International

Ukraines Präsident Selenskyj im Bundestag: „Ich danke dir, Deutschland!“

In einer viel beachteten Rede dankt der ukrainische Präsident Selenskyj im Bundestag den Deutschen für ihre Unterstützung. Zugleich warnt er vor einer Teilung seines Landes durch Russland. Gerade die Deutschen könnten diese Sorge gut verstehen.

von Lars Haferkamp · 11. Juni 2024
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankt den Deutschen am 11. Juni 2024 im Bundestag für ihre vielfältige und tatkräftige Hilfe: „Das werden wir Ihnen nie vergessen! Wir danken Ihnen!“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankt den Deutschen am 11. Juni 2024 im Bundestag für ihre vielfältige und tatkräftige Hilfe: „Das werden wir Ihnen nie vergessen! Wir danken Ihnen!“

In bewegenden Worten hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im Bundestag den Deutschen für ihre Hilfe im Abwehrkampf gegen Russland gedankt. Er richtete sich direkt an die Deutschen und sprach sie an mit „liebes deutsches Volk“. Selenskyj betonte gleich zu Beginn seiner Rede: „Als erstes möchte ich mich heute bei Ihnen allen bedanken, dass die Menschlichkeit in ihren Herzen obsiegt.“ Deshalb habe Deutschland sich engagiert. Es habe „die Schmerzen und die Leiden der Ukrainer“ wahrgenommen und geholfen: einfache Menschen, Städte und Gemeinden, Bundesländer und der Bund. „Ich danke dir, Deutschland!“, so Selenskyj.

Er dankte den anwesenden Politiker*innen im Bundestag – „jeder und jedem persönlich“ – für ihre Unterstützung der Ukraine. „Besonders dankbar" zeigte sich Selenskyj für die Entscheidung der Bundesregierung zur Lieferung von Patriot-Abwehrsystemen an sein Land. „Auf diese Weise haben Sie tausende Leben unserer Menschen gerettet. Ich danke Ihnen sehr!“ 

Selenskyj: „Das werden wir Ihnen nie vergessen! Wir danken Ihnen!“

Ebenso dankte er den Deutschen für die großzügige Aufnahme hunderttausender Ukrainer*innen, die vor dem Krieg in die Bundesrepublik geflohen sind. „Das werden wir Ihnen nie vergessen! Wir danken Ihnen!“

Selenskyj warnte vor einer neuen Spaltung Europas durch Russland. Er erinnerte an die Zeit vor dem Mauerfall. „Das geteilte Europa war niemals friedlich. Und das geteilte Deutschland war niemals glücklich.“ Die Deutschen wüssten es aus eigener Erfahrung und könnten die Ukrainer deshalb besonders gut verstehen, „warum wir so kämpfen gegen Versuche Russlands, uns zu teilen“. Warum die Ukraine „absolut alles“ tue, um eine Mauer durch die Ukraine zu verhindern. Kein Land solle dazu verurteilt sein, jahrzehntelang durch Stacheldraht zerrissen zu sein.

Russland soll sich für jedes Verbrechen verantworten

Der Schuldige am Angriffskrieg gegen die Ukraine „muss die Verantwortung tragen“, forderte Selenskyj. Er müsse sich verantworten „für jedes Verbrechen dieses Krieges“. Russland trage „die volle und grundsätzliche Verantwortung für den entfesselten Krieg“. Russland müsse für die von ihm zu verantworteten Schäden bezahlen. Nur durch Gerechtigkeit gebe es die historische Chance einer Gesundung. 

Nachdrücklich warnte Selenskyj vor Putin und seinen Plänen. „Er ist es gewohnt, zu unterwerfen.“ Und zwar nicht nur seine direkten Nachbarn. Die „russischen Mörder“ hätten auch in Syrien und Afrika gewütet, sie hätten „Georgien zerstört“, Moldawien geteilt, „Belarus auf die Knie gezwungen“. Russland dürfe kein „weiterer Marsch durch Europa“ erlaubt werden. „Es ist unser gemeinsames Interesse, dass Putin diesen Krieg verliert“, betonte der Präsident. 

839 Tage Widerstand der Ukrainer*innen gegen Russland

Er betonte das enge Bündnis mit Deutschland. Gemeinsam werde man Putin besiegen. „Wir werden das zusammen tun, mit dir, Deutschland. Die Ukraine wird euch immer dafür dankbar sein.“ 839 Tage halte die Ukraine nun schon dem russischen Angriff stand. Am Anfang des Überfalls habe keiner daran glauben könne. Doch mittlerweile habe man „bewiesen, dass Russland verlieren kann“.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas begrüßte Selenskyj zu Beginn der Sondersitzung des Bundestages „im Namen des ganzen Hauses“. Zwei Gruppen boykottierten allerdings die Sitzung: die AfD bis auf wenige Abgeordnete, das „Bündnis Sarah Wagenknecht“ komplett. Selenskyj wurde von den anwesenden Parlamentarier*innen sehr herzlich empfangen. Er erhielt viel Applaus und stehende Ovationen am Ende seiner Rede.

Bärbel Bas: Russische Kriegsverbrechen ahnden

In einfühlsamen Worten hatte Bas über die Kriegsgreuel gesprochen. „Die Menschen in der Ukraine leben in dauernder Angst vor russischen Angriffen. Angst vor Bomben auf Schulen oder Krankenhäuser, Angst vor dem Verlust ihrer Angehörigen.“ Bas bezeichnete die internationale Konferenz zum Wiederaufbau der Ukraine, die am 11. und 12. Juni in Berlin stattfindet und der Anlass für den Besuch Selenskyjs ist, als „starkes Signal, dass die Ukraine international breit unterstützt wird“. 

Die Bundestagspräsidentin versicherte Selenskyj: „Die Ukraine kann sich der Solidarität des Deutschen Bundestages sicher sein, in Kriegszeiten und beim Wiederaufbau.“ Sie zeigte sich überzeugt, dass die russischen Kriegsverbrechen an den Ukrainer*innen werden geahndet. „Das ist Deutschland, das ist Europa, das ist die demokratische Welt den Menschen in der Ukraine schuldig“, so Bas. „Wir sind es auch schuldig den verschleppten Kindern, den vergewaltigten Frauen und den ermordeten Zivilistinnen und Zivilisten.“

Weitere interessante Rubriken entdecken

1 Kommentar

Gespeichert von W. Merck (nicht überprüft) am Mi., 12.06.2024 - 14:37

Permalink

Es ist eine Schande, dass Vertreter der AfD der Rede nicht beigewohnt haben. Von der Partei BFW habe ich nichts anderes erwartet. Bisher habe ich die AfD gern gewählt. Damit ist es nun ein für allemal vorbei.