Mit zwei Jahren Verspätung: Wie Angela Hohmann in den Bundestag einzog
Weil in Berlin die Bundestagswahl zum Teil wiederholt wird, zieht in Niedersachsen Angela Hohmann in den Bundestag ein. Celle bekommt damit schon eine*n zweite*n SPD-Abgeordnete*n während der laufenden Legislaturperiode.
SPD
Plötzlich im Bundestag: Angela Hohmann zieht durch die Wiederholung der Bundestagswahl in Berlin verspätet ins Parlament ein.
Es war eine kurze Nacht für Angela Hohmann. „Um zwei war ich im Bett, um fünf musste ich schon wieder aufstehen“, erzählt die 60-Jährige am Telefon. Dass sie künftig dem Bundestag angehören wird, erfuhr sie erst nach Mitternacht. „Wir saßen mit ein paar Leuten bei mir zuhause und haben regelmäßig die Internetseite der Bundeswahlleiterin aktualisiert.“ Um ein Uhr herrschte dann Gewissheit: Angela Hohmann zieht in den Bundestag ein.
Getrübte Freude über den Bundestagseinzug
Hintergrund ist die teilweise Wiederholung der Bundestagswahl, die am Sonntag in Berlin stattfand. Wegen grober Fehler im September 2021 musste die Wahl in 455 Wahlbezirken wiederholt werden. Aufgrund der geringeren Wahlbeteiligung als vor zweieinhalb Jahre verlor die SPD einen Sitz in der Hauptstadt. Stattdessen ging dieser nach Niedersachsen, genauer an Angela Hohmann, die nächste Nachrückerin auf der Landesliste. Sie wird nun die Berlinerin Ana-Maria Trăsnea ersetzen, die bisher den Wahlkreis Treptow-Köpenick vertrat.
„Für Ana-Maria tut mir das sehr leid“, sagt Angela Hohmann. Das Ausscheiden der Berliner Genossin trübt ihre eigene Freude über den Bundestagseinzug. Und auch in die eigene Lebensplanung passt die neue Aufgabe nicht so hundertprozentig. „Ich bin vor fünf Jahren in den Vorruhestand gegangen“, berichtet Hohmann, die 37 Jahre lang ohne Unterbrechung für eine Krankenkasse gearbeitet hat. Die neue Freiheit habe sie sehr genossen. „Ich mache regelmäßig Sport und habe viel Gewicht verloren.“
Seit Dezember im SPD-Parteivorstand
Dass sie ihr Mandat annehmen wird, steht für Angela Hohmann trotzdem außer Frage. „Das bin ich der SPD schuldig“, sagt sie. Viel Zeit zum Nachdenken sei ihr aber bisher auch nicht geblieben. Es habe nicht lange gedauert, bis sich am Montag die ersten Medien bei ihr gemeldet hätten. Auf diverse Telefon-Interviews folgten zwei Drehs mit Kamera-Teams in der Celler Innenstadt. „Ich habe es kaum geschafft, zwischendurch mal etwas zu essen“, berichtet Angela Hohmann.
Der richtige Stress dürfte aber noch kommen. Als neue Abgeordnete muss sie sich um Mitarbeiter*innen in Berlin und in Celle kümmern, auch eine Bleibe in Berlin hat Angela Hohmann noch nicht. Immerhin die Strecke in die Hauptstadt kennt sie schon: Auf dem Parteitag im Dezember wurde sie in den Bundesvorstand der SPD gewählt und hat seitdem schon an einigen Sitzungen im Willy-Brandt-Haus teilgenommen.
Zwei Abgeordnete aus Celle: Das hat es noch nicht gegeben
Die nächste findet am kommenden Montag statt. Danach will sie sich dann schon mal ihren neuen Arbeitsplatz anschauen. „Dirk-Ulrich Mende hat versprochen, dass er mich ein bisschen herumführt.“
Der frühere Celler Oberbürgermeister gehört selbst erst seit einem Jahr dem Bundestag an: Als Direktkandidat für den Wahlkreis Celle-Uelzen stand Mende auf der Landesliste einen Platz vor Angela Hohmann und rückte im Januar 2023 für Andreas Philippi nach, der kurz zuvor zum Sozialminister von Niedersachen ernannt worden war. „Zwei SPD-Abgeordnete aus Celle, das hat es noch nie gegeben“, sagt Angela Hohmann.
Im Bundestag will sie sich vor allem die politischen Schwerpunkte Soziales, Gesundheit Finanzen und setzen. „Ich mache mir da aber keine Illusionen, dass andere Abgeordnete für mich ihre Ausschüsse aufgeben.“ Vermutlich wird Angela Hohmann die Themen übernehmen, um die sich bisher Ana-Maria Trăsnea gekümmert hat. Neben dem Familienausschuss könnte sie sich auch dem für Digitales widmen.
Die erste Bundestagssitzung im März
Zu Angela Hohmanns bisherigen Aufgaben passt das ganz gut. Seit 2006 ist sie Kreistagsabgeordnete im Landkreis Celle, seit 2021 Vorsitzende der SPD-Fraktion. „Nach der Kommunalwahl halten wir ein buntes Bündnis zusammen“, erzählt Hohmann. „Dagegen ist die Ampel nichts.“ Kein Wunder also, dass die Gratulationen zum Bundestagseinzug am Montag aus allen Parteien kamen.
Bis es für Angela Hohmann so richtig losgeht, ist jedoch noch etwas Zeit. Der Bundeswahlausschuss will am 1. März tagen und dann das Ergebnis der Bundestagswahl endgültig feststellen. Erst dann wird Angela Hohmann wohl den Brief bekommen, in dem ihr mitgeteilt wird, dass sie von nun an dem Bundestag angehört. Ihre erste Sitzungswoche dürfte dann am 11. März beginnen.
Dass die Zeit bis dahin entspannter wird, darauf darf Angela Hohmann aber wohl nicht hoffen.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.
Fantastisch, Zuwachs in der
Bundestagsfraktion, und auch noch weiblich. Damit geht es weiter aufwärts mit der feministischen Politik, sei es die Innenpolitik, die Außenpolitik, oder welches Politikfeld auch immer. Herrliche Zeiten sind es, denen wir entgegengeführt werden