Matthias Miersch: „Wir setzen im Wahlkampf auf klare Botschaften“
Es wird der kürzeste und digitalste Bundestagswahlkampf aller Zeiten: Im Interview spricht SPD-Generalsekretär Matthias Miersch über die Strategie der SPD, wenig Schlaf und seinen Wunsch für die Wahl am 23. Februar.
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SPD-Generalsekretär Matthias Miersch bei der Vorstellung von SPD-Wahlplakaten im Willy-Brandt-Haus.
Wie schläft es sich als Manager des kürzesten SPD-Bundestagswahlkampfs der Geschichte?
Ein solcher Wahlkampf hält natürlich wach – im positiven Sinne. Wir haben eine klare Mission: Wir kämpfen für mehr soziale Gerechtigkeit, ein starkes „Made in Germany“ und die Entlastung der arbeitenden Mitte. Und – so dramatisch es klingt – wir verteidigen die Demokratie und den Zusammenhalt in unserem Land. Wir sehen doch, wie libertäre und rechtsextreme Kräfte es auch auf Deutschland abgesehen haben. Das treibt mich an. Gerade komme ich mit erstaunlich wenig Schlaf aus.
Olaf Scholz wurde am Wochenende als Kanzlerkandidat gewählt, die ersten Plakate hängen: Wie ausgeprägt ist aktuell das Wahlkampfgefühl?
Die Energie ist da. Olaf Scholz steht für Stabilität, Erfahrung und Weitsicht – genau das, was Deutschland in dieser Zeit braucht. Unser Slogan für die Bundestagswahl lautet „Mehr für Dich. Besser für Deutschland.“ Das machen wir mit einem wirklich gelungenen Programm deutlich. Jetzt bringen wir die Inhalte ins Land mit einer Kampagne, die Menschen direkt anspricht, ob digital oder auf der Straße. Wir machen deutlich: Deutschland steht vor einer Richtungswahl.
In Wahlumfragen hat sich seit dem Ende der Ampel kaum etwas bewegt. Die SPD liegt derzeit auf Platz drei. Wie will die Partei mehr Rückhalt gewinnen?
Wir müssen klarmachen, dass es am 23. Februar um eine Richtungsentscheidung geht. Friedrich Merz will eine Politik für die oberen ein Prozent. Wir hingegen kämpfen für sichere Renten, gute Arbeitsplätze und gezielte Entlastungen, sodass für Familien am Ende mehr Netto bleibt. Dazu wollen wir die Steuern für 95 Prozent senken, ein kostenloses Mittagessen in Schulen einführen und für bezahlbaren Wohnraum sorgen. Am Ende bleiben einer Durchschnittsfamilie weit über 100 Euro im Monat mehr. Damit gewinnen wir die Menschen und darauf setzen wir.
Die Ampel-Regierung hatte auch bei SPD-Mitgliedern zuletzt viel Frust ausgelöst. Senkt das die Motivation jetzt im Wahlkampf?
Nein, im Gegenteil. Die Menschen wissen, was wir unter schwierigsten Bedingungen erreicht haben – von der Energiepreisbremse bis zum Mindestlohn von zwölf Euro. Jetzt geht es darum, unseren Kurs fortzusetzen. Unsere Mitglieder sind hoch motiviert, diese Errungenschaften zu verteidigen.
Es sind es noch fünf Wochen bis zur Bundestagswahl am 23. Februar. Worauf kommt es in dieser Zeit für die SPD besonders an?
Auf Klarheit und Präsenz. Wir müssen zeigen, dass wir die drängendsten Alltagsprobleme der Menschen anpacken: steigende Preise, Wohnungsnot, sichere Renten. Und wir müssen deutlich machen, dass nur Olaf Scholz die Erfahrung und den Weitblick hat, Deutschland durch diese Zeit zu führen.
Was ist aufgrund der Kürze anders als bei einem regulären Wahlkampf?
Jede Entscheidung muss sitzen. Zeit für lange Planungen gibt es nicht. Wir setzen auf unsere digitalste Kampagne aller Zeiten und auf klare Botschaften. Gleichzeitig ist der direkte Kontakt wichtiger denn je: an Haustüren, bei Veranstaltungen – überall, wo wir Menschen begegnen können.
Wie lassen sich in dieser Zeit möglichst viele Wählerinnen und Wähler erreichen?
Mit einem Mix aus digitaler Präsenz und klassischem Straßenwahlkampf. Unsere Plakate sind nicht nur Hingucker, sie liefern über QR-Codes auch einen echten Mehrwert. Gleichzeitig setzen wir auf Großveranstaltungen mit Olaf Scholz, die Menschen begeistern und mobilisieren.
Matthias
Miersch
Wir nutzen alle Möglichkeiten, die digitale Technologien bieten.
Sie sagen, die SPD führe den digitalsten Wahlkampf in ihrer Geschichte. Was bedeutet das genau?
Wir nutzen alle Möglichkeiten, die digitale Technologien bieten. Von gezielten Social-Media-Kampagnen über interaktive Inhalte auf Plakaten bis hin zu Online-Diskussionen.
Der „klassische“ Straßenwahlkampf spielt diesmal also nicht so eine große Rolle?
Doch, der direkte Kontakt bleibt unverzichtbar. Gerade jetzt, wo Vertrauen so wichtig ist, müssen wir den Menschen in die Augen schauen und zeigen: Wir sind da. Darum starten wir jetzt auch mit einer Aktionswoche zum Tür-zu-Tür-Wahlkampf. Wir suchen den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern, auch ich bin viel in meinem Wahlkreis unterwegs. Neu ist: Wir kombinieren das mit den Chancen, die uns die Digitalisierung bietet.
Wie können sich die Mitglieder am besten einbringen?
Indem sie sichtbar und hörbar sind. Ob beim Verteilen von Flyern, an Infoständen oder online – jeder Beitrag zählt. Unsere Kampagnenplattform bietet dafür alle Werkzeuge: Sharepics, Texte, Ideen. Und natürlich bewirken Gespräche an Haustüren Wunder.
Welches Ergebnis wünschen Sie sich für den 23. Februar?
Unser Ziel ist klar: Die SPD führt die nächste Bundesregierung unter Olaf Scholz. Jede Stimme für uns ist eine Stimme für soziale Gerechtigkeit und ein starkes Deutschland. Wir kämpfen bis zur letzten Minute dafür.
Das Interview wurde schriftlich geführt.
ist Chefredakteurin des "vorwärts" und der DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik sowie Geschäftsführerin des Berliner vorwärts-Verlags.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.