Inland

Einigung auf Haushalt: Wie die Ampel investieren und sparen will

SPD, Grüne und FDP haben sich auf einen Haushalt für das kommende Jahr geeinigt, der die Vorgaben des Verfassungsgerichts berücksichtigt. Die Regierung halte dabei an ihren drei Zielen fest, betont Bundeskanzler Olaf Scholz.

von Kai Doering · 13. Dezember 2023
Haben eine Lösung für den Haushalt 2024 gefunden: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesfinanzminister Christian Lindner (v.l.)

Haben eine Lösung für den Haushalt 2024 gefunden: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesfinanzminister Christian Lindner (v.l.)

Vor genau 28 Tagen brachte ein Urteil des Bundesverfassungsgericht die Planungen der Bundesregierung für den Haushalt für 2024 gehörig durcheinander. Die Bundesregierung darf Gelder für den Kampf gegen Corona nicht für den Klimaschutz verwenden, urteilten die Richter*innen in Karlsruhe im November. Die Ampel musste ihren Haushalt neu planen. Am Mittwoch haben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) die Eckpunkte vorgestellt.

Einsparungen in allen Ressorts

„Die Regierung hält an ihren Zielen fest“, betonte Scholz in einem Pressestatement im Kanzleramt. „Wir treiben den klimaneutralen Umbau unseres Landes kraftvoll voran. Wir stärken den sozialen Zusammenhalt. Und wir stehen eng an der Seite der Ukraine in ihrem Verteidigungskampf gegen Russland.“ 

Bei all dem müsse die Ampel aber mit deutlich weniger Geld auskommen. Auf 17 Milliarden Euro beziffert das Finanzministerium das Haushaltsloch. Um es zu stopfen, werde es Kürzungen und Einsparungen geben. „Die machen wir nicht gerne, sie sind aber nötig, damit wir mit dem Geld, das uns zur Verfügung steht, hinkommen“, sagte Scholz.

Einsparungen soll es nach dem Haushaltsentwurf in allen Ressorts geben. Die Förderung der Elektromobilität etwa soll früher auslaufen als geplant, auch bei der Solarenergie soll gekürzt werden, wie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sagte. „Das tut mir weh, aber das ist der Preis dafür, dass die zentralen Bestandteile, die Säulen des Klima- und Transformationsfonds erhalten bleiben“, begründete Habeck den Schritt.

Keine Steuererhöhungen, aber der CO2-Preis steigt

Steuererhöhungen soll es nicht geben, allerdings soll die CO2-Abgabe zum 1. Januar stärker steigen als bisher geplant. „Wir kehren auf den Preispfad der Großen Koalition zurück“, sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner zu dem Schritt. Der CO2-Preis würde damit auf 45 Euro pro Tonne steigen. Das sind fünf Euro mehr als bisher geplant. Verbraucher*innen zahlen ihn etwa über den Benzinpreis, der damit um etwa 3 bis 4 Cent pro Liter steigen dürfte.

Zudem sollen umweltschädliche Subventionen im Umfang von drei Milliarden Euro abgebaut werden. Mit dem Geld soll die geplante Senkung der Stromsteuer finanziert werden. Lindner kündigte auch eine Änderung bei der Plastikabgabe der Europäischen Union an. 1,4 Milliarden Euro, die zurzeit aus Steuereinahmen nach Brüssel überwiesen werden, müssten künftig von den Hersteller*innen von Plastikprodukten gezahlt werden.

Die Schuldenbremse soll eingehalten werden, mit Hintertürchen

„Wir werden Ausgaben priorisieren, ohne soziale Kürzungen vorzunehmen und Investitionen zu gefährden“, betonte Bundeskanzler Olaf Scholz in einer anschließen Regierungserklärung im Bundestag. „Es wird keine Reduzierung von sozialen Standards geben“, hatte zuvor schon Finanzminister Christian Lindner gesagt. All das soll gelingen, ohne im kommenden Jahr erneut die Schuldenbremse aussetzen zu müssen.

Allerdings hält sich die Bundesregierung eine Hintertür offen: Sollte die Situation in der Ukraine eine noch stärkere Unterstützung durch die Bundesrepublik erfordern, könnte sie im Bundestag ein erneutes Aussetzen der Schuldenbremse beantragen. Auch für die weiteren Zahlungen für die von der Flutkatastrophe im Ahrtal betroffenen Menschen prüft die Ampel einen solchen Schritt.

SPD-Haushälter Rohde: „Am Ende entscheidet der Deutsche Bundestag.“

Aus der SPD gab es zustimmende Stimmen zu den neuen Haushaltsplänen. „Wir beweisen heute, dass wir handlungsfähig sind“, sagte der haushaltspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion Dennis Rohde am Nachmittag im Parlament. 

Auch dass die Beratungen länger gedauert hätten, erklärte er. „Wir mussten uns die Zeit nehmen, weil wir nicht wollten, dass Schnellschüsse dabei herauskommen.“ Jetzt sei das Parlament am Zug. „Wir werden die Vorschläge nehmen, abwägen und am Ende entscheidet der Deutsche Bundestag“, so Rohde.

In diesem Jahr wird die Entscheidung allerdings nicht mehr fallen, da die vorgesehenen Fristen nicht einzuhalten sind. Die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion, Katja Mast, geht von einem Beschluss des Haushalts im Januar aus. „Auch das Parlament braucht Zeit, um sich die Einigung anzusehen und gegebenenfalls Dinge zu ergänzen“, sagte Mast in einem Pressegespräch am Mittwoch.

Für die Ausgaben des Staates bedeutet das eine vorläufige Haushaltsführung. Neue Ausgaben sind damit nicht möglich, bisherige Zahlungen laufen aber wie gewohnt weiter. „Ich gehe von einer vorläufigen Haushaltsführung von vier Wochen aus“, so Mast. „Wenn alle guten Willens sind, ist es möglich, den Haushalt in zweiter und dritter Lesung im Januar zu verabschieden."

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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7 Kommentare

Gespeichert von max freitag (nicht überprüft) am Do., 14.12.2023 - 07:13

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auch in stürmischer See- ein Hanseat halt, den wirft so leicht nichts um. Gut das wir Ihn an der Spitze haben, ich wusste es, dass er auch dieses Problem lösen wird, allen Unkenrufen zu trotz. Merz sollte sich schämen, hier die Vertrauensfrage zu stellen. Olaf Scholz hat das Vertrauen des Bundestags, er hat auch das Vertrauen weitere Teile der Bevölkerung. Das am rechten Rand herumgekrittelt wird- geschenkt, darauf kann und darf es nicht ankommen

halte ich mit folgender Ergänzung fest ...hier die Vertrauensfrage...in den Raum zu....stellen. Abgesehen davon sind wir uns ja wohl einig, dass Olaf Scholz mit zu den besten gehört, die je im Kanzleramt gesessen haben. Erführt die Regierung ebenso ruhig wie brilliant

Gespeichert von Peter Plutarch (nicht überprüft) am Do., 14.12.2023 - 10:37

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dass im nächsten Bundeshaushalt acht Milliarden Euro für Waffenlieferungen an die Ukraine aufgewendet werden, das sind volle vier Jahre an der mickrigen Kindergrundsicherung?

Wie will er erklären, dass er mitten in der dramatischsten Rezzesion der jüngeren deutschen Geschichte die Energiepreise weiter erhöht und damit zusätzlich der Volkswirtschaft Kaufkraft entzieht?

Wie erklärt er, dass er in einer Kaufkraftkrise mit Inflationsrisiko noch die Steuern erhöht?

Wie erklärt er den Verkauf der profitablen DB Tochter Schenker?

Wie bringt er sein Versprechen auf dem SPD Parteitag mit der Kürzung beim Arbeitsministerium in Höhe von 1,5 Mrd. Euro?

Die Ampel verschärft die Krise und verscherbelt das Tafelsilber. Und sie lässt sich von den USA die Ukraine als Mühlstein um den Hals hängen.

Das einzige was erreicht wurde ist, dass die Ampel ihre Existenz verlängert hat. Von einer Handlungsfähigkeit ist sie ebensoweit entfernt wie von einer Lösung der drängenden Probleme. Von einer Politik, die auch nur annähernd der Sozialdemokratie gerecht wird noch viel weiter.

Gespeichert von Peter Pilz (nicht überprüft) am So., 17.12.2023 - 09:15

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