Meinung

AfD: Keine Patrioten sondern „nützliche Idioten“ Putins und Trumps

Die AfD an der Macht würde Deutschland nicht zu neuer Stärke führen. Sie würde unser Land isolieren und dramatisch schwächen. Das wäre ganz im Sinne von Putin und Trump.

von Lars Haferkamp · 20. Februar 2025
Unterstützung aus Übersee: Elon Musk und Donald Trump wollen eine starke AfD – in ihrem eigenen Interesse.

Unterstützung aus Übersee: Elon Musk und Donald Trump wollen eine starke AfD – in ihrem eigenen Interesse.

Die AfD behauptet, eine patriotische Partei zu sein. Also eine Partei, die ihr Vaterland liebt, die möchte, dass es stark ist, selbstbewusst und selbstbestimmt. Aber wenn die AfD das wirklich will: Warum wird sie dann von Wladimir Putin und Donald Trump unterstützt? Weil Putin und Trump ein starkes und selbstbewusstes Deutschland wollen?

Nein. Genau das wollen beide eben nicht. Seit Jahren beweist ihr Handeln immer wieder eines: Sie wollen ein schwaches Deutschland, dem sie ihren Willen aufzwingen können – politisch, wirtschaftlich und militärisch. Und das versucht jeder der beiden auf dem Feld, auf dem er sich am stärksten fühlt: Putin militärisch mit seinem Eroberungskrieg in der Ukraine, Trump wirtschaftlich mit seinem angedrohten Handelskrieg. 

Weidel stützt Trumps Ukraine-Kurs 

Dass Trump Europa und die Ukraine nicht als Verbündete sieht, sondern als Befehlsempfänger, haben zuletzt die geplanten Verhandlungen Washingtons mit Moskau zum Ukraine-Krieg gezeigt – über die Köpfe der Ukraine und der Europäer hinweg. Die Ukraine will Trump nicht verteidigen, sondern ihre Bodenschätze ausbeuten. Ein zutiefst verstörender, antieuropäischer Kurs.

Die AfD unterstützt diese für Deutschland und Europa so verheerende Linie. „Man muss sich doch an den Verhandlungstisch setzen. Man muss doch miteinander reden“, rechtfertigte ihre Kanzlerkandidatin Alice Weidel nach der Münchner Sicherheitskonferenz die Verhandlungen der Trump-Regierung mit Moskau ohne Kiew.

Putin, Trump und AfD wollen ein schwaches Europa

Dass die Ukraine nicht dabei ist – kein Problem für Weidel. Dass die Europäer nicht dabei sind – ebenfalls kein Problem für die AfD. „Dass die europäischen Staaten bei den von den USA initiierten Gesprächen über ein Ende der Kämpfe in der Ukraine vorerst außen vor bleiben, hat Europa sich selbst zuzuschreiben“, erklärte Weidel. 

Damit wird klar, warum Putin und Trump die AfD unterstützen: weil die Partei in allem ihrer Linie folgt. Und weil die AfD genau das schaffen würde, was sich die Machthaber im Kreml und im Weißen Haus wünschen: ein schwaches Deutschland und ein schwaches Europa.

Die EU ist der zentrale Hebel

Der entscheidende Hebel dafür ist die EU. Sind die Staaten der Europäischen Union einig – militärisch gegenüber Putin, wirtschaftlich gegenüber Trump – haben sie die Chance, sich zu behaupten. Je zerstrittener, je schwächer die EU dagegen ist, umso größer die Möglichkeiten für die USA und Russland, sich gegenüber Europa durchzusetzen.

Das ist der Grund, warum Putin wie Trump die EU so sehr ein Dorn im Auge ist. Denn sie ist die Grundlage der europäischen Unabhängigkeit und Selbstbehauptung, die beide Machthaber aushebeln wollen.

AfD: Raus aus Euro und EU

Die AfD hat genau dasselbe Ziel: die Schwächung, ja die Zerstörung der EU. In ihrem auf dem Parteitag in Riesa am 12. Januar beschlossenen Wahlprogramm zur Bundestagswahl, fordert die AfD nicht nur den Austritt Deutschlands aus dem Euro, sondern auch den Austritt aus der Europäischen Union.

Könnte sich die AfD damit durchsetzen, wären die Grundlagen des wirtschaftlichen Wohlstandes und der politischen Selbstbehauptung Deutschlands zerstört. Zugleich wäre die EU am Ende, denn die Bundesrepublik ist als einwohner- und wirtschaftsstärkstes Land der EU der entscheidende Player in Europa ohne den fast nichts geht.

Deutsche als Untertanen des Kreml

Als Großbritannien am 31. Januar 2020 die EU verließ, hätten im Kreml die Sektkorken geknallt, hieß es. Wenn Deutschland die EU verließe, gäbe es in Moskau ein Freudenfeuerwerk. Und bei der AfD. Denn beider Traum wäre wahr geworden. Nur: Was würde dieser Traum in der politischen Realität bedeuten?

Die „Alternative für Deutschland“, die die AfD am 23. Februar zur Wahl stellt, ist eine in Europa isolierte Bundesrepublik, die zur Befehlsempfängerin Putins herabsinken würde. Die Deutschen wären de facto Untertanen des Kreml. So wie die DDR-Bürger*innen es vierzig Jahre lang waren.

Weidel betreibt Täter-Opfer-Umkehr

Als hätte sie die Befehle aus Moskau bereits erhalten, forderte Alice Weidel jüngst im Bild-Interview, die „Sanktionspolitik“ des Westens gegenüber Putin zu „beenden“. Für den schlechten Zustand der deutsch-russischen Beziehung sieht sie nicht den Kreml und seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine verantwortlich, sondern Berlin. Die Bundesregierung habe „an der Eskalationsspirale gedreht“. Sie habe „verbal, finanziell und auch mit Waffen gegen Russland aufmunitioniert“. 

Das ist die klassische Täter-Opfer-Umkehr, wie sie aus dem Kreml seit Jahren zu hören ist. Und seit neuestem auch von Trump, der der die Ukraine anklagt, sie hätte den Krieg „nie anfangen sollen" und der nicht Putin, sondern Präsident Selenskyj einen „Diktator" nennt.

Kann jemand, der dieser freiheits- und europafeindlichen Politik Putins und Trumps blind folgt, ein deutscher Patriot sein? Nein. Das kann er nicht und das ist er nicht. Im Gegenteil: Er verrät sein Land an ausländische Mächte, die Deutschland und Europa als Gegner sehen.

„Nützliche Idioten“: Lenins Beschreibung trifft zu

Der sowjetische Machthaber Wladimir Iljitsch Lenin soll Menschen, die sich von Moskaus Propaganda blenden und vereinnahmen ließen und die – oft ohne es zu bemerken – ihnen vom Kreml zugedachten Rollen spielten, als „nützliche Idioten“ bezeichnet haben. 

Dass die Politik der AfD den deutschen Interessen zutiefst schadet und stattdessen den Interessen Putins und Trumps dient, ist offensichtlich. Und damit auch, dass die Politiker*innen der AfD keine wahren Patriot*innen sind, sondern nur „nützliche Idioten“ Putins und Trumps.

Aktuelle Entwicklungen zur Bundestagswahl 2025 gibt es zum Nachlesen in unserem Newsticker.

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