Kultur

Heft der Katapult-Redaktion: Wie eine Zitat-Sammlung die AfD demaskiert

Die Redaktion des Katapult-Magazins hat eine Sammlung mit Zitaten von AfD-Poltiker*innen veröffentlicht. So soll sich jede*r ein eigenes Bild von der in Teilen rechtsxtremen Partei machen, sagt Verleger Benjamin Fredrich. Nach zwischenzeitlicher Kritik hat die Redaktion nun noch ein zweites Heft nachgelegt.

von Kai Doering · 21. Februar 2025
Zitate, die für sich sprechen: Die Katapult-Redaktion hat Aussagen von AfD-Funktionär*innen in einem Heft zusammengefasst, um aufzuklären.

Zitate, die für sich sprechen: Die Katapult-Redaktion hat Aussagen von AfD-Funktionär*innen in einem Heft zusammengefasst, um aufzuklären.

Diese 32 Seiten haben es in sich. Es finden sich Sätze darin wie: „Ein Land, das jeden reinlässt, wird genauso ‚geachtet‘ wie eine Frau, die jeden ranlässt.“ Oder: „Dem Flüchtling ist es doch egal, an welcher Grenze, an der griechischen oder an der deutschen, er stirbt.“ Das erste Zitat stammt von Johannes Normann, der für die bayerische AfD in den Landtag wollte, das zweite von Günter Lenhardt, der bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg 2016 für die AfD kandidierte.

Selbst ein Bild von der AfD machen – roh und unvermittelt

Die beiden Zitate sind noch die eher harmlosen in der Sammlung „AfD-Hass komprimiert“, die das in Greifswald erscheinende Magazin „Katapult“ herausgegeben hat. „Es wirkt immer paternalistisch, wenn man erklärt, wofür die AfD steht und warum sie gefährlich ist. Mit der Zitatsammlung soll sich jeder sein eigenes Bild machen – roh und unvermittelt“, erklärt Katapult-Verleger Benjamin Fredrich den Ansatz.

Die Idee zu dem Heft kam ihm selbst: Er hatte einer Bekannten, die mit den Positionen der AfD sympathisierte, einige Zitate der Partei geschickt. Das habe gut funktioniert. Doch nicht alle fanden die Idee der Zitat-Sammlung gut. In Medien und auch von den Katapult-Leser*innen selbst gab es Kritik. Die bloße Wiedergabe der Zitate könne Menschen gerade anspornen, der AfD ihre Stimme zu geben, meinten sie.

Anpassungen nach Kritik von Leser*innen

„Wir sind sehr dankbar für diese Kritik“, sagt Benjamin Fredrich. In der Redaktion habe man sich deshalb entschieden, das Heft zu verändern. „Wir haben Wissenschaftlerinnen, Aktivisten und Gedenkstätten um ihre Einschätzung gebeten.“ Das Ergebnis: Die Sorge, die Aktion sei Werbung für die AfD, lässt sich wissenschaftlich wahrscheinlich nicht belegen. Allerdings überzeuge sie auch kaum jemanden davon, die AfD nicht zu wählen.

Das Heft ist inzwischen in einer erweiterten Fassung erschienen. Neben den Zitaten und ihren Quellen finden sich nun eine Einordnung, was „rechtsextrem“ ist und eine Übersicht über Organisationen, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren. Eindrucksvoll sind auch die Zitate von ehemaligen AfD-Mitgliedern, die sich in den Heft finden. So sagte der ehemalige Parteivorsitzende Jörg Meuthen: „Die Radikalen haben die Kontrolle über die AfD übernommen. (...) Ich will diese Leute nicht an der Regierung sehen.“

Mit einem Demokratie-Heft „indirekt die AfD schwächen“

Neben dem AfD-Hass-Heft haben Fredrich und das Katapult-Team zudem noch eine weitere Broschüre erstellt – ein Ergebnis der geäußerten Kritik, wie der Herausgeber sagt. Unter dem Titel „Demokratie stärken“ finden sich auf 24 Seiten Ideen, wie sich jede*r einzelne für die Demokratie einsetzen kann – indem sie oder er demonstrieren geht, in sozialen Medien den Extremen widerspricht, in eine Partei eintritt oder einfach wählen geht. „So lässt sich auch indirekt die AfD schwächen“, ist Benjamin Fredrich überzeugt.

Sechs Exemplare des Demokratie-Hefts hat jede*r der rund 70.000 Katapult-Abonnent*innen mit der aktuellen Ausgabe bekommen – zum Verteilen im Freundeskreis, wie Fredrich sagt. „Unsere Abonnenten werden so zu einer Bewegung.“ Das Demokratie- wie das AfD-Heft kann aber auch direkt bei „Katapult“ bestellt werden. Zudem plant der Verlag in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen ein Buch, das kostenlos über seine Internetseite abgerufen werden kann. „Demokratie stärken, Rechtsextremismus bekämpfen – Was sagt die Wissenschaft?“ lautet der Arbeitstitel.

„Wir wollen diejenigen erreichen, die jetzt noch die CDU oder die FDP wählen“, sagt Benjamin Fredrich, „damit sie nicht zur AfD gehen.“ Doch die Zeit dränge. „Wenn die AfD erstmal bei 30 oder mehr Prozent steht, dann ist es zu spät.“  

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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