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Lebenstraum Bundestag: Ana-Maria Trăsnea rückt ins Parlament nach

Sie war die jüngste Staatssekretärin in der Geschichte des Bundeslandes Berlin. Nun rückt Ana-Maria Trăsnea in den Bundestag nach und erfüllt sich damit einen Lebenstraum.
von Jonas Jordan · 16. Mai 2023
Ana-Maria Trăsnea im Bundestagswahlkampf 2021
Ana-Maria Trăsnea im Bundestagswahlkampf 2021

Von einer turbulenten Zeit zu sprechen, dürfte mit Blick auf das Leben von Ana-Maria Trăsnea in den vergangenen beiden Jahren fast eine Untertreibung sein. „Wir hatten Dauer-Ausnahmezustände“, sagt die 29-Jährige selbst im Gespräch mit dem „vorwärts“. Doch von Anfang an: Im Jahr 2021 kandidiert sie bei der Bundestagswahl für die SPD im Berliner Wahlkreis Treptow-Köpenick. Mit Platz sechs auf der Landesliste schrammt sie nur knapp am Einzug in den Bundestag vorbei.

Jüngste Staatssekretärin in der Geschichte Berlins

Stattdessen tut sich eine neue Option auf: Die damalige Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey macht sie im Dezember 2021 zur Bevollmächtigten des Landes Berlin beim Bund und Staatssekretärin für Engagement-, Demokratieförderung und Internationales in der Senatskanzlei. Mit zu diesem Zeitpunkt 27 Jahren ist sie die jüngste Staatssekretärin in der Geschichte des Bundeslandes. Keine eineinhalb Jahre später, nach der erneuten Parlamentswahl in Berlin und dem Regierungswechsel von Rot-Grün-Rot zur großen Koalition aus CDU und SPD, steht auch für Trăsnea ein erneuter Wechsel an: Sie rückt in den Bundestag nach.

Weil Cansel Kiziltepe in Berlin Senatorin für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung wird, erfüllt sich für Trăsnea ein „unglaublicher Traum“. Seit dem 16. Mai gehört sie der SPD-Bundestagsfraktion an. „Ich freue mich sehr und habe große Lust darauf“, sagt sie. Dieser Weg ins Parlament hat für sie auch etwas mit der Stadt zu tun, in der er möglich war. „Für mich ist Berlin die Stadt der Chancen, die Erfüllung des German Dreams. Egal, wer du bist, du kannst werden, was du willst“, sagt die junge Sozialdemokratin, die mit ihrer eigenen Lebensgeschichte stellvertretend dafür steht.

Ehrenamt gegen Einsamkeit

2007 kommt sie nach der Scheidung ihrer Eltern aus Rumänien nach Deutschland. Sie spricht kaum Deutsch, ist in der Schule meist Einzelgängerin. „Während die anderen fleißig ihre Hausaufgaben gemacht oder Tests geschrieben haben, stand ich immer noch mit meinem kleinen Wörterbuch da und habe einzelne Sachen nachgeschaut“, erzählt sie im Jahr 2020 im Gespräch mit dem „vorwärts“. Doch sie gibt nicht auf, engagiert sich. Ehrenamt als Mittel gegen Einsamkeit. „Ich werde nie vergessen, welche Chancen diese Stadt ihr geboten hat“, sagt sie heute.

Trăsnea möchte ein Vorbild für andere Frauen sein und zeigen, was möglich ist. So wie nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine, als sie „mitten im Sturm“ stand und quasi über Nacht mithelfen musste, die ukrainische Community in Berlin zu integrieren. Die Herausforderungen in diesem Job waren eine gute Schule. „Ich habe in dieser Zeit unheimlich viel gelernt“, sagt sie. Ihren Job als Staatssekretärin habe sie sehr gerne gemacht. Deswegen sei es auch nicht leicht gewesen, „über die eigene Abschaffung zu verhandeln“, erzählt sie.

Alle Szenarien mit Landesvorsitzenden besprochen

Und doch war es mitnichten so, dass sie ihren Job verlor. „Ich habe alle Szenarien mit den Landesvorsitzenden besprochen“, berichtet Trăsnea, die sich auf ihre neue Aufgabe im Parlament freut. Von 2016 bis 2021 sammelt sie Erfahrung auf kommunaler Ebene im Bezirk Treptow-Köpenick, zeitweise als stellvertretende Fraktionsvorsitzende, dann die Landesebene und nun der Bundestag.

„Ich freue mich schon, sie alle kennenzulernen“, sagt sie über ihre neuen Fraktionskolleg*innen. Die Berliner Abgeordneten kennt sie bereits aus ihrer früheren Tätigkeit, als sie als Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund auch an den Landesgruppensitzungen teilnahm. Und die 29-Jährige freut sich auch, nicht mehr die Jüngste zu sein, sondern eine von rund 50 Jusos innerhalb der SPD-Bundestagsfraktion. Noch ist nicht klar, in welchem Ausschuss Trăsnea künftig sitzen wird. Ohnehin will sie „erst mal ganz ruhig ankommen und das Einmaleins des Bundestages kennenlernen“.

Gysi Wahlkreis streitig machen

Da kommt es ihr sicher entgegen, dass es nur noch weniger als zwei Monate sind, bis die parlamentarische Sommerpause beginnt. Die Zeit will Trăsnea nutzen, um in ihrem Wahlkreis Unternehmen und soziale Einrichtungen zu besuchen, sich bekannt machen und ins Gespräch kommen. Denn ihr Fernziel ist klar: Bei der Bundestagswahl 2025 will sie Gregor Gysi den Wahlkreis streitig machen und nach dann 23 Jahren wieder für die SPD das Direktmandat gewinnen.

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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