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Deutschlands jüngster Bürgermeister: „Ich möchte etwas zurückgeben“

Mit 21 Jahren ist Elias Oliver Metz Deutschlands jüngster Bürgermeister. Vor wenigen Tagen trat er sein Amt in der rheinland-pfälzischen Ortsgemeinde Bornich an. Im Interview spricht er über die Herausforderungen, die ihn nun erwarten – und warum er keine Angst hat, etwas zu verpassen.

von Carl-Friedrich Höck · 8. Juli 2024
Deutschlands jüngster Bürgermeister: Elias Oliver Metz (21) aus der rheinland-pfälzischen Ortsgemeinde Bornich 

Deutschlands jüngster Bürgermeister: Elias Oliver Metz (21) aus der rheinland-pfälzischen Ortsgemeinde Bornich 

Sie wurden mit 21 Jahren zum Ortsbürgermeister von Bornich gewählt und damit zum jüngsten Bürgermeister Deutschlands. Sie waren der einzige Kandidat. Wie ist es dazu gekommen?

Ich bin schon in jungen Jahren politisch interessiert und aktiv gewesen. Das hat sich noch verstärkt, seit ich 2019 in die SPD eingetreten bin. Im letzten Jahr hat die bisherige Ortsbürgermeisterin angekündigt, dass sie nicht weitermachen will. Daraufhin wurde ich von einigen Leuten angesprochen, ob ich das machen will. Ich habe das erst für dummes Geschwätz gehalten, aber als dann immer mehr Leute mich gefragt haben, habe ich es mir lange überlegt – und dann auch gemacht.

Wer hat denn gefragt, kam das aus der Partei?

Nein, das waren einfach Leute aus dem Dorf hier in Bornich. Ich bin in der Feuerwehr aktiv, mache viel im Turnverein. Sie wussten, ich bin politisch interessiert. Und was wahrscheinlich ausschlaggebend war: Sie haben gesehen, dass ich einer bin, der auch mit anpackt.

Was reizt Sie an dem Amt des Bürgermeisters?

Ich möchte meiner Gemeinde etwas zurückgeben. Man hat als Bürgermeister viel mit Menschen zu tun, kann gestalten in ganz verschiedenen Bereichen. Das finde ich interessant.

Sie sind kaufmännischer Angestellter. Den Bürgermeisterjob machen Sie ehrenamtlich. Wie wollen Sie beides unter einen Hut bekommen?

Das werde ich jetzt in den nächsten Wochen sehen. (Das Interview wurde kurz nach Amtsantritt am 1. Juli geführt, d. Red.) Meinem Arbeitgeber habe ich gleich gesagt, dass ich meine Arbeitszeit vielleicht etwas reduzieren muss, um das hinzukriegen. Es bringt dem Arbeitgeber nichts, wenn ich morgens todmüde zur Arbeit komme, weil ich 40 Stunden pro Woche hier arbeite und danach noch 20 Stunden im Rathaus.

Gibt es ein politisches Projekt, das Ihnen als Bürgermeister besonders am Herzen liegt?

Die Bundesgartenschau (Buga) 2029 kommt auf unsere Region zu. Auch wenn Bornich davon wahrscheinlich nicht viel abbekommt, wollen wir die Gelegenheit nutzen, um uns ein bisschen zu zeigen. Im Ort muss in den nächsten Jahren viel investiert werden. Wir haben ein Sport- und Gemeindezentrum, wo immer wieder Reparaturen anfallen. Unser Rathaus ist baufällig und wir müssen entscheiden, ob wir es für viel Geld sanieren, es verkaufen oder eine andere Lösung finden. Außerdem habe ich mir vorgenommen, viel mit den Vereinen, Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen, um zu erfahren, was sie sich wünschen.

Welche kommunalpolitischen Erfahrungen bringen Sie schon mit in das Amt und wie haben Sie sich auf die neue Rolle vorbereitet?

Ich bringe sehr wenig Erfahrung mit. Ich war zwei Jahre lang im Schulträger-Ausschuss der Verbandsgemeinde und hatte Vorstandspositionen in verschiedenen SPD-Gliederungen inne. Dem Gemeinderat habe ich bisher nicht angehört. Ich habe jetzt einige Wochen an den Sprechstunden meiner Amtsvorgängerin teilgenommen. Sie hat mir auch schon vieles gezeigt. Aber es ist echt schwierig, sich so richtig auf das Amt vorzubereiten.

Macht Ihnen das Sorgen oder bleiben Sie entspannt?

Ich bin mit viel Respekt an die Sache herangegangen. Nach den ersten paar Tagen kann ich sagen: Ich bekomme viel Unterstützung von meiner Vorgängerin und von der Verbandsgemeinde. Das wird schon irgendwie!

Sie sind 2019 in die SPD eingetreten, also mit 16 Jahren. Was hat Sie zu dieser Partei geführt?

Ich habe die SPD immer als die Partei empfunden, die am stärksten meine Interessen vertritt. Das Soziale ist mir wichtig. Und auch kommunalpolitisch bietet die SPD das beste Rundum-Paket.

Andere Menschen in Ihrem Alter nutzen die Lebensphase, um feiern zu gehen, sich auszuprobieren oder die Welt kennenzulernen. Haben Sie Angst, Sie könnten durch das neue Ehrenamt etwas verpassen?

Nein. Ich habe immer noch meine Freunde hier, mit denen ich etwas unternehmen kann. Ich bin weiter bei der Feuerwehr, auch wenn ich jetzt schauen muss, wie ich das alles unter einen Hut bekomme. Für manche Sachen werde ich wegen des Ehrenamtes weniger Zeit haben. Aber Freizeit muss schon immer noch eine Rolle spielen. Man kann im Leben nicht nur arbeiten gehen.

Das Interview erschien zuerst auf demo-online.de

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Carl-Friedrich Höck

arbeitet als Redakteur für die DEMO – die sozialdemokratische Fachzeitschrift für Kommunalpolitik.

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