Nordsachsen: Wie es der SPD gelang, 120 Kommunalwahl-Plätze zu füllen
Rund 200 Mitglieder hat die SPD in Nordsachsen. Die 120 Plätze für die Kreistagswahl an diesem Sonntag konnte sie trotzdem alle vergeben. Wie ist ihr das gelungen?
SPD Nordsachsen
Nur einige der 120 Kandidat*innen für den Kreistag: Die SPD in Nordsachsen konnte wieder ihre Liste komplett füllen. Heiko Wittig (l.) hat daran einen großen Anteil.
Heiko Wittig war in den vergangenen Monaten viel unterwegs. „Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal einen ganzen Tag im Büro verbracht habe“, sagt der Vorsitzende im Kreistag von Nordsachsen. Von der Fläche her ist es der viertgrößte Landkreis Sachsens. Er hat jedoch die niedrigste Bevölkerungszahl. Rund 200.000 Menschen leben hier. Nur 200 von ihnen sind in der SPD.
Knapper Vorsprung vor der AfD
Und doch kandidieren 120 Personen bei der Kreistagswahl am 9. Juni für die Sozialdemokrat*innen. Die Liste ist komplett gefüllt. „Und zwar zum dritten Mal in Folge“, wie Heiko Wittig betont. Dabei hat nur ein Drittel der Kandidat*innen auch ein SPD-Parteibuch. Die meisten anderen hat Wittig persönlich von einer Kandidatur überzeugt. „Ich bin tausende von Kilometern durch den Landkreis gefahren“, berichtet er. Sein Ziel: Vor Ort bekannte Menschen zu fragen, ob sie auf der SPD-Liste kandidieren wollen.
„Wollt ihr die Demokratie in Nordsachen verteidigen oder dass die AfD die stärkste Kraft wird?“, sei eine seiner ersten Fragen gewesen, erzählt Heiko Wittig. Bei der Wahl 2019 holte die in Sachsen als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestufte Partei 19,4 Prozent der Stimmen und landete hinter der CDU auf dem zweiten Platz. Im Kreistag stellt sie 16 Mitglieder. SPD und Grüne, die hier „seit Jahr und Tag“ zusammenarbeiten, kommen gemeinsam auf 17 Abgeordnete.
Die SPD ist eine gefragte Partnerin
Nicht nur deshalb sei seine Fraktion ein gefragter Partner sowohl für die CDU als auch die Linke, die im Kreistag acht Mitglieder stellt, unterstreicht Heiko Wittig. „Wir können auf beiden Seiten Koalitionen bilden.“ Die wollen die Sozialdemokrat*innen nutzen, um etwa das Rufbus-System in Nordsachsen zu verbessern und sich gegen einen Verkauf der kommunalen Krankenhäuser stark zu machen. Auch das ist möglicherweise ein Grund dafür, dass unter den 120 Kandidat*innen für den Kreistag 21 Ärzte sind.
„Es treten aber auch Schulleiter, Physiotherapeuten und Vereinspräsidenten auf unserer Liste an“, erzählt Heiko Wittig. „Keiner von ihnen macht das, weil er die SPD-Politik auf Bundesebene so gut findet.“ Entscheidend seien die Themen vor Ort. Wittig selbst sitzt seit 30 Jahren im Kreistag, ist Fraktionsvorsitzender und Geschäftsführer. „Die Arbeit macht immer noch sehr viel Spaß“, sagt er. Umso wichtiger sei es, die bestehenden Mehrheitsverhältnisse zu halten, damit Nordsachen nichts nicht rechts kippt. „Das kann uns nur gelingen, wenn wir gute Leute aufstellen.“
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.
Wie es der SPD gelang, 120 Kommunalwahl-Plätze zu füllen
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