Vorschlag kam unerwartet. Er arbeite zurzeit an einem Konzept, mit dem „ein kostenfreies Mittagessen in den Schulen für alle“ umgesetzt werden kann. Das verriet SPD-Generalsekretär am Sonntag im Interview mit der „Bild am Sonntag“. Hintergrund sind zum einen die deutlich gestiegenen Lebensmittelpreise, zum anderen aber auch ein gesundheitlicher Aspekt. Ein kostenfreies Essen an den Schulen sei sinnvoll, „weil es gesundheitliche Folgekosten, die die Volkswirtschaft augenblicklich trägt, verhindert“, so Miersch.

Ein Schlüssel im Kampf gegen Übergewicht

Der SPD-Generalsekretär bezieht sich dabei auf eine Empfehlung des „Bürgerrats Ernährung im Wandel“, den der Bundestag im vergangenen Jahr eingesetzt und der im Februar dieses Jahres seine Vorschläge vorgelegt hat. Auch die zufällig ausgewählten Bürger*innen hatten ein kostenfreies Schulessen angeregt und sich dabei u.a. auf eine Studie aus Nordrhein-Westfalen bezogen, der zufolge kostenfreies Trinkwasser in den Schulen die Zahl übergewichtiger Schüler*innen deutlich reduziert. Vor einigen Jahren war eine Expert*innenanhörung im Bundestag zudem zu dem Ergebnis gekommen, dass eine ordentliche Verpflegung an allen Schulen ein Schlüssel im Kampf gegen Übergewicht von Schüler*innen ist.

Im Interview mit der „Bild am Sonntag“ nannte SPD-Generalsekretär Miersch aber noch einen weiteren Aspekt, warum das kostenlose Schulessen aus seiner Sicht wichtig ist. „Gemeinsam zu essen, ist ein Wert an sich. Da ist ganz, ganz viel soziale Gerechtigkeit mit drin“, sagte er. Wann und in welchem Rahmen das Konzept vorgestellt werden soll und ob es bereits Eingang in das SPD-Programm für die Bundestagswahl findet, ist unklar.

Unterschiedliche Modelle in Berlin und in Hamburg

Auch wieviel das Ganze kosten soll, ließ Matthias Miersch in dem Interview offen. „Wir gehen davon aus, dass es ein Milliardenbetrag ist“, sagt er lediglich. Eine Summe, mit der „nicht einseitig die Länder belastet werden sollen“.

Bundesweit gibt es bereits verschiedene Modelle eines kostenfreien Mittagessens für Schüler*innen. In Berlin führte die damalige rot-rot-grüne Regierung 2019 ein kostenfreies Essen für alle Schüler*innen der Klassen eins bis sechs ein. Durch die aktuellen Haushaltseinsparungen stand dieses kurz infrage, wurde aber letztlich beibehalten. In Hamburg dagegen kommen nur Kinder aus Familien, die Sozialhilfe, Bürgergeld oder Wohngeld erhalten, in den Genuss eines kostenlosen Essens. Hier wird das Gratis-Schulessen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket bezahlt, das der Bund finanziert.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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1 Kommentar

Gespeichert von max freitag (nicht überprüft) am Mo., 09.12.2024 - 22:42

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vermutlich, das nicht die Schüler oder deren Eltern, sondern jemand anderes die Kosten der Nahrungsmittel und ihrer Zubereitung/Verarbeitung tragen soll. Oder ist daran gedacht, Tafelspenden zu verwenden, die von Ehrenamtlern zum Nulltarif in warme Speisen verwandelt werden sollen? Ich habe ja nichts gegen die ideee, aber wir sollten schon sagen, woher das Geld kommt. Es ist ja genug Geld vorhanden, Vermögenssteuer jetzt!