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Holocaust-Überlebende: So will die SPD an Margot Friedländer erinnern

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer widmete ihr Leben der Aufklärung über den Nationalsozialismus. Am 9. Mai ist sie mit 103 Jahren verstorben. Die SPD will an die Berlinerin erinnern – über ihre Heimatstadt hinaus.

von Jonas Jordan · 22. Mai 2025
Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer wurde 103 Jahre alt.

Margot Friedländer ist Anfang Mai im Alter von 103 Jahren gestorben.

Knapp zweieinhalb Jahre ist es her, dass Margot Friedländer im Roten Rathaus in Berlin von der damaligen Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde auch eine Büste mit ihrem Antlitz enthüllt. „Ich bin unendlich gerührt. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, sagte die damals 101-jährige Friedländer bei dieser Gelegenheit. 

Mit 88 kehrte Friedländer nach Berlin zurück

Die gebürtige Berlinerin Friedländer überlebte das Konzentrationslager Theresienstadt. Nach dem Tod ihres Mannes kehrte sie im Alter von 88 Jahren 2010 wieder in ihre Heimatstadt zurück und erinnerte bis zuletzt als Zeitzeugin in Schulen oder auf Veranstaltungen an die Schrecken des Nationalsozialismus. Am 9. Mai ist sie mit 103 Jahren gestorben. Um an sie zu erinnern, hat die SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus beantragt, an Friedländers früherem Wohnort in der Skalitzer Straße 32 eine öffentlich zugängliche Gedenktafel zu errichten und die Straße in Margot-Friedländer-Straße umzubenennen.

Die Kreuzberger SPD-Abgeordnete Sevim Aydin sagte dazu: „Die Umbenennung der Skalitzer Straße ist Ausdruck unserer gemeinsamen erinnerungspolitischen Verantwortung.“ Friedländers Vermächtnis, ihre Menschlichkeit, ihre eindringliche Botschaft für Toleranz und Versöhnung müssen dauerhaft im öffentlichen Berliner Raum sichtbar sein. 

Margot-Friedländer-Straße in Kreuzberg?

Ihr Fraktionskollege Alexander Freier-Winterwerb ergänzte: „Mit der Umbenennung der Skalitzer Straße wählen wir einen authentischen Ort, der an das persönliche Schicksal Margot Friedländers, an die Verfolgung der Jüdinnen und Juden in Berlin und an die Verbrechen des Nationalsozialismus mitten in unserer Stadt erinnert, aber auch ein Zeichen der Versöhnung und der Liebe für die Menschen sendet.“ 

Zugleich haben CDU und Grüne in der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf gefordert, eine bisher namenlose Fläche entlang oder in unmittelbarer Nähe des Kurfürstendamms in „Margot-Friedländer-Platz“ umzubenennen. CDU und Grüne fordern die Umbenennung an Friedländers erstem Todestag, dem 9. Mai 2026. Dies wäre eine Ausnahme vom Berliner Straßengesetz, das normalerweise eine Umbenennung frühestens fünf Jahre nach dem Tod einer Person vorsieht.

Auch das Sauerland erinnert an Friedländer 

Während Ehrenbürgerin der Stadt Berlin war, ist nicht überliefert, ob sie Arnsberg im Sauerland überhaupt einmal besuchte. Dennoch forderte auch die dortige SPD, einen Platz in der Stadt nach ihr zu benennen, um ein sichtbares Zeichen gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und für eine gelebte Erinnerungskultur zu setzen. 

„In Zeiten, in denen demokratische Werte wieder infrage gestellt werden, ist es unsere Pflicht, die Erinnerung wach zu halten und öffentlich Haltung zu zeigen“, so der Fraktionsvorsitzende der SPD Frank Neuhaus und seine Stellvertreterin Anna Lena Brandt. Bürgermeister Ralf Paul Bittner ergänzte: „Margot Friedländer hat uns genau dazu aufgerufen – dieser Platz wird ihr Vermächtnis auch in Arnsberg sichtbar machen.“

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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