Was das Startchancen-Programm erreichen kann – und was nicht
Das Startchancen-Programm soll gezielt sozial benachteiligte Schüler*innen unterstützen. Ein Zehntel aller Schulen werden zusätzliches Geld erhalten. Gut, sagt SPD-Chefin Saskia Esken, aber für die Größe der Aufgabe nicht ausreichend.
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Die Leistungen deutscher Schüler*innen im Lesen, Schreiben und Rechnen haben sich in den vergangenen Jahren verschlechtert.
Vergangenen Freitag hat die Kultusminister*innenkonferenz Bund und Länder ein milliardenschweres Programm zur Förderung von Schulen in schwierigen sozialen Lagen, das sogenannte Startchancen-Programm, beschlossen. Dem vorausgegangen waren monatelange Verhandlungen in einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe. Zum 1. August 2024 soll das Programm starten, mit einer Laufzeit von zehn Jahren.
Unterstützung für ausgewählte Schulen
Die Leistungen deutscher Schüler*innen im Lesen, Schreiben und Rechnen haben sich in den vergangenen Jahren verschlechtert. Mit dem Startchancen-Programm wollen die Bildungspolitiker*innen von Bund und Ländern diese Entwicklung umkehren. Der Bund will in den nächsten zehn Jahren jeweils eine Milliarde Euro für das Programm bereitstellen. Die Länder sollen ebenfalls eine Milliarde dazugeben. Über den gesamten Zeitraum kommen so 20 Milliarden Euro zusammen.
Mit dem Geld sollen gezielt Schulen unterstützt werden, die einen besonders hohen Anteil an sozial benachteiligten Schüler*innen haben. Dazu werden nun 4.000 Schulen ausgewählt. Zum Vergleich: Im vergangenen Schuljahr gab es in Deutschland knapp 33.000 allgemeinbildende Schulen.
Lernförderung und zusätzliches Personal
40 Prozent der Mittel sind für die Infrastruktur und Ausstattung der Schulen gedacht. 30 Prozent sollen laut Bundesbildungsministerium für als „Chancenbudgets“ für „bedarfsgerechte Maßnahmen der Schul- und Unterrichtsentwicklung“ bereitgestellt werden. Konkret heißt das zum Beispiel: Nachhilfe oder zusätzliche Deutsch- und Mathekurse. Mit den verbleibenden 30 Prozent werden multiprofessionelle Teams gefördert. Also beispielsweise Sozialarbeiter*innen, Psycholog*innen oder IT-Expert*innen. Sie sollen die Lehrer*innen unterstützen. Rechnerisch könnte allein aus den Bundesmitteln an jeder Startchancen-Schule eine volle Stelle finanziert werden, heißt es aus dem Bundesbildungsministerium.
Esken: müssen Hälfte der Schulen erreichen
SPD-Chefin Saskia Esken zeigte sich zufrieden darüber, dass dieses „wichtige Programm jetzt vorankommt“. Gut sei, dass die Mittel ganz gezielt eingesetzt würden und nicht „mit der Gießkanne im ganzen Land verteilt“. So komme das Geld da an, wo es gebraucht werde, denn es gehe dabei um die Bekämpfung der Abhängigkeit des Bildungserfolgs vom Eltrenhaus, erklärte sie am Montag auf einer Pressekonferenz in Berlin. Gleichzeitig betonte Esken, dass das Startchancen-Programm für die Größe der Aufgabe nicht ausreiche. Denn „wir erreichen damit gerade mal ein Zehntel aller Schulen und müssten doch zumindest die Hälfte erreichen“. Ihrer Meinung nach sei Deutschland auch finanziell leistungsfähig genug, um diese Aufgabe zu stemmen.
In ihrem Leitantrag „Bildung“ hatte die SPD auf ihrem Bundesparteitag im Dezember einen „Deutschlandpakt Bildung“ beschlossen. Damit will die Partei erreichen, dass jede Schülerin und jeder Schüler einen qualifizierten Abschluss erreicht.
„Paradigmenwechsel” bei der Geldverteilung
SPD-Fraktionsvize Sönke Rix nannte die Einigung über das Startchance-Programm einen „Paradigmenwechsel“, weil die Mittel gezielt nach sozialen Kriterien verteilt würden und nicht nach Einwohnerzahl und Steueraufkommen. „So können wir in Zukunft Ressourcen gezielt dort einsetzen, wo sie am dringendsten benötigt werden“, sagte er.
Tatsächlich sollen anders als üblich die Sondermittel nicht nur über den sogenannten Königsteiner Schlüssel an die Bundesländer verteilt werden. Auch soziale Rahmenbedingungen sollen berücksichtigt werden. Das heißt: Länder mit einem hohen Anteil von Kindern und Jugendlichen aus armutsgefährdeten Familien oder mit Migrationsgeschichte erhalten mehr Geld. Die Länder sollen die Fördermittel dann – auf der Grundlage von Sozialkriterien – an einzelne Schulen verteilen.
ja, alles ist gut, was an den Folgen der Benachteiligung,
ansetzt, aber am wichtigsten wäre doch, die Benachteiligung selbst zu bekämpfen. Warum wird nicht jedem ein bedingungsloses Einkommen in auskömmlicher Höhe zur Verfügung gestellt. Dann wäre Schluss mit der Benachteiligung, dann gäbe es auch keine Folgen der Benachteiligung im Schulbereich