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Nach Merz‘ Abstimmung mit der AfD: Tausende Neumitglieder bei der SPD

Ende Januar brachte die Fraktion von CDU und CSU erstmals einen Antrag mit den Stimmen der AfD durch den Bundestag. Das hat nun Folgen: In den Tagen danach traten tausende Menschen neu in die SPD ein. Ein Landesverband sticht besonders hervor.

von Kai Doering · 17. Februar 2025
Eintrittswelle nach Merz' Tabubruch: In den vergangenen Tagen sind Tausende neu in die SPD eingetreten.

Eintrittswelle nach Merz' Tabubruch: In den vergangenen Tagen sind Tausende neu in die SPD eingetreten.

„Lieber Friedrich Merz, heute haben Sie etwas geschafft, was ich nicht mehr für möglich gehalten hätte: Ich bin der SPD beigetreten.“ Das schrieb der 27-Jährige Luca Nagel am Abend des 29. Januar im Kurznachrichtendienst X. Was war passiert? An diesem Tag hatte der CDU-Chef und Unions-Kanzlerkandidat im Bundestag einen Antrag zur Migration zur Abstimmung gestellt – und mit den Stimmen der in Teilen rechtsextremen AfD eine Mehrheit erzielt. Ein Tabubruch.

„Was Merz da getan hat, verwirrt und schockiert mich nachhaltig“, erzählte Luca Nagel kurz nach seinem Parteieintritt dem „vorwärts“. So wie dem 27-Jährigen ging es auch vielen anderen. Bis Mitte vergangener Woche hat die SPD allein online tausende Neueintritte verzeichnet. Weitere per klassischem Eintrittsformular könnten in den kommenden Tagen noch nachgemeldet werden. Auch Grüne und Linkspartei verzeichneten nach eigenen Angaben einen deutlichen Mitgliederzuwachs.

„Die Union taktiert mit der AfD, die SPD öffnet ihre Arme für Neumitglieder“

Allein in Nordrhein-Westfalen traten in der ersten Woche nach Merz‘ Tabubruch rund 450 Menschen neu in die SPD ein. „Die Menschen wissen, wie ernst die Lage ist und schließen sich den Parteien an, die konsequent eine Zusammenarbeit mit der AfD ausschließen, wie beispielsweise die SPD – und genau deshalb treten jetzt hunderte Menschen bei uns ein“, kommentierte der Generalsekretär der NRWSPD, Frederick Cordes, die Eintrittswelle. „Die Union taktiert mit der AfD, die SPD öffnet ihre Arme für Neumitglieder“, lautet Cordes‘ Fazit.

Ein ähnliches Bild gibt es auch im Nachbarbundesland Niedersachsen. In den Tagen nach der gemeinsamen Abstimmung von CDU/CSU, FDP und AfD verzeichnete der dortige SPD-Landesverband „eine dreistellige Zahl von Online-Neuzugängen“. Zum Vergleich: Im gesamten Januar waren knapp 130 Menschen neu in die niedersächsische SPD eingetreten, im gesamten Jahr 2024 rund 1.850. Einschränkend wies der Landesverband darauf hin, dass die im Internet Eingetretenen erst zu Mitgliedern werden, wenn die zuständigen Ortsvereine innerhalb von vier Wochen zugestimmt haben.

Auch in Hamburg, wo eine Woche nach der Bundestagswahl eine neue Bürgerschaft gewählt wird, gab es eine „dreistellige Zahl von Aufnahmeanträgen“ in den Tagen nach dem 29. Januar. Im Stadtstaat vergrößerte die SPD ihre Mitgliedschaft in den vergangenen Jahren kontinuierlich.

In zwei Tagen so viele Eintritte wie sonst in einem Monat

„In Wahlkampfzeiten erleben wir grundsätzlich ein größeres Interesse an einer Mitgliedschaft in der SPD als in Zeiten ohne Wahlkampf“, heißt es auch aus dem Landesverband Schleswig-Holstein. Was dort derzeit passiert, sei jedoch außergewöhnlich. „Allein im Januar 2025 haben so viele Menschen einen Mitgliedsantrag für die SPD Schleswig-Holstein gestellt wie sonst in drei Monaten“, teilte ein Sprecher mit.

Das Vorgehen von Friedrich Merz habe diesen Trend nochmal beschleunigt. „Allein an den beiden Tagen nach der Abstimmung am Deutschen Bundestag über den Entschließungsantrag der CDU/CSU-Fraktion, also am 30. und 31. Januar, hatten wir zusammengezählt so viele Beitrittsanfragen für die SPD Schleswig-Holstein wie sonst durchschnittlich in einem Monat.“

SPD-Generalsekretär Matthias Miersch freut das. „Seit dem Tabubruch der Union erleben wir einen großen Mitgliederzuwachs“, erklärte er. Gleichzeitig gingen im ganzen Land Hunderttausende für die Demokratie und gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Bei der Bundestagswahl komme es nun darauf an, „dass unser Land nicht nach rechts rutscht“. Auf den CDU-Vorsitzenden und -Kanzlerkandidaten könne dabei nicht gesetzt werden. „Ich traue Friedrich Merz nicht, dass es nach der Wahl nicht zu Schwarz-Blau kommt“, so Miersch.

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Gespeichert von Armin Christ (nicht überprüft) am Di., 18.02.2025 - 16:45

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Um was ging es eigentlich bei dem Antrag der CDSU ???

Gespeichert von Armin Christ (nicht überprüft) am Do., 20.02.2025 - 13:13

Antwort auf von Kai Doering

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Meine Frage war ein rhetorische.
Da wird wochenlang medienwirksam über das Abstimmungsverhalten debatiert, aber über Inhalte kommt nichts rüber. So treibt man der afd nochmehr Wähler zu.

In dem verlinkten Text werden die Inhalte des Antrags doch klar genannt. Und in vielen anderen Medien war das auch der Fall.

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